Aufenhaltsdauer in Nürnberger Kliniken wird immer kürzer

13.4.2019, 05:38 Uhr
Eine Herzkatheter-Untersuchung im OP des Theresien-Krankenhaus Nürnberg mit Prof. Dr. med. Dieter Ropers, Facharzt für Kardiologie, sowie Oberarzt Dr. med. Jens Röther (links).

© Uwe Niklas Eine Herzkatheter-Untersuchung im OP des Theresien-Krankenhaus Nürnberg mit Prof. Dr. med. Dieter Ropers, Facharzt für Kardiologie, sowie Oberarzt Dr. med. Jens Röther (links).

Die Zahlen des Statistischen Bundesamts sind eindeutig: Im Jahr 1991 waren Patienten durchschnittlich 14 Tage im Krankenhaus, im Jahr 2017 nur mehr die Hälfte der Zeit, nämlich 7,3 Tage.

Eine Ursache ist das veränderte Abrechnungssystem: Früher wurden die Krankenhäuser nach Liegetagen bezahlt, heute rechnen die Kassen Krankheiten und Eingriffe nach festen Pauschalen ab. Doch das ist nur ein Grund. Weitere ganz wesentliche Ursachen sind die enorme technische Entwicklung bei Medizingeräten, spezifischere Medikamente und beeindruckende, neue Operationsmethoden.

"Nierensteine hat man in der Vergangenheit offen operiert, das macht man heute gar nicht mehr", sagt Urologe Dr. Stefan Helmus, Belegarzt am Krankenhaus Martha Maria. Längst ist die Stoßwellentherapie ESWL im Einsatz: Schallwellen zerschießen den Nierenstein, ohne dass der Patient aufgeschnitten wird. Heute reicht oft eine etwa 20-minütige Behandlung ohne Betäubung, um die Nephrolithen zu zerbröseln. Anschließend kann der Patient nach Hause gehen.

"Die Medizintechnik ist immer mehr miniaturisiert", betont Dr. Helmus, "Internisten halten die Gefäße mit Stents offen, die sie einschieben. Die ,Schlüsselloch-Technik‘ ist schonend für die Patienten, die Liegezeiten werden daher kürzer."

Auch Professor Dr. Dieter Ropers, ärztlicher Direktor des katholischen St. Theresien-Krankenhauses, sieht gewaltige Fortschritte im technischen Bereich, aber auch auf medikamentösem Gebiet. "Mitte der 1990er blieb ein Herzinfarkt-Patient mehrere Wochen im Krankenhaus. Jetzt ist er nach akutem Kathetern bei einem unkomplizierten Infarkt nach drei Tagen wieder zuhause", erklärt der Kardiologe, "und er ist bei der Entlassung auf der sicheren Seite." Die frühzeitige Wiedergewinnung der Mobilität spiele eine große Rolle. In der Vergangenheit hatte man viel stärker auf die Erholung durch Ruhe und Liegen gesetzt.

Ropers erinnert sich an die Zeit, als Aortenklappen noch bei geöffnetem Brustkorb herausgeschnitten und durch neue ersetzt wurden, der Patient hing währenddessen an der Herz-Lungen-Maschine. Ein extrem schwerer Eingriff. Heute schiebt der Operateur in vielen Fällen eine neue Klappe durch die Leistenarterie in die alte Klappe des Herzen hoch, während der Patient nur im künstlichen Tiefschlaf liegt. "Das war vor 15 Jahren unvorstellbar, heute ist es Standard", sagt Professor Ropers. Nach drei Tagen könne der Operierte die Klinik mit neuer Herzklappe verlassen.

Experten glauben, dass Roboter in Zukunft noch stärker in Operationssälen zum Einsatz kommen. Nicht nur aus Gründen des medizinischen Fortschritts, sondern auch wegen der Konkurrenz der Kliniken untereinander: Wenn ein Haus die neueste Technik anbietet, ist der Druck auf Mitbewerber groß, diese ebenso einzuführen. Urologe Dr. Helmus sieht die Entwicklung nicht nur positiv: "Mit jeder neuen Technik geht praktisches Wissen und Erfahrung verloren. Und ob der Roboter wirklich alles besser kann als ein klassischer Operateur, das ist die Frage."

Dass kürzere Liegezeiten in Kliniken ein Sparprogramm der Krankenkassen sind, bestreitet Peter Schieber, Pressesprecher der Techniker Krankenkasse: Zumindest die gesetzlichen Kassen hätten keinen finanziellen Vorteil. Denn sie müssten die Einsparungen durch günstigere Beiträge an die Versicherten weitergeben.

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