Blickt man auf den gesamten Regiomed-Verbund, dem die Kliniken in Coburg, Neustadt, Lichtenfels und Südthüringen angehören, ist die Zahl der Corona-Patienten in den letzten zwölf Tagen gesunken - von 136 auf rund 105, plus 13 Intensivpatienten. Diese gute Nachricht hatte Regiomed-Geschäftsführer Alexander Schmidtke am Mittwoch in die Video-Pressekonferenz mitgebracht.

Aktuell werden in Coburg 41 Covid-19-Patienten auf der Normalstation behandelt, weitere zehn im Klinikum Neustadt. Zehn Patienten liegen in Coburg auf der Intensivstation, sechs von ihnen müssen beatmet werden. Was allerdings auch zu beobachten sei, ist ein sinkender Altersdurchschnitt bei den Erkrankten, wie Krankenhausdirektor Frank Wellmann berichtete. "Im Dezember waren die Patienten noch vorwiegend 80 plus." Inzwischen seien unter den Behandelten auch 40- bis 50-Jährige.

Die Impfbereitschaft unter der Belegschaft in Coburg und Neustadt sei hoch, sagte Wellmann. Ende Dezember hatten die ersten 200 Mitarbeiter den Impfstoff der Firma Biontech erhalten und inzwischen auch die zweite Impfung. Zusätzlich hat das Klinikum 200 Dosen Impfstoff von Moderna verabreicht. Hier stehe in den nächsten Tagen ebenfalls die Zweitimpfung an. Weitere 100 Impfdosen hat das Klinikum in Aussicht, das sei aber noch nicht in trockenen Tüchern. Insgesamt laufe die Aktion reibungslos, so Wellmann. "Die Zahl der Mitarbeiter, die fragen, wann sie endlich an der Reihe sind, erhöht sich spürbar. Wir könnten deutlich mehr impfen."

Was die wirtschaftliche Entwicklung angeht, befinde sich Regiomed in einer schwierigen Situation, betonte Alexander Schmidtke. "2019 hatten wir gut Fahrt aufgenommen, auch noch im ersten Halbjahr 2020. Aber Corona hinterlässt jetzt Spuren, und wir müssen sehen, wie wir damit umgehen."

Patientenwohl geht vor

Zum 31. Januar laufen die Ausgleichszahlungen aus. Wie es danach weitergeht, ist noch nicht geregelt. "Regiomed und seine Kliniken garantieren die Versorgung der Patienten. Was wir dafür erwarten, ist die finanzielle Sicherheit, damit wir uns auf die Patienten konzentrieren können", fordert Schmidtke. Ausgleichszahlungen für Kliniken müssten unbürokratisch und transparent geleistet werden. "Nicht so, wie es derzeit läuft, wo zig Kriterien erfüllt werden müssen."

Das Klinikum Neustadt sei bei den Ausgleichszahlungen "durchs Raster gefallen", sagt Schmidtke. In Zahlen ausgedrückt heißt das, das sich das Ergebnis unterm Strich um 1,6 Millionen Euro verschlechtert habe, die der Konzern nun zuschießen muss. "Das ist ein Ergebnis der unzureichenden Regelungen." Hätte man darauf verzichten können, Corona-Patienten nach Neustadt zu verlegen? Nein, sagt Schmidtke, denn dann wäre der Zulauf in Coburg und Südthüringen umso größer gewesen.

Was noch dazu kommt: Das Klinikum Coburg befindet sich gerade mitten im Sanierungsprozess und die Frage, ob es einen Neubau geben wird, ist noch nicht abschließend geklärt. Diese "Parallelität" mit der Corona-Pandemie mache die Situation sehr schwierig, sagt Alexander Schmidtke. Sein deutlicher Appell an die Verantwortlichen: "Das Patientenwohl muss vor Kostendruck und Strukturoptimierung gehen!"

Schmidtke spricht von einem "sehr paradoxen Szenario" und befürchtet, dass das deutsche Gesundheitswesen tatsächlich in die Knie gezwungen werden könnte. "2020 sind 21 Kliniken geschlossen worden, für 2021 gibt es schon Prognosen, dass weitere 30 bis 50 Kliniken in Gefahr sind. Man wundert sich, dass es einen Mangel an Kapazitäten gibt, aber kein Gesamtkonzept", kritisiert der Regiomed-Geschäftsführer. "Wir müssen mit allem rechnen." Dazu kommt die Sorge um die Mutationen des Coronavirus. In Bayreuth sind bereits beide Krankenhäuser von Verdachtsfällen betroffen, es gelten verschärfte Maßnahmen.

Schmidtkes Blick in die Zukunft ist ernüchternd: "Wir gehen momentan von einer Normalisierung des Krankenhausgeschehens bestenfalls im Jahr 2022 oder 2023 aus. Bis dahin wird es noch große Wellenbewegungen geben." Umso wichtiger sei finanzielle Sicherheit.

Homeoffice forcieren

Immerhin, eine gute Entwicklung hat die Pandemie angestoßen: Im gesamten administrativen Bereich des Regiomed-Verbundes nutzen bereits viele Führungskräfte und Mitarbeiter die Möglichkeit, im Homeoffice zu arbeiten. Schmidtke befürwortet das ausdrücklich. "Man kann Arbeitszeiten flexibler einteilen. Es gibt bereits Studien, die belegen, dass die Produktivität im Homeoffice deutlich höher ist, und die bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie erhöht die Zufriedenheit der Mitarbeiter". Arbeiten im Homeoffice biete eine große Chance, so Schmidtke.