Skip to main content

Agenda 2030 im Ortenaukreis kommt voran

Klinikreform: 44 Pflegebetten für das Oberkircher Krankenhaus

In kleinen Schritten kommt der Ortenaukreis bei seiner großen Klinikreform voran. Jetzt präsentiert er ein Konzept für die Zukunft des Oberkircher Krankenhauses.

Eine Pflegekraft hilft einer alten Frau beim Trinken aus einem Becher in einem Seniorenheim.
Konzept für Oberkircher Krankenhaus vorgestellt: Vor allem Pflegebetten sollen in dem Haus entstehen, wenn es spätestens 2030 geschlossen wird. Am Dienstag debattiert der Krankenhausausschuss. Foto: Patrick Pleul / dpa

Nach einem Fehlstart im vergangenen Jahr hat der Ortenaukreis jetzt sein neues Konzept für die Folgenutzung des Krankenhausstandorts Oberkirch vorgelegt. Demnach sollen in dem spätestens 2030 zu schließenden Akutklinikum vor allem Pflegebetten stehen.

Im Rahmen eines Pilotversuchs will der Kreis zudem eine nicht näher bestimmte Zahl von so genannten Genesungsbetten einrichten, die für Patienten nach der Entlassung aus dem Akutkrankenhaus gedacht sind. Dies freilich muss noch mit den Kassen abgeklärt werden. Die haben wie berichtet bereits Bedenken angemeldet, dass der Kreis auf diese Weise die Deckelung der Behandlungskosten über die Fallpauschalen unterlaufen könnte.

Hebammenstützpunkt und Arztpraxis

Das „Zentrum für Gesundheit Oberkirch“ wird nach den Vorstellungen des Kreises zudem Raum für eine Notfallpraxis, einen Notfallstandort, einen Hebammenstützpunkt sowie eine Facharztpraxis aus dem Bereich der rehabilitativen Medizin bieten. Die beiden Operationssäle sollen vermietet werden und ambulanten Eingriffen dienen.

Der Kreis rechnet für die Umsetzung der Pläne, die die Verwaltung am kommenden Dienstag dem Krankenhausausschuss als erste Diskussionsgrundlage vorstellen wird, mit Investitionen von etwas mehr als neun Millionen Euro. Insgesamt stehen für die Folgenutzung der drei Standorte in Oberkirch, Ettenheim und Kehl 100 Millionen Euro zur Verfügung.

Weiter Widerstand aus Oberkirch

Dass der Kreis mit diesen Plänen an die Öffentlichkeit geht, hat zweifellos auch politische Gründe. Während die Debatte im Kreistag sich seit einigen Wochen vom Grundsatzstreit über die Agenda 2030 ab- und der Frage nach der richtigen Umsetzung zuwendet, kommt aus Oberkirch weiter massiver Widerstand gegen die Standortschließung.

Ein solides Konzept für die Nachnutzung könnte dem begegnen. Ein erster Versuch war im vergangenen Jahr gescheitert, als der Kreis die unfallchirurgische Reha von Offenburg nach Oberkirch verlegen wollte, sich dann aber Widerstand aus dem Offenburger Klinikum ausgesetzt sah.

Genesungsbetten als Pilotversuch

Nun der neuerliche Anlauf. Der Kreis spricht in einem Exposé von 44 Betten in Oberkirch, die in einem „floatenden System“ entweder für Pflege, Kurzzeitpflege oder auch als Genesungsbetten genutzt werden könnten. Damit ermögliche man auch älteren Menschen aus der nördlichen Ortenau, die bislang teilweise im Kreispflegeheim in Bermersbach leben, wohnortnah untergebracht zu werden.

Allein dieses Standbein würde die Auslastung des Oberkircher Hauses bereits deutlich verbessern, derzeit liegen nach Angaben des Kreises dort durchschnittlich 24 Patienten. Der Bedarf an Akutbetten könne durch die umliegenden Klinikstandorte aufgefangen werden.

Orthopädische Praxis zieht ein

Zweites Standbein in Oberkirch soll die ambulante ärztliche Versorgung inklusive der Notfallversorgung sein, die der Kreis unter anderem dadurch sicherstellen will, dass eine orthopädische Praxis aus dem Oberkircher Ärztehaus in das neue „Zentrum für Gesundheit“ umzieht. In dieser Praxis sind drei Kassensitze angesiedelt, insgesamt hat sie zwölf Mitarbeiter. Ein ausbaufähiges Konzept, wie die Verwaltung deutlich macht.

Bei der Einrichtung einer Notfallpraxis freilich setzt der Kreis auf das Prinzip Hoffnung – nämlich die, dass die „kreispolitische Erwartung“ an die kassenärztliche Vereinigung bei diesem Thema Früchte tragen möge. Falls sie aber nicht so sehr fruchtet, will der Kreis selbst eine solche Einrichtung für Oberkirch und das Renchtal schaffen – was weiteres Geld kosten wird. „Von einem wirtschaftlichen Betrieb“ dieser Abteilung, so heißt es in der Vorlage der Verwaltung und des Klinikums nämlich, sei „nicht auszugehen“.

Ausschuss berät am Dienstag

Ein weiterer Baustein für das Oberkircher Haus nach der Schließung als Akutklinik soll ein „Sektorenübergreifendes Case Management“ werden, das den Patienten unabhängig von Versorgungsstrukturen eine möglichst lückenlose Betreuung bieten soll.

Der Ausschuss für Gesundheit und Kliniken wird am kommenden Dienstag über dem Projekt diskutieren. Am Vortag will der Oberkircher Gemeinderat eine Resolution zu dem Thema verabschieden.

nach oben Zurück zum Seitenanfang