NKG e.V: Fachkräftemangel größte Herausforderung für niedersächsische Krankenhäuser

Krankenhäuser in Niedersachsen steigern durch verschiedene Maßnahme die Arbeitsplatzattraktivität und engagieren sich intensiv in der Ausbildung – Mehr als die Hälfte der Krankenhäuser mit negativem Jahresergebnis

Hannover. Die größte Herausforderung für 2020 sehen die niedersächsischen Krankenhäuser im Fachkräftemangel. Dies ergibt eine Umfrage unter den 172 Krankenhäusern in Niedersachsen, an der 81 % teilgenommen haben. 94 % der Krankenhäuser berichten, dass es schwierig bzw. sehr schwierig sei, offene Stellen im ärztlichen Dienst zu besetzen. Für den Pflegedienst gaben dies 92 % an.

„Umso erfreulicher ist es bei diesen Werten, dass es trotzdem einem Großteil der Krankenhäuser gelungen ist, die Anzahl der Vollkräfte in den letzten drei Jahren zu steigern. 52 % gaben an, die Anzahl der Vollkräfte im ärztlichen Dienst gesteigert zu haben und sogar 57 % konnten dies im Pflegedienst erreichen“, fasst NKG-Verbandsdirektor Helge Engelke zusammen.

Um die Attraktivität zu erhöhen, haben die Häuser zahlreiche Maßnahmen umgesetzt. Rund 91 % der Krankenhäuser bieten ein Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) an. 60 % der Krankenhäuser ergreifen Maßnahmen, um ihre Mitarbeiter von der Dokumentation zu entlasten. „Außerdem haben die Krankenhäuser in Niedersachsen auch zahlreiche weitere Maßnahmen ergriffen, um die Arbeitsplatzattraktivität zu steigern. Beispielsweise bieten alle Krankenhäuser Aus- Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten an. Ein weiterer Bereich ist die Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Beispielsweise bieten etwa 63 % der Krankenhäuser Angebote zur Kinderbetreuung an und 58 % verfolgen das Konzept des „verbindlichen Freis“, bekräftigt Dr. Hans-Heinrich Aldag, Vorsitzender der NKG.

„Zur langfristigen Reduzierung des Fachkräftemangels bieten die Krankenhäuser zahlreiche Möglichkeiten zur Ausbildung an. Neben den klassischen Berufen, wie zum Beispiel die Ausbildung zur Pflegefachfrau/-mann oder zur Hebamme, werden auch weitere Ausbildungsgänge, wie zum Beispiel Kaufmann/-frau im angeboten“, schildert Dr. Aldag. Insgesamt bieten rund 83 % der Krankenhäuser mindestens einen Ausbildungsgang an. Im Median sind 60 % der Ausgebildeten nach drei Jahren noch im Unternehmen tätig. Zum einen deutet dies auf die enge Zugehörigkeit zum Unternehmen hin, zum anderen wird damit deutlich, dass Krankenhäuser häufig nicht nur für den eigenen Bedarf ausbilden, sondern auch für andere Bereiche, wie zum Beispiel die ambulante und stationäre Pflege.

Die Arbeitsplatzattraktivität im Krankenhaus wird aber auch zu großen Teilen von äußeren Rahmenbedingungen beeinflusst. „Besonders häufig wird von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der hohe Dokumentationsaufwand betont. Kritisch ist hier, dass der Dokumentationsaufwand in den letzten Jahren durch zahlreiche Eingriffe des Gesetzgebers nochmals erheblich gestiegen ist“, führt Helge Engelke aus. So gaben 91 % der Krankenhäuser an, dass sich der Dokumentationsaufwand in den letzten Jahren stark bzw. sehr stark erhöht hat. Bezogen auf den ärztlichen Dienst gaben dies immer noch rund 87 % an, für den Pflegedienst sogar 91 %. Der Anstieg wird vor allem auf die MDK-Prüfungen (76 %) zurückgeführt. Diese bedingen eine immer detailliertere und genauere Dokumentation, da für den MDK gilt: nicht dokumentiert ist nicht erbracht. Aber auch andere Faktoren, wie zum Beispiel das (69 %) und die Pflegepersonaluntergrenzen (58 %) haben zu einem weiteren Anstieg des Dokumentationsaufwandes geführt.

„Der NKG-Indikator 2019 zeigt, dass sich die Situation für die Krankenhäuser erneut nicht verbessert hat. Im Gegenteil: Die Jahresergebnisse 2018 der Krankenhäuser haben sich im Vergleich zum Vorjahr verschlechtert. Weniger als die Hälfte der Krankenhäuser konnte ein positives Jahresergebnis erzielen“, führt Dr. Aldag aus. 52,5 % haben lediglich ein negatives bzw. ein ausgeglichenes Ergebnis erzielt. Auch die Erwartungen für 2019 und 2020 lassen keine Verbesserung erhoffen. „Basierend auf den Ergebnissen der ersten beiden Quartale 2019 rechnen 38,1 % mit einem negativen und 27,3 % mit einem ausgeglichenen Jahresergebnis in 2019. Insgesamt sind somit 65,4 % der niedersächsischen Krankenhäuser langfristig in ihrer Existenz bedroht“, erläutert Dr. Aldag die schwierige Situation der Krankenhäuser.

Das im Jahr 2020 erstmalig anzuwendende Pflegebudget wird von den meisten Krankenhäusern nicht als Verbesserung angesehen. „Mit dem Pflegebudget erfolgt ab 2020 eine separate und grundsätzlich vollständige Refinanzierung der Kosten der Pflege am Krankenhausbett. Dafür müssen Beträge aus den bisherigen vollpauschalen Vergütungen, den DRGs, herausgerechnet werden“, erläutert Helge Engelke. Diese grundlegende Umstellung der Vergütungssystematik musste aufgrund von gesetzlich vorgegebenen Fristen in kürzester Zeit vorgenommen werden. „Lediglich 17 % der Krankenhäuser rechnen dadurch mit einer Verbesserung der wirtschaftlichen Situation. Mit 55 % rechnen mehr als die Hälfte der Krankenhäuser damit, dass sich durch das Pflegebudget die wirtschaftliche Situation weiter verschlechtert“ führt Helge Engelke weiter aus. Hochstrittig ist, ob in den Verhandlungen mit den Krankenkassen dafür gesorgt wird, dass das ausgegliederte Geld vollständig im Pflegebudget ankommt.

„Die aktuellen Entwicklungen lassen keine Besserung erkennen. Durch das MDK-Reformgesetz wird sich der wirtschaftliche Druck auf die Krankenhäuser noch einmal entscheidend erhöhen. Die durch das Gesetz geschaffenen Strafzahlungen werden erhebliche Ressourcen ungerechtfertigterweise von den Krankenhäusern abziehen“, stellt Helge Engelke fest. Ein dringendes Umdenken ist notwendig. Die muss wieder mit den Krankenhäusern und den dort Beschäftigten und für die Patienten gemacht werden.

: NKG-Indikator 2019 Wirtschaftliche Situation der Krankenhäuser in Niedersachsen – Schwerpunkt Ausbildung und Arbeitsplatzattraktivität (PDF, 162KB)

Pressemitteilung: Niedersächsische Krankenhausgesellschaft e.V.

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