Südbrandenburg - Klinikum Elbe-Elster schränkt Versorgung ein

Fr 17.11.23 | 14:04 Uhr
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Blick auf den Standort Finsterwalde des Elbe-Elster-Klinikums (Foto: rbb)
Video: rbb24 Brandenburg aktuell | 16.11.2023 | Phillipp Manske | Bild: rbb Screenshot

Das Klinikum Elbe-Elster mit seinen drei Standorten in Herzberg, Elsterwerda und Finsterwalde ist in finanziellen Schwierigkeiten. Der Aufsichtsrat hat daher beschlossen, Stationen zu schließen und die Versorgung zu bündeln.

 
  • Stationäre Versorgung ab Juni 2024 größtenteils in Elsterwerda und Herzberg
  • Stationen in Finsterwalde werden umfassend eingeschränkt
  • Schließung der Gynäkologie, der Geburtshilfe und der Pädiatrie in Herzberg

Das in finanzielle Schwierigkeiten geratene Elbe-Elster-Klinikum mit Krankenhäusern in Herzberg, Elsterwerda und Finsterwalde steht vor einschneidenden Umstrukturierungen. Wie das Klinikum am Donnerstag mitteilte, hat der Aufsichtsrat der Elbe-Elster-Klinikum GmbH dafür gestimmt, die Versorgung an den Standorten einzuschränken oder zusammenzulegen.

So soll die stationäre Versorgung ab Juni kommenden Jahres in Elsterwerda und Herzberg konzentriert werden. In Finsterwalde soll nur die psychiatrische Abteilung bleiben.

Eine medizinische Basisversorgung inklusive einer Notfallversorgung in Finsterwalde müsse aber nach der Konsolidierung der Standorte etabliert werden, hieß es. Ein konkretes Konzept dazu müsse aber noch erarbeitet werden, so das Klinikum auf Nachfrage von rbb24.

Am Standort Herzberg soll die Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe zum Jahresende schließen, Mitte des kommenden Jahre würde dann den Plänen zufolge die Pädiatrie ebenfalls geschlossen werden.

Mit den Mitarbeitenden werde aktuell ein Konzept für eine ambulante pädiatrische Tagesklinik in Herzberg erarbeitet. Auch die Möglichkeit eines von Hebammen geführten Kreissaales werde für den Standort geprüft.

Finanzielles Millionen-Defizit

Zur Begründung hieß es, dass die Auslastung an den drei Standorten aktuell nur bei 50 Prozent liege. Auch sei es durch den Fachkräftemangel sehr kostspielig, Ersatz zu holen, um die Versorgung aufrechtzuerhalten.

Bereits in den vergangenen Monaten hatte das Klinikum seine finanziellen Schwierigkeiten öffentlich gemacht. Für das Jahr 2023 ergibt sich nach Mitteilung am Donnerstag ein Defizit von rund neun Millionen Euro.

In der Mitteilung des Hauses heißt es weiter: "Wie etwa 70 Prozent der Krankenhäuser bundesweit, ist auch das Elbe-Elster Klinikum durch die unzureichende Vergütung der Krankenhausleistungen sowie der bislang vom Bundesgesundheitsminister abgelehnten Finanzierung der Krankenhäuser bis zur Umsetzung der Krankenhausreform in finanzielle Schwierigkeiten geraten."

Landrat: Erstmal sichern - dann umgestalten

Für die Zukunft benötige man im Landkreis Elbe-Elster eine Krankenhausversorgung, die auch einer immer älteren Gesellschaft gerecht werde, wird Elbe-Elster-Landrat Christian Jaschinski in der Mitteilung des Klinikums zitiert: "Ziel dieser hochgradig gravierenden Einschnitte ist ausschließlich die Sicherung des Bestandes der Elbe-Elster Klinikum GmbH, um überhaupt eine Chance zu haben, den vor dem stationären Gesundheitssektor liegenden Reform- und Veränderungsprozess zu erleben, zu überleben und für unsere Region sinnvoll zu gestalten."

Der Landrat betonte, er sehe den Bund in der Verantwortung, wirtschaftliche Risiken für Kliniken bundesweit abzufedern, um sie in Transformationsprozessen zu unterstützen.

Bürgermeister zeigen Unverständnis

Der Finsterwalder Bürgermeister Jörg Gampe will die Pläne nicht akzeptieren. "Das ist eine Katastrophe für die Gesundheitsversorgung in der Region. Für uns ist das nicht nachvollziehbar", sagte er rbb24.

Ein Einwohnerantrag zum Erhalt der stationären Gesundheitsversorgung wurde dem Kreistag bereits im Oktober übergeben. Er wurde mehr als 9.000 mal unterschrieben. Im August hatten rund 2.000 Menschen in Finsterwalde für den Erhalt des Standortes demonstriert.

Diese Bemühungen scheine der Landkreis zu ignorieren, so Gampe weiter. Er sagt: "Wir werden weiter kämpfen".

