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Leisnigs Klinikchef: "Aufbruchstimmung tut uns allen gut"

Seit einem Jahr ist Julian Zimmer Geschäftsführer der Helios-Klinik. Obwohl er wegen unpopulärer Entscheidungen häufig in der Kritik stand, kommt er gern nach Leisnig.

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Julian Zimmer hat zwei Schreibtische: 2020 ist er zum Geschäftsführer des Park-Klinikums Leipzig bestellt worden. Im Januar 2021 kam die Leitung der Helios-Klinik Leisnig dazu. Ein turbulentes Jahr liegt hinter ihm und spannende Aufgaben vor ihm.
Julian Zimmer hat zwei Schreibtische: 2020 ist er zum Geschäftsführer des Park-Klinikums Leipzig bestellt worden. Im Januar 2021 kam die Leitung der Helios-Klinik Leisnig dazu. Ein turbulentes Jahr liegt hinter ihm und spannende Aufgaben vor ihm. © Dietmar Thomas

Leisnig. Es sind schwere Zeiten gewesen, in denen der Konzern Julian Zimmer noch ein Stück mehr Verantwortung übertragen hat. Immerhin ist der jetzt 35-Jährige neben seiner „neuen“ Aufgabe in Leisnig weiterhin Geschäftsführer des Helios Park-Klinikums Leipzig mit rund 1.500 Mitarbeitern.

In Leisnig sind im Januar vergangenen Jahres rund 420 Beschäftigte in allen Bereichen von der Ärzteschaft bis hin zum Reinigungspersonal dazugekommen. Sächsische.de hat mit ihm über sein erstes Jahr in Leisnig, über die derzeitige Situation in der Klinik und über Perspektiven für die Helios-Klinik in Leisnig gesprochen.

Herr Zimmer, Sie haben Ihre Tätigkeit als Geschäftsführer bei Helios in Leisnig mitten in der Pandemie aufgenommen. Wie war die Situation an der Klinik zu diesem Zeitpunkt?

Das ist ganz interessant. Im März 2020, als Corona quasi explodiert ist, habe ich meine Geschäftsführertätigkeit in Leipzig begonnen und bin in die erste Corona-Welle reingerutscht. Als ich in Leisnig am 15. Januar 2021 anfing, war das eine Art Spiegelbild, die Situation in der zweiten Welle schon extrem.

Wir hatten zwei Covid-Stationen, und man hat gemerkt, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einfach müde und geschafft waren. Das war die erste Stimmungslage, die ich hier aufgesogen habe. Gott sei Dank wurde es in Richtung Frühjahr besser. Im Frühsommer konnten wir uns wieder fast normal aufstellen.

Wie schätzen Sie die Pandemielage in der Leisniger Klinik heute ein?

Jetzt in der letzten Welle ist es weniger ein Problem hoher Patientenzahlen, sondern des Personals. Omikron trifft vor allem die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die ausfallen und in Quarantäne gehen müssen. Das wiederum belastet diejenigen, die da sind.

Welche Angebote unterbreiten Sie den Medizinern und Pflegekräften, um der physischen und psychischen Dauerbelastung standzuhalten?

Wir haben eine Art Sorgentelefon, also eine rund um die Uhr erreichbare Hotline, die zentral für Helios geschaltet ist. Dort können sich die Beschäftigten auch anonym melden, Psychologen und anderen Fachleuten ihre Probleme anvertrauen und Unterstützung bekommen.

Das wird schon genutzt, wobei ich nicht sagen kann, in welchem Umfang die Leisniger Kolleginnen und Kollegen das in Anspruch nehmen.

Haben Sie unter dem Gesichtspunkt der Corona-Belastungen auch Mitarbeiter verloren, weil diese gesagt haben, sie schaffen das einfach nicht mehr?

Gar nicht mal so. Wir haben wenig Fluktuation aufgrund von Covid gehabt. Jetzt ganz aktuell beschäftigt uns natürlich das Thema Impfpflicht. Da wissen wir noch nicht, ob wir Beschäftigte dadurch verlieren, dass sie sich nicht impfen lassen wollen.

