Kreißsaal der Groß-Gerauer Kreisklinik schließt

Die Geburtshilfe in der Kreisklinik wird eingestellt, weil der seit 2017 dort beschäftigte Chefarzt Ispas das Krankenhaus verlässt. Archivfotos: VF/Heimann

Ab Montag, 4. November, bleibt der Kreißsaal der Groß-Gerauer Kreisklinik geschlossen. Ende Oktober verlässt Chefarzt Alexander Ispas das Krankenhaus.

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KREIS GROSS-GERAU. Ab nächster Woche bleibt der Kreißsaal der Groß-Gerauer Kreisklinik geschlossen. Ende Oktober verlässt neben weiteren Fachärzten der Geburtshilfe und Gynäkologie auch Chefarzt Alexander Ispas das Krankenhaus. Wie Angelica Taubel, Pressesprecherin der Groß-Gerauer Kreisverwaltung, am Mittwoch auf Nachfrage dieser Zeitung erklärte, verblieben dann nur noch zwei Ärzte auf der Station. Unter diesen Umständen sei es nicht möglich, einen kontinuierlichen Dienstplan aufrecht zu erhalten.

"Die Unsicherheit macht die Situation schwierig", betont Taubel. Denn seit Monaten wird erneut eine Schließung der Abteilung diskutiert. Die öffentliche Debatte schwebe wie ein Damoklesschwert über den Mitarbeitern der Station, sagte Taubel. Seit einem halben Jahr sei die Klinikleitung verstärkt auf der Suche nach Ärzten und Hebammen. Die Bemühungen, neues Personal für die Geburtshilfe zu gewinnen, seien jedoch aufgrund der ungewissen Zukunft zuletzt weitgehend ins Leere gelaufen.

In der vergangenen Woche seien noch vereinzelt Babys in der Kreisklinik zur Welt gekommen. Auch für die nächsten Tage seien nur noch wenige Geburten geplant, sagte Taubel. Man habe sich dazu entschlossen, ab 4. November die Geburtshilfe einzustellen. Dabei gehe es auch darum, ein mögliches Organisationsverschulden zu vermeiden, sollte es bei einer Geburt aufgrund des Fachkräftemangels zu folgenschweren Komplikationen kommen. Der Kreißsaal bleibe "vorübergehend außer Betrieb", weitere Geburten würden derzeit nicht geplant.

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Ob in diesen Tagen das letzte Baby im Groß-Gerauer Krankenhaus das Licht erblicken wird und der Kreißsaal endgültig geschlossen bleibt, wird eine Sondersitzung des Kreistags am 18. November zeigen. Dann soll eine Entscheidung zur Zukunft der defizitären Kreisklinik getroffen werden. Klinikchefin Erika Raab favorisiert in ihrem Konzept die Umwandlung des Krankenhauses in ein regionales, intersektorales Gesundheitszentrum, das vor allem die medizinische Grundversorgung der Bevölkerung gewährleisten soll (wir berichteten). Eine Fortführung der Geburtshilfestation sieht Raab darin wirtschaftlich, qualitativ und haftungsrechtlich "nicht verantwortbar".

Im vergangenen Jahr waren rund 500 Kinder im Groß-Gerauer Krankenhaus zur Welt gekommen, im laufenden Jahr wurde die 400er-Marke geringfügig überschritten. Bereits in der jüngsten Vergangenheit musste der Kreißsaal der Klinik aufgrund fehlender Fachkräfte beim Rettungsdienst abgemeldet werden. Auch kam es wiederholt aufgrund kurzfristiger Personalausfälle zur Verlegung Gebärender während der Geburtsphase.