Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Pläne für LdW in Bremen Bürgerprotest gegen Klinik-Schließung

Das drohende Aus für das Bremer Klinikum Links der Weser stößt im südlichen Stadtgebiet auf Widerstand. Bei einer Bürgerversammlung in Obervieland gab es am Mittwochabend heftigen Gegenwind für den Senat.
20.09.2023, 20:34 Uhr
Lesedauer: 3 Min
Zur Merkliste
Bürgerprotest gegen Klinik-Schließung
Von Jürgen Theiner

Stadtteilpolitik und Bürger im Bremer Süden lehnen die geplante Schließung des Klinikums Links der Weser vehement ab. Diese Botschaft ging am Mittwochabend von einer Veranstaltung aus, zu der rund 200 Interessierte ins Bürgerhaus Obervieland gekommen waren. Adressat des Unmuts war der Senat, vor Ort hochrangig vertreten durch Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD), Finanzsenator Björn Fecker (Grüne) und Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard (Linke).

Der Bürgermeister machte gleich zu Beginn klar, dass er keine verantwortungsvolle Alternative zu einer Auflösung des Krankenhausstandortes Obervieland sieht. Drei Ziele müssten im Kliniksektor erreicht werden: eine gute stationäre Grundversorgung für ganz Bremen, hochwertige spezialisierte Angebote und gleichzeitig wirtschaftliche Tragfähigkeit des gesamten kommunalen Klinikverbundes Gesundheit Nord (Geno) mit seinen derzeit noch vier Häusern. "Wir haben uns die Fakten angeguckt und sind dann schweren Herzens zu dem Entschluss gekommen, dass die Reduzierung auf drei Standorte der einzige Weg ist", sagte der Rathauschef. "Wir können es uns nicht leisten, jedes Jahr 60, 70, 80 Millionen Euro in den Defizitausgleich zu stecken", mahnte Bovenschulte. Dieser Weg führe in die Insolvenz.

Wir haben uns die Fakten angeguckt und sind dann schweren Herzens zu dem Entschluss gekommen, dass die Reduzierung auf drei Standorte der einzige Weg ist.
Andreas Bovenschulte

Ähnlich stellten Bernhard und Fecker die Lage dar. Die Geno-Kliniken verzeichneten aktuell einen Leerstand von 30 bis 35 Prozent, so Claudia Bernhard. Angesichts des Fachkräftemangels gerade in der Pflege sei es das Gebot der Stunde, die vorhandenen Ressourcen sinnvoll zu bündeln. Björn Fecker machte darauf aufmerksam, dass der Senat in den vergangenen Jahren gewaltige Mittel in die Geno gesteckt habe – 666 Millionen Euro seit 2008. Dieses Geld fehle an anderer Stelle.

Der Obervielander Beiratssprecher Klaus Möhle (SPD) hielt massiv dagegen. "Ich kann schwer ertragen, dass hier so getan wird, als sei die Schließung alternativlos", sagte Möhle unter tosendem Applaus. Schon jetzt sei die Infrastruktur im Bremer Süden "grottenschlecht". Mit einer Verlagerung des Herzzentrums von Links der Weser nach Bremen-Mitte und der Schließung des LdW gerate der Stadtbezirk weiter ins Abseits. Er hoffe, dass in der Angelegenheit nicht das letzte Wort gesprochen sei. "Wir sollten noch nicht aufgeben", so Möhle.

Auch aus dem Publikum mussten sich die Senatsvertreter heftige Kritik anhören. So hätten die Sozialdemokraten im Bürgerschaftswahlkampf angekündigt, es werde bei vier Geno-Standorten bleiben. "Der Bürgermeister hat uns nicht die Wahrheit gesagt", warf ein SPD-Mitglied Bovenschulte vor. Ein Ex-Mitglied der Linken erklärte seinen Parteiaustritt, den er vor vier Wochen vollzogen habe, mit der Position der Gesundheitssenatorin, "die das LdW plattmachen will".

Lesen Sie auch

LdW-Betriebsratschef Roman Fabian hielt der Senatsspitze vor, die Folgen einer Verlagerung des Herzzentrums unzureichend bedacht zu haben. Beispielhaft nannte er die mögliche Abwanderung qualifizierten Personals zu Kliniken außerhalb Bremens. Selbst wenn nur ein Teil derjenigen, die sich derzeit am LdW mit Kündigungsgedanken tragen, tatsächlich die Geno verlasse, könne dies die Funktionsfähigkeit des Klinikverbundes insgesamt infrage stellen. Außerdem gebe es bisher überhaupt kein Konzept für die Bewältigung des zusätzlichen Verkehrs auf dem Areal des Klinikums Mitte. "Wir haben Gegenkonzepte, die wir gern mit Ihnen besprechen würden", appellierte Fabian an die Senatsspitze. Noch sei es Zeit, in einen sachlichen Dialog einzutreten. "Nehmen Sie den Druck raus", bat Fabian.

Dieses Zugeständnis war vom Bürgermeister allerdings nicht zu erhalten. Bovenschulte kündigte für die nahe Zukunft einen Senatsbeschluss an, Planungsmittel für eine Verlagerung des Herzzentrums ans Klinikum Mitte bereitzustellen. Claudia Bernhard versicherte, dieses Geld werde auch für eine sinnvolle Anschlusslösung am LdW-Standort eingesetzt – im Sinne einer ambulanten Versorgungseinrichtung mit ausgedehnten Öffnungszeiten. Auf mehr – das war der Eindruck, der sich am Ende des Abends vermittelte – können die Menschen im Bremer Süden nicht mehr hoffen.

Lesen Sie auch

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)