Zur Impfpflicht für Mitarbeiter im Gesundheits- und Pflegebereich: Wie ist Helios in Leisnig darauf vorbereitet?

Wir haben den Auftrag, die Impfquote zum 15. März dem Gesundheitsamt zu melden. Das heißt, aktuell sammeln wir die Daten, wie viele Mitarbeitende geimpft sind. Was nach der Meldung passiert, ist noch offen, ob es generell ein Betretungsverbot gibt oder die Möglichkeit eingeräumt wird, dass die bis dahin ungeimpften Mitarbeitenden eine Immunisierung bis zu einem gewissen Termin noch nachweisen können.

Rund 80 Prozent der Mitarbeiter der Leisniger Helios-Klinik sind zum jetzigen Zeitpunkt geimpft, schätzt die Krankenhausleitung. Genaue Daten muss sie Mitte März dem Gesundheitsamt melden.
Rund 80 Prozent der Mitarbeiter der Leisniger Helios-Klinik sind zum jetzigen Zeitpunkt geimpft, schätzt die Krankenhausleitung. Genaue Daten muss sie Mitte März dem Gesundheitsamt melden. © Symbolbild: Martin Schneider

Haben Sie in irgendeiner Form Impf-Aufklärung betrieben?

Wir haben extrem viele Beratungsangebote über unsere lokalen und regionalen Krankenhaushygieniker und Infektiologen ermöglicht. Wir informieren über verschiedene Veranstaltungen und über Einzelgesprächstermine, die wir anbieten.

Wir haben einen großen Intranet-Auftritt, über den Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sich informieren können – auch über den neuen Impfstoff Novavax. Auf den hatten noch einige Interessenten gewartet.

Was schätzen Sie, wie viel Prozent der Beschäftigten sind immunisiert?

Ich denke, zum gegenwärtigen Zeitpunkt sind um die 80 Prozent unserer Mitarbeiter geimpft. Und wie gesagt, es stehen noch Impfungen aus, der neue Impfstoff kommt ja jetzt erst.

Das heißt, das Thema Impfpflicht bereitet Ihnen im Moment noch keine allzu großen Sorgen?

Allzu große Sorgen nicht, zumal wir ja die Konsequenzen noch nicht kennen. Wir hoffen, dass wir noch einige Mitarbeiter erreichen werden und sie sich impfen lassen. Die Beschäftigten machen zum größten Teil gern ihren Job und wollen ihn auch weitermachen. Wenn nicht, dann liegt das nicht an Helios als Klinikbetreiber. Die Gesetze werden nicht hier gemacht.

Mussten Sie auch in Leisnig geplante Operationen aufgrund der Corona-Situation verschieben?

Ganz am Anfang ja, da war das auch eine Vorgabe. In der zweiten und dritten Welle war das zwar auch so, aber nicht so extrem. Trotzdem haben wir kaum eine andere Chance gehabt, als Operationen zu verschieben, weil wir das Personal auf den Covid-Stationen brauchten.

Der Aufwand auf solchen Stationen ist natürlich ein ganz anderer, viel höherer. Und da mussten wir von anderen Stationen Personal abziehen und Bereiche schließen. Bei uns waren das vor allem die Orthopädie und die Altersmedizin. Auch im Bereich der Schmerztherapie oder im Schlaflabor gab es Abstriche.

In Ihren bisherigen Tätigkeitszeitraum fällt die Schließung der Gynäkologie und der Abteilung für Kinder- und Jugendmedizin. Als Begründung für beide Schritte wurde Personalmangel genannt. In den Kliniken Freiberg und Mittweida wurden und werden diese Bereiche jetzt ausgebaut. Wie passt das zusammen?

