Zwei Monate noch, vielleicht auch nur einen. So lange sind die Kliniken in der Region noch in der Lage, ihren Angestellten die Gehälter zu zahlen. „Wir brauchen dringend einen Rettungsschirm, um handlungsfähig zu bleiben“, bestätigt Götz Brodermann, Geschäftsführer des Cottbuser Carl-Thiem-Klinikums, der RUNDSCHAU. Dabei geht es vor allem um die Sicherung der Liquidität des Hauses. „Kliniken dürfen durch diese Krise nicht defizitär werden“, sagt Brodermann. „Aber wir kämpfen auch darum, dass unsere Ärzte jetzt von unnötiger Bürokratie befreit werden“, sagt der Klinik-Chef.

Weniger Bürokratie in Krisenzeiten

30 bis 40 Prozent ihrer Arbeitszeit brauchen Mediziner in der Regel für die Abrechnung ihrer Fallpauschalen. „Diese Zeit haben wir jetzt nicht, die Ärzte müssen sich auf die Patienten konzentrieren können“, sagt Brodermann. Es brauche einfache Lösungen. Noch aber sträube sich der Medizinische Dienst der Krankenversicherung MDK gegen „einfache Lösungen“.
Das Problem trifft nicht nur Südbrandenburgs größtes Krankenhaus, auch die kleineren Kliniken stehen vor massiven Problemen. Gottfried Hain, Verwaltungsdirektor im Gubener Naemi-Wilke-Stift ist verantwortlich für 400 Mitarbeiter. Er sagt: „Bis Mai können wir ihre Gehälter noch zahlen, vielleicht aber auch nur bis April.“ Das Kerngeschäft der Klinik, orthopädische Eingriffe, werden derzeit kaum noch durchgeführt. „Nicht nur, weil wir Operationen verschoben haben – viele Patienten sagen auch von sich aus ab, weil sie sich vor Ansteckung fürchten“, sagt Gottfried Hain. In seinem Haus fehlen monatlich 70 bis 80 Prozent an Einnahmen, rund 1,7 Millionen Euro.

Die Verluste werden nicht ausgeglichen

Können diese Verluste durch einen möglichen Ansturm von Corona-Patienten ausgeglichen werden? Gottfried Hain wehrt ab. „Wir hoffen ja alle auf möglichst wenig Corona-Patienten.“ Wie sich deren Behandlung abrechnen lässt, sei zudem schwer zu kalkulieren.
Das bestätigt auch Götz Brodermann in Cottbus. „Der Aufwand für die Behandlung von Menschen mit Covid-19 ist sehr hoch. Zeit- und personalintensiv. Außerdem brauchen wir große Mengen an teurer Schutzausrüstung.“

Neue Schutzkleidung und Beatmungsgeräte

Zumindest in diesem Punkt können die Kliniken der Region auf Entspannung hoffen: Die Bundesregierung hat für Nachschub an Schutzkleidung und Atemmasken gesorgt. „Wir rechnen damit, dass in den nächsten Tagen die Lkw bei uns anrollen“, sagt Götz Brodermann. Die Zahl der Beatmungsgeräte konnte das CTK aktuell auf 51 steigern, das Land liefert weitere 41 Geräte.
Götz Brodermann hofft auf einen Rettungsschirm der Bundesregierung, moderiert vom Bundesgesundheitsminister. „Natürlich ist es unser Job, in dieser Krise alles für die Patienten zu geben. Das tun wir auch gerne. Aber es darf uns finanziell nicht ruinieren.“

Bund und Land in der Pflicht

Auch in den zwei Standorten des Klinikums Niederlausitz ist die Lage ernst. Sarah Werner, Sprecherin des Landkreises Oberspreewald-Lausitz, betont: „Die Auswirkungen von Corona treffen alle Kliniken hart. Hier sind vordergründig Bund und Land in der Pflicht, eine schnelle und ausreichende finanzielle Unterstützung für die Krankenhäuser zu gewähren.“ Der Landkreis hat den beiden Krankenhäusern in Senftenberg und