Dr. Daniel Dettling
Die demografische Uhr tickt immer schneller. Bis 2030 werden rund 500.000 Vollzeitkräfte in der Pflege fehlen, schätzt der Deutsche Pflegerat. Die gute Nachricht: Laut einer Studie der Hans-Böckler-Stiftung würden bei verbesserten Bedingungen mehr als die Hälfte der bislang ausgeschiedenen Pflegebeschäftigten in ihren Beruf zurückkehren und die Hälfte der Teilzeitbeschäftigten würde ihre Stunden aufstocken. Wenn sich die Bedingungen verbessern, so die Studie, stünden zwischen 300.000 und 660.000 Vollzeit-Pflegekräfte zusätzlich zur Verfügung.
Neben einer besseren Bezahlung geht es um mehr Entlastung der Pflegekräfte und mehr Zeit für Patient:innen. Hauptwunsch der Beschäftigten ist eine am Bedarf der Pflegebedürftigen ausgerichtete Personaldecke. Dafür müsste der Pflegezeitbedarf pro Patient:in nach Berechnungen des Pflegerats um 8,1 Prozent gegenüber der jetzigen PPR steigen. Mit der neuen PPR 2.0 will der Pflegerat die Verantwortung für die Personalallokation wieder dorthin holen, wo sie hingehört: ins Krankenhaus. Die gute Nachricht lautet: die Pflegepersonalregelung 2.0 kommt endlich. Das Bundesgesundheitsministerium hat vor Kurzem die Eckpunkte veröffentlicht. Die schlechte Nachricht: Verbindlich wird die Regelung erst 2024.
PPR 2.0 ist der Start für den oft angekündigten Aufbruch in eine altersgerechte Gesellschaft. Die Einführung der Pflegepersonal-Regelung PPR 2.0 für die Pflege ist aber nur der erste Schritt, dem weitere folgen müssen. Ziel muss ein System sein, das die sozialen, pflegerischen und medizinischen Tätigkeiten der Pflegekräfte umfasst. International ist dies längst Standard. In Deutschland darf Pflege nicht länger ein realer Notstand sein, sie ist der kommende Zukunftsmarkt, sozial wie ökonomisch. Am Ende geht es auch ums Geld und damit um Wertschätzung und um gleiche Augenhöhe zwischen den Berufsgruppen in deutschen Krankenhäusern. Hochleistungsmedizin braucht Hochleistungspflege.
Dr. Daniel Dettling
Institut für Zukunftspolitik
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