Die Begründung ist genau richtig. Wir mussten beide Bereiche leider schließen, weil wir kein fachärztliches Personal mehr hatten. Es war jetzt nicht einmal so sehr das Pflegepersonal, das uns fehlte, sondern wirklich die Fachärzte.

Wir haben uns dann gesagt, wenn wir über Kooperationspartner, wie die Uni Leipzig, um die wir uns lange bemüht haben, keinen Erfolg haben und wir es alleine nicht mehr hinbekommen, Dienste nicht mehr besetzen können, dann müssen wir diese Bereiche schließen.

Wir müssen zu jedem Zeitpunkt unseren Patienten die erwartete Qualität anbieten können; dies war perspektivisch nicht mehr möglich. Damit ist es nur eine folgerichtige Entscheidung, die wir nicht gern getroffen haben – aber notwendig war.

Trotzdem: Die Schließung kam doch für einige Eltern und niedergelassene Fachärzte überraschend.

Ja, es hat sich leider über die Weihnachtsfeiertage in Kombination mit der Pandemie kurzfristig ergeben. Gern hätten wir einen längeren Vorlauf gehabt; dies war uns aufgrund akut fehlendem Personal nicht möglich.

Wir haben die Schritte hinsichtlich des Versorgungsbedarfes für die Region eng mit dem Sozialministerium abgestimmt, welches bestätigt hat, dass die Versorgung weiterhin gegeben ist. Selbstverständlich bedeutet das allerdings für einige Patienten einen weiteren Anfahrtsweg.

Aber müssten die Personalprobleme dort nicht dieselben sein wie in Leisnig?

Die Klinik ist insgesamt größer aufgestellt. Neben den Kreißsälen gibt es eine Kinderklinik mit perinatalem Schwerpunkt. Ich kann mir vorstellen, dass es für Fachärzte interessanter ist, in größere Bereiche zu gehen und mit Patienten zu arbeiten, die einen spezifischeren Behandlungsbedarf haben zum Beispiel im Bereich der Neonatologie. Dieses Angebot konnten wir hier nicht aufrechterhalten.

In der Neonatologie kümmern sich die Ärzte und Pfleger um die ganz Kleinen?

Genau, bis 2018 durften wir hier noch Frauen und Frühgeborene bis zur 32 Schwangerschaftswoche behandeln. Die Berechtigung dafür wurde trotz vorheriger Investitionen aus Gründen, die für die damaligen Geschäftsführer nicht nachvollziehbar waren, entzogen. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir sieben Fachärzte in der Pädiatrie.

Es war geplant, die Geburtshilfe zu halten und weiter zu stärken. Doch die Kostenträger waren der Meinung, es werden Anforderungen nicht erfüllt. Diese Entscheidung war womöglich der Anfang des Niedergangs der Geburtenstation hier.

Können Sie als Vater einer kleinen Tochter nachvollziehen, dass es nach der Schließung von Geburtenstation und zuletzt der Kinderklinik eine Art Aufschrei bei Eltern der Region gab?

Ich kann das sehr wohl nachvollziehen, weil der direkte Anknüpfungspunkt im Ort weg ist. Auf der anderen Seite ist mir die Sicherheit meines Kindes sehr wichtig. Da ist mir als Vater die Qualität wichtiger als die Nähe.

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Wir hatten gerade über den Ärztemangel gesprochen. Ist das nur ein Problem des ländlichen Raumes oder spüren Sie einen Mangel an Fachärzten auch in der Großstadt Leipzig?

Für den Mangel gibt es mehrere Gründe. Zunächst einmal hängt es damit zusammen, welche Disziplinen es betrifft. Pädiatrie oder auch Geriatrie sind super gefragt. Da gibt es sehr, sehr wenige Fachärzte. Und die zieht es natürlich dahin, wo es attraktiv ist. Dann gehe ich als Geriater vielleicht lieber nach Leipzig als aufs Land nach Leisnig. Das ist schon eine Angebots-Nachfrage-Thematik.

