St.-Augustinus-Gruppe Neuss „Wir haben so viele Patienten wie noch nie“

Neuss · Der Chef der St.-Augustinus-Gruppe über Erfolg, Krankenhäuser im Wettbewerb, neue Angebote, Fachkräftemangel und Fusionspläne.

 Paul Neuhäuser (60) ist Vorsitzender der Geschäftsleitung der St. Augustinus Gruppe, die mit 5300 Mitarbeitern zu den größten Arbeitgebern mit Sitz in der Stadt Neuss zählt. Die Gruppe erzielt nach eigenen Angaben einen Umsatz von rund 325 Millionen Euro jährlich.

Paul Neuhäuser (60) ist Vorsitzender der Geschäftsleitung der St. Augustinus Gruppe, die mit 5300 Mitarbeitern zu den größten Arbeitgebern mit Sitz in der Stadt Neuss zählt. Die Gruppe erzielt nach eigenen Angaben einen Umsatz von rund 325 Millionen Euro jährlich.

Foto: St. Augustinus Gruppe

Herr Neuhäuser, im Vorjahr freuten Sie sich über ein Konzernergebnis von fast 15 Millionen Euro. Wie groß ist die Freude mit Blick auf das Geschäftsjahr 2019?

Paul Neuhäuser Wir erwarten wieder ein Ergebnis im zweistelligen Millionen-Euro-Bereich. Aber die wirtschaftliche Bilanz ist für uns als gemeinnützige GmbH nur die Voraussetzung dafür, dass wir inhaltlich, also mit einer den Menschen zugewandten Medizin und Pflege, erfolgreich sein können. Positive Ergebnisse erhalten unsere Investitionsfähigkeit und das ist in diesen Zeiten enorm wichtig. Davon profitieren das Johanna-Etienne-Krankenhaus in der Neusser Nordstadt, unser Haus in Neuwerk sowie unsere psychiatrischen Kliniken. Für deren fünften Finger auf dem Gelände der früheren Schreinerei Sticker an der Selikumer Straße warten wir auf die Baugenehmigung, um noch in diesem Jahr mit dem Bau zu starten.

Der St.-Augustinus-Gruppe ist durch die Fusion der Kreiskliniken mit dem Neusser „Lukas“ ein starker Mitbewerber erwachsen. Sind Sie für den Wettbewerb gewappnet?

Neuhäuser Wir finden Wettbewerb um eine bestmögliche Versorgung der Menschen gut, sind medizinisch stark aufgestellt, und gehen somit selbstbewusst in die Zukunft. Richtig ist aber, dass wir im Gegensatz zum neuen kommunalen Rheinland-Klinikum keine Zuwendungen aus den kommunalen Haushalten in zweistelliger Millionen-Euro-Höhe erhalten haben. Das ist in meinen Augen eine Wettbewerbsverzerrung. Ich hoffe nur, dass Steuerzahlers Geld auch gut angelegt wurde.

Was ist für Sie inhaltliche Arbeit?

Neuhäuser Unser Denken und noch mehr unser Handeln sind auf Werte wie Nächstenliebe und Menschlichkeit ausgerichtet. Darauf bauen medizinische und pflegerische Versorgung auf. Wir wollen unsere Häuser und Angebote noch stärker vernetzen, unser Portfolio-Profil schärfen. Es kommen immer mehr Menschen zu uns – im vergangenen Jahr versorgten wir immerhin 153.000 Patienten, Bewohner und Klienten, so viele, wie nie zuvor. Die Fallzahlen der Akutkrankenhäuser in der Region stagnieren seit zweieinhalb Jahren. Gegen den Trend steigen in den Krankenhäusern der St. Augustinus Gruppe aber die Fallzahlen. Wir können also nicht alles falsch machen.

War die Entscheidung für eine neurologische Rehabilitation richtig?

Neuhäuser Absolut. Unser neues Angebot in Korschenbroich, zum 1. Januar 2019 eröffnet, ist seither zu 100 Prozent ausgelastet. Fairerweise muss man aber sagen, dass die neurologische Rehabilitation linksrheinisch mit einer Unterversorgung kämpft. Da sind Osterrath und jetzt Korschenbroich und im Übrigen nichts.

Ist Fachkräftemangel ein Thema?

Neuhäuser Natürlich. Die Personalfrage führt uns ans Limit. Um es klar zu sagen: Geld ist nicht das Problem, sondern uns fehlen die Menschen, die wir auf die freien Arbeitsstellen setzen können.

Da nutzt auch die konzerneigene Ausbildungsakademie nichts?

Neuhäuser Sie hilft uns sehr, löst aber nicht alle Personalprobleme. Darum arbeiten wir an weiteren Verbesserungen. Dazu zählt, dass wir das Fachseminar der Altenpflege der Caritas in unsere St.-Elisabeth-Akademie integriert haben. Zudem werden wir Anfang 2020 die drei Standorte „Etienne“, Buschhausen und Neuwerk im Hammfeld zusammenführen und schaffen somit Kapazität für 850 Auszubildende auf 2500 Quadratmetern. Wir sorgen für eine hochmoderne Ausstattung inklusive Simulationszentrum. Der Akademie-Standort Düsseldorf ist von diesen Überlegungen nicht berührt.

Sie prüfen, ob ein Zusammenschluss mit der kleineren „Kplus Gruppe“, Solingen, Sinn macht ...

Neuhäuser Der erste Impuls ging von der rechten Rheinseite aus. Wir sind angesprochen worden. Richtig ist, dass wir uns in einer Prüfungsphase mit offenem Ausgang befinden. Bis Jahresende wollen wir Klarheit haben, ob die notwendigen Rahmenbedingungen für einen Zusammenschluss gegeben sind.

Welche Kriterien müssen aus Ihrer Sicht gegeben sein, damit Sie eine Fusion favorisieren?

Neuhäuser Inhaltlich ist es verlockend, zwei Unternehmen, die auf dem christlichen Weltbild agieren, durch den Zusammenschluss zu stärken und zu erhalten. Mir geht es weniger um eine operative Verzahnung. Ich sehe den Mehrwert dann, wenn uns eine zukunftsweisende Steuerung aus einem Guss gelingt. Dazu benötigen wir klare Entscheidungsstrukturen, Kraft für umfassende Investitionen, Mut zur Digitalisierung, Innovation für neue Versorgungsmodelle und die Fähigkeit, ausreichend Managementkapazitäten zielgerichtet einzusetzen. Die St.-Augustinus-Gruppe ist wirtschaftlich stabil und bringt bereits moderne Strukturen mit. Ein Zusammenschluss kann nur erfolgen, wenn wir sicher sind, dass die alten, kranken und Menschen mit Behinderung in der Region von einer nachhaltig guten Versorgung durch uns gemeinsam profitieren.

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