Krankenkasse rechnet vor: Corona: Intensiv-Patient kostet bis zu 92 000 Euro

Eine Ärztin betreut einen Corona-Patienten auf der Intensivstation

Eine Ärztin betreut einen Corona-Patienten auf der Intensivstation

Foto: Christoph Soeder/dpa
Von: Luisa Volkhausen

3640 Corona-Intensivpatienten liegen derzeit in den deutschen Krankenhäusern. Doch wie viel kosten sie eigentlich?

Fakt ist: Die Behandlung von schweren Corona-Fällen ist teuer. Rechnet man alle eingereichten Krankenhausrechnungen – auch die der leichten Verläufe – zusammen, kommt die AOK auf Durchschnittskosten von 10 200 Euro pro Patient.

Aber die Kostenschere geht sehr weit auseinander. Die Auswertung des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) weist aus:

▶︎ Behandlungen OHNE Beatmung: rund 5800 Euro.

▶︎ Behandlungen MIT Beatmung: rund 34 200 Euro.

Eine AOK-Sprecherin zu BILD: „Die Abweichungen können im Einzelfall beträchtlich sein. So schlagen die zehn Prozent der beatmungspflichtigen Patienten mit den höchsten Kosten mit über 77 000 Euro zu Buche.“

▶︎ Die Durchschnittskosten für Fälle, die eine Behandlung mit „künstlicher Lunge“ (ECMO) erhalten haben, beliefen sich sogar durchschnittlich auf 92 000 Euro.

Die Kosten für die Behandlung eines Corona-Patienten variieren stark, je nachdem ob ein Patient invasiv beatmete werden muss

Die Kosten für die Behandlung eines Corona-Patienten variieren stark, je nachdem ob ein Patient invasiv beatmete werden muss

Foto: Christoph Soeder/dpa

In diese Berechnungen eingeflossen sind 182 000 Corona-Fälle, die zwischen dem 1. März 2020 und dem 31. Mai 2021 im Krankenhaus aufgenommen worden sind, und bei denen bereits der Rechnungsbetrag vorliegt.

Warum ist die Kosten-Aufstellung so kompliziert?

Wirklich valide Zahlen werden die Krankenkassen vermutlich erst lange nach Pandemie-Ende herausgeben können. Denn die Berechnung ist nicht nur langwierig, sondern auch kompliziert.

Grund 1: Corona kann in den Abrechnungen nicht als Hauptdiagnose angegeben werden. Heißt: Es ist bisher nicht auf einen Blick ersichtlich, ob Patienten, deren Daten eingeflossen sind, mit oder wegen Corona im Krankenhaus gelegen haben.

Grund 2: Viele Erkrankte wurden von einem Krankenhaus in ein anderes verlegt. Die Kosten für mehrere Klinikaufenthalte werden allerdings nicht zusammengezählt, sondern gehen getrennt in die Auswertung ein.

Grund 3: „Über 200 Kalkulationskrankenhäuser liefern ihre Kostendaten für alle Behandlungen in einem Zeitverzug von zwei Jahren zur Weiterentwicklung der Fallpauschalen“, heißt es von der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG).

„Bisher war dieser Zeitversatz kein relevantes Problem, weil sich der Behandlungsaufwand im Krankenhaus nicht sprunghaft entwickelt“, so ein DKG-Sprecher zu BILD. „In einer Pandemie ist die Situation natürlich komplett anders. Darauf ist das Finanzierungssystem der Krankenhäuser in Deutschland nicht eingestellt.“

Wie hoch die Kosten für die Krankenhäuser sind, das kann die DKG allerdings jetzt schon kalkulieren.

▶︎ Rund 14 Prozent der „schweren Fälle“ sind Corona-Patienten, die beatmet werden müssen und länger als 48 Stunden auf der Intensivstation liegen. Für diese Patienten kommt die Deutsche Krankenhausgesellschaft auf Kosten von mehr als 28 000 Euro.

Fast 10 000 Euro davon entfallen auf die Kosten für das Pflegepersonal, mehr als 18 000 Euro sind Kosten für die Krankenhausinfrastruktur.

▶︎ Rund vier Prozent der „schweren Corona-Fälle“ sind Fälle, bei denen die Patienten mehr als zehn Tage beatmet werden müssen. Ein solcher Fall kostet das Krankenhaus mehr als 81 000 Euro!

Rund 24 000 Euro davon sind Personalkosten, fast 57 000 Euro sind Kosten für die Krankenhausinfrastruktur und medizinische Utensilien.

Wie lang ist die Behandlungsdauer?

Wie lange Corona-Patienten im Schnitt im Krankenhaus liegen, kann die DKG aktuell noch nicht beziffern.

„Einzelne Kliniken berichten über durchschnittliche Liegedauern zwischen zehn und 15 Tagen“, so ein Sprecher zu BILD – aber: Wie lange ein Corona-Patient im Krankenhaus liegt, variiert sehr stark.

„Es gibt schwer kranke Intensivpatienten, die länger als sechs Monate auf der Intensivstation liegen“, so die DKG. „Die durchschnittliche Liegedauer hängt damit sehr vom behandelten Patientenklientel und der Schwere der Erkrankungen ab.“

Ob sich die Liegedauer der Covid-Patienten mit der Omikron-Variante verändert, ist laut Deutscher Krangenhausgesellschaft noch nicht zu beurteilen.

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