Und dann gibt es andere Bereiche, in denen es jetzt noch genug Fachärzte gibt. Aber man merkt grundsätzlich schon, dass ein Wandel stattfand. Früher war es so: Es gab überall genügend Ärzte. Seit drei, vier Jahren merkt man, dass es immer schwieriger ist – auch für die Leipziger Kliniken – geeignetes Fachpersonal zu finden. Unabhängig vom Geld.

Beim Pflegepersonal ist das anders?

Beim Pflegepersonal läuft es noch gut. Gerade auch auf dem Land. Da gibt es Beschäftigte, die schon lange in der Gegend leben und möglicherweise nicht ganz so flexibel sind. Doch wenn die jungen Leute aus der Region fehlen und die Jungen aus der Stadt nicht bereit sind, hierher zu fahren, dann bekommen wir das Problem auch in der Pflege. Da bin ich fest überzeugt. Es hinkt ein bisschen hinterher, aber es wird kommen.

Im Moment sind wir noch nicht so weit, wir haben definitiv kein Pflegeproblem hier. Im Gegenteil. Wir haben ein sehr motiviertes Pflegeteam in Leisnig, eine gute Mannschaft.

Sie hatten einen Neubau für die Geriatrie geplant, weil die Altersmedizin bei einer zunehmend älteren Bevölkerung immer stärker nachgefragt sein wird. Wie sieht es mit diesem Projekt aus?

Das ist ein größeres Bau- und Förderprojekt gewesen. Das liegt gegenwärtig auf Eis.

Auch wenn es kein Anbau wird: Wollen Sie den Bereich der Geriatrie trotzdem erweitern und entwickeln?

Auf jeden Fall. Im Moment haben wir 15 Betten, die wir mit internistischer Geriatrie betreiben. Die Idee ist, dass man dadurch, dass wir die Orthopädie-Unfallchirurgie auch stärken, ein Angebot macht für die sogenannte Alterstraumatologie. Das heißt, wenn ich als Patient einen Schenkelhalsbruch habe, dass ich danach in der Klinik wieder fit gemacht werde für das Wohnumfeld oder das Heim.

Das nennt man dann Alterstraumatologisches Zentrum. Da werden wir in einer ersten Stufe acht Betten etablieren, sodass wir insgesamt auf 23 geriatrische Betten kommen. Das ist für das zweite Quartal 2022 geplant, wird aber definitiv noch nicht die letzte Ausbaustufe sein. Mittelfristig wollen wir dann schon das ganze geriatrische Spektrum erweitern.

Wäre das ein Alleinstellungsmerkmal in der Region?

Das wäre es, genau. Und das wollen wir dann natürlich auch bedienen. Schließlich haben wir für die Geriatrie auch einen Versorgungsauftrag für die Region.

Wie wird das frühere Mutter-Kind-Haus jetzt und in Zukunft genutzt?

Die Gynäkologie, die Pädiatrie und die Geriatrie waren schon länger in einem Haus untergebracht. In der ehemaligen Pädiatrie in der ersten Etage haben wir mittlerweile eine Überwachungseinheit mit sechs Betten eingerichtet.

Im anderen Flügel werden wir eine Infektionsstation integrieren, wo wir sowohl Patienten mit Covid als auch mit anderen Infektionen großzügig in Räumlichkeiten behandeln, sie einzeln legen können, damit sie sich nicht anstecken.

Dann befinden sich dort, wie schon gesagt, die Geriatrie und unterm Dach, wo die Kreißsäle waren, ist eine Kinderarztpraxis eingerichtet. Darüber hinaus bieten wir dort aktuell noch den Service eines Test- und Impfzentrums.

Im früheren Mutter-Kind-Haus der Leisniger Helios-Klinik befinden sich nach Schließung von Geburtenstation, Gynäkologie und Kinder- und Jugendmedizin jetzt unter anderem ein Test- und Impfzentrum. Es wird eine Infektionsstation eingerichtet und die hier u
Im früheren Mutter-Kind-Haus der Leisniger Helios-Klinik befinden sich nach Schließung von Geburtenstation, Gynäkologie und Kinder- und Jugendmedizin jetzt unter anderem ein Test- und Impfzentrum. Es wird eine Infektionsstation eingerichtet und die hier u © Dietmar Thomas

Gibt es außer den Plänen für die Geriatrie noch andere Entwicklungspläne? Bei Ihrem Amtsantritt hatten Sie angekündigt, auf Kooperationen zu setzen – selbst wenn das im Bereich Geburtshilfe jetzt nicht so gut geklappt hat –, damit der ländliche Raum von der Facharzt-Kompetenz profitieren kann.

Wir haben mehrere Bereiche, die wir aktuell weiterentwickeln. Der erste Bereich, den ich nennen kann und in dem es eine Kooperation zwischen dem Park-Klinikum Leipzig und Leisnig gibt, ist die Orthopädie-Unfallchirurgie. Da haben wir mit Herrn Dr. Wietelmann eine Nachbesetzung gefunden. Er leitet das Departement vor Ort.

Gerade in diesem Bereich sind wir ja auch Teil des OTZ, des Orthopädisch-Traumatologischen Zentrums in Leipzig, das Herr Professor Pap führt. Er ist ein international renommierter Schulterexperte, der jetzt auch hier in Leisnig Sprechstunden hält und operiert. So werden wir in dem Bereich Personalexpertise für Leisnig aufbauen. Ich denke, auf diesem Gebiet werden wir sehr viel erreichen.

Welchen Bereich betrifft es noch?

Das zweite Thema ist die Kardiologie. Wir haben mit Herrn Dr. Schloma einen Kardiologen, der am Herzzentrum Leipzig angestellt ist und an drei Tagen in der Woche in Leisnig tätig sein wird. Damit ist die Klinik fast so etwas wie eine Außenstelle des Herzzentrums Leipzig.

Wir werden uns vor allem dem Bereich der sehr häufig auftretenden Rhythmusstörungen widmen und ausbauen. Dazu gehören Eingriffe wie Kardioversionen oder Schrittmacherabfragen, -implantationen und -wechsel. Es wird Personal vom Herzzentrum herkommen.

Für die Patienten aus der Region ist das ein Riesenvorteil. Die Wege sind kürzer, die Wartezeiten definitiv auch und dennoch werden sie von denselben Fachleuten wie in Leipzig behandelt. Diese Vorteile, die sich durch unser Helios-Netzwerk bieten, wollen wir nutzen.

Aber auch über Neuerungen im Bereich Rückengesundheit haben wir schon berichtet.

Ja, die Wirbelsäulenchirurgie und damit alles, was mit Wirbelsäule und Rücken zu tun hat, ist die dritte Säule, die wir in Leisnig gemeinsam mit dem Park-Klinikum und dem Orthopädisch-Traumatologischen Zentrum ausbauen wollen.

Diesbezüglich kooperieren wir jetzt schon seit Mai 2021 mit Leipzig. Von da kommen drei, vier Oberärzte, die sich auch in Leisnig fächerübergreifend um die Rückengesundheit der Patienten kümmern. Die Wirbelsäulenchirurgie ist für Leisnig ein weiteres, regionales Alleinstellungsmerkmal.

Bekannt ist Leisnig auch für die Gefäßchirurgie.

Genau. Dann haben wir die Gefäßmedizin mit Herrn Dr. Lübke, der schon alteingesessen ist und ein großes Renommee hat. Hier werden wir uns weiter entwickeln und auch telemedizinische Angebote zum Beispiel für Pflegeheime anbieten. Auf diesem Weg können Wunden angeschaut und besprochen werden, wie diese versorgt werden müssen – ohne das der Bewohner zu uns ins Krankenhaus kommen muss

Demnach schauen Sie jetzt nach vorn?

Auf jeden Fall. Die Schließthematiken haben wir jetzt hinter uns gelassen und schauen positiv in die Zukunft. Inzwischen spüre ich eine richtige Aufbruchstimmung bei den Mitarbeitenden hier.

Zuerst war ein bisschen Angst und die bange Frage: Schließt unsere Klinik jetzt komplett? Das haben wir ganz klar verneint. Mittlerweile merken die Mitarbeiter, die Kooperationen laufen, es passiert was, es gibt neue Leiter. Das motiviert und das, so glaube ich, tut allen ganz gut.

Aber nicht alle Mitarbeiter können diesen Weg mitgehen, weil deren Abteilung geschlossen worden ist.

Allen Mitarbeitern wurde ein Angebot gemacht, sie weiter zu beschäftigen. Ein Großteil hat dies angenommen und ist hiergeblieben. Nur wenige, die eine Fortbildung gemacht hatten und zum Beispiel weiter mit Säuglingen oder auf ihrem speziellen Gebiet etwa als Kinderintensivschwester arbeiten wollten, haben sich eine neue Stelle gesucht.

Dass viele weiter bei Helios arbeiten, zeigt doch, dass sie mit dem Haus verbunden sind. Die Mitarbeiter, und das ist mir gleich zu Beginn aufgefallen, geben hier so viel Herzblut in die Klinik hinein. Das ist echt toll und längst nicht überall der Fall.

Als Aktutkrankenhaus bleibt die Notaufnahme ein wichtiger Bestandteil des Klinikkonzeptes für Leisnig. Zuletzt hat Helios in Leisnig in einen Neubau dieser Notaufnahme investiert.
Als Aktutkrankenhaus bleibt die Notaufnahme ein wichtiger Bestandteil des Klinikkonzeptes für Leisnig. Zuletzt hat Helios in Leisnig in einen Neubau dieser Notaufnahme investiert. © Lars Halbauer

Leisnig ist und bleibt aber ein Akutkrankenhaus?

Ja, genau so ist es und unsere moderne Notaufnahme bleibt auch ein wichtiger Bestandteil.

Können Eltern mit ihrem Nachwuchs, der sich beispielsweise den Arm gebrochen hat, trotz Schließung der Kinderklinik hier noch in die Notaufnahme nach Leisnig kommen?

Das können Eltern machen. Wir werden kein dreijähriges Kind mit einem Armbruch operieren können. Aber wenn das Kind zum Beispiel 12 Jahre alt ist, da sind unsere Mitarbeiter schon so spezialisiert, dass sie das auch machen können.

Aber: Behandeln können wir nur in Bereichen, die wir auch anbieten. Einen gynäkologischen Eingriff bei einem Mädchen könnten wir nicht vornehmen, da wir keine gynäkologische Abteilung mehr haben.

Auf jeden Fall wird den Patienten aber erst einmal weitergeholfen. Können wir das vor Ort nicht tun, wird ein Krankenwagen angefordert und der Patient ins nächstgrößere Zentrum, in dem er behandelt werden kann, verlegt. Diese Verfahrensweise ist mit der Landesärztekammer abgestimmt.

Zur Person:

  • Julian Zimmer hat nach dem Abitur BWL mit dem Schwerpunkt Gesundheitsökonomie studiert.
  • Der Helios-Konzern war bereits sein erster Arbeitgeber. Als Trainee lernte er viele Helios-Kliniken in Deutschland kennen, war Assistent der Geschäftsleitung des Park-Klinikums Leipzig danach dessen kaufmännischer Leiter.
  • 2020 hat ihn Helios zum Klinikgeschäftsführer in Leipzig bestellt, ihm ein Jahr später außerdem noch die Leitung der Leisniger Klinik anvertraut.
  • Seitdem hat er zwei Arbeitsplätze: Zwei Tage die Woche ist er in Leisnig, drei in seinem Leipziger Büro.
  • Julian Zimmer ist verheiratet, hat eine zweieinhalbjährige Tochter und wohnt mit seiner Familie im Süden von Leipzig.