"Die ganze Art und Weise ist eine Sauerei", meint Herzbergs Bürgermeister Karsten Eule-Prütz. "Der Aufsichtsrat saß am Dienstag zusammen. Man hat den ganzen Tag Zeit gehabt, um Bürgermeister und betroffene Kommunen zu informieren."

Die Bürgermeister hätten erst mit der Öffentlichkeit über die geplanten Maßnahmen erfahren, so Eule-Prütz weiter. "Dass da was passiert, war uns allen klar. Aber die Art und Weise geht nicht."

Endgültige Entscheidung liegt beim Kreistag

Ob die vom Aufsichtsrat des Klinikums geplanten Umstrukturierungen umgesetzt werden, liegt schlussendlich beim Kreistag. In seiner nächsten Sitzung am 11. Dezember soll darüber entschieden werden. Dann soll auch über die Zulässigkeit des übergebenen Einwohnerantrags diskutiert werden.

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 16.11.2023, 19:30 Uhr

50 Kommentare

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  1. 50.

    Eine Klinik/Krankenhaus pro 60 000 Einwohner: innen im Landkreis, wären OK - macht bei Hunderttausend Einwohner: innen, dann Zwei Kliniken/Krankenhäuser.
    3 Kliniken/Krankenhäuser ist damit reiner Luxus, für Elbe -Elster oder andere dünnbesiedelte Landkreise in Brandenburg.
    60 000 Einwohner:innen im Landkreis= 1 Klinik/Krankenhaus

  2. 49.

    Kleine Kliniken, in überversorgten Landkreisen, müssen jetzt endlich mal, geschlossen werden.
    3 Klinik Standorte bei gerade einmal 100 000 Einwohner in Elbe-Elster, ist viel zu viel.
    2 Krankenhäuser in Elbe-Elster für eine stark schrumpfende Bevölkerung, sind vollkommen ausreichend.

  3. 48.

    Ist nicht das Krankenhaus Finsterwalde, das Krankenhaus was am meisten miese machr bzw. In finanzieller Schieflage sich befindet! Die geringe Auslastung der Krankenhäuser im Landkreis trägt auch dazu bei. In der Lausitzer Rundschau sind heute interessante Artikel zum Krankenhausreform zu lesen. Das trifft auch voll für den Landkreis Elbe -Elster zu.

  4. 47.

    9 Millionen Defizit bei 3 großen Krankenhäuser und das Geld ist dafür nicht da ? Wo setzt den unsere Politik seine Prioritäten? Sollte jeder mal nachdenken wenn er nächstes Jahr hoffentlich sein Kreuz an der richtigen Stelle auf dem Wahlzettel macht

  5. 46.

    Viele Kliniken/Krankenhäuser in Deutschland/Brandenburg, geraten in finanzielle Schieflage.
    Selbst in größeren Städten, wie Brandenburg an der Havel (74 000 Einwohner), hat das städtische Klinikum um bestimmte Fachabteilungen und ums Überleben, zu kämpfen.
    Da, läuft etwas grundsätzlich schief in der Gesundheitspolitik in der Bundesrepublik und damit auch in Brandenburg.
    Kliniken/Krankenhäuser gehören zur wichtigen Daseinsvorsorge, im Flächenland Brandenburg und sollten ausgebaut/gut finanziert und nicht abgewickelt werden.

  6. 45.

    Man hätte eher in Herzberg oder Elsterwerda, schließen sollen und nicht in Finsterwalde !!!
    Meine Eltern sind Beide Über 80 und sind auf ein gutes Krankenhaus in der Umgebung angewiesen, genau wie Zig Andere in der Region auch
    Die Bevölkerung in Südbrandenburg/Brandenburg wird immer Älter und damit immer Kränker und benötigt eine gute Versorgung in der Nähe.
    Jüngere, so wie meine Frau und Ich, fahren für größere Eingriffe, zum Beispiel nach Cottbus - meine alten Eltern, wollen bzw. können das überhaupt nicht mehr.

  7. 43.

    Ein Landkreis mit Hunderttausend Einwohner: innen (Tendenz, stark fallend) benötigt 3 Krankenhaus Standorte ???

  8. 42.

    Richtig, und dieses Verhältnis stimmt in Fiwa, und in Herzberg eher nicht.

  9. 41.

    Qualität ist auch in kleineren Häusern möglich. (ich wurde vor ein paar Monaten in Finsterwalde operiert)
    Und wie schon geschrieben: in unserem dünn besiedelten Landkreis sind wir das größte Städchen und mit den Dörfern und Städten (Doberlug-Kirchhain, Sonnewalde) rundherum gehört ein Krankenhaus dazu.

  10. 40.

    Die Anzahl der Krankenhäuser/Kliniken in Brandenburg, muss im Verhältnis zur Einwohnerzahl stehen.
    Und da, muss jeder Landkreis in Brandenburg überprüft werden.
    In welchen Landkreisen, fehlen Fachabteilungen, Kliniken und Krankenhäuser und wo müssen Abteilungen, Kliniken und Krankenhäuser, geschlossen werden !?
    Wo kaum noch Einwohner leben, müssen nicht Alle Krankenhäuser/Kliniken, erhalten bleiben - Woanders fehlen dann Krankenhäuser/Kliniken/Abteilungen und natürlich auch das Geld.

  11. 38.

    Nicht nur Älter, wird die Bevölkerung in Südbrandenburg/Elbe-Elster, sondern auch immer Weniger - Und das, schon seit Jahrzehnten.
    Die Bevölkerungsdichte geht immer mehr zurück - und das, trotz Fördermitteln und Strukturhilfen in Milliardenhöhe.
    Aber, jedes Kleinstadt-Krankenhaus in Brandenburg, muss ja, unbedingt erhalten bleiben - notfalls auch ohne Patienten - aber mit sehr vielen Steuergeldern der Allgemeinheit.

  12. 37.

    Ich glaube Sie verwechseln ärztliche Versorgung (Hausarzt) mit Notfallversorgung und planbaren OPs.

    Wie stellen sich das einige vor in einer der am dünnsten besiedelten Gebiete Deutschlands? Alle 30 km ein Dorfkrankenhaus mit 1 Arzt/Ärztin, die alles machen kann/soll?, Schlaganfall, Blinddarm bis zum Oberschenkelhalsbruch?

    Für Notfälle gibt es zur Not auch einen Helikopterflug, bei allem Planbaren sollte man darauf achten, dass die Qualität stimmt, die es eben nur in großen Zentren geben kann. Als jemand der dieses Jahr 2 mal von Professoren operiert wurde, weiß ich wovon ich spreche.

  13. 36.

    Meine Oma Hilde ist 82, die hat auch jämmerlich geheult, genau wie meine Mutter/59 Jahre.
    Auf eine älter werdende Bevölkerung, wird in Brandenburg, keine Rücksicht mehr genommen, Viele Grüße.
    Gerade Ältere Menschen, benötigen eine gute Ärztliche Versorgung, in der Region.

  14. 35.

    Der ländliche Raum blutet sich doch selbst aus, das macht überhaupt kein Anderer.
    Für Abwanderung und das Verlassen seiner Heimat, ist doch Jeder selbst verantwortlich - immer der D-Mark(Euro) hinterher.
    Wo Niemand mehr wohnt, braucht es natürlich auch keine Krankenhäuser und Ärzte mehr.
    Berlin ist voll, das Umland ist voll - dort werden jetzt die Krankenhäuser und Ärzte gebraucht und nicht im Nirwana.

  15. 34.

    "Die Menschen in Berlin und den Umland Kreisen, bezahlen alle Projekte und Strukturhilfen für Südbrandenburg und bleiben dabei selbst auf der Strecke."
    Die Menschen in Berlin finanzieren die Brandenburger Landkreise. Können sie das mal näher erläutern?

  16. 33.

    Um 2010 gab es mal unter CA Schuback eine richtig gute Chirurgie, da würden sogar Knie und Hüft Prothesen eingesetzt.
    Nachdem der CA in Rente ging, begannen reger Wechsel auf diesem Posten und so einige der wirklich erfahrenen Chirurgen der Abteilung machten sich selbständig und nun ist da gar nichts mehr los.
    So sieht's aus, über die Gründe könnte ich nur spekulieren.

  17. 32.

    Milliarden an Strukturhilfen werden und wurden bereitgestellt und ausgegeben in Brandenburg.
    Warum, sind keine Millionen, für Krankenhäuser, Kliniken, Fachärzte im Süden Brandenburgs, vorhanden ???
    Wo, bleiben die ganzen Milliarden, wenn Fachabteilungen oder ganze Krankenhäuser, wegen Geldmangel, geschlossen werden sollen ?
    Brandenburg, benötigt eine bessere Versorgung mit Krankenhäusern/Ärzten und keine Schließungen.

  18. 31.

    Die Anzahl der Krankenhäuser in Brandenburg, sollte auch endlich mal, im Verhältnis zur Einwohnerzahl der Region/Landkreise stehen.
    Bei uns in HVL, gibt es für 170 000 Einwohner:innen (Tendenz jährlich stark steigend) gerade einmal 2 Krankenhäuser im gesamten Landkreis.
    Andere Landkreise leisten sich 3 und mehr Krankenhäuser und Kliniken.
    Jede Brandenburger Stadt, möchte eine Stadthalle, ein Schwimmbad oder Therme, ein Krankenhaus und und und, finanziert vom Steuerzahler anderer Regionen.
    Die Menschen in Berlin und den Umland Kreisen, bezahlen alle Projekte und Strukturhilfen für Südbrandenburg und bleiben dabei selbst auf der Strecke.
    Da, wo die Menschen leben und zuziehen, da muss endlich investiert werden und nicht, wo die Menschen in Scharen wegziehen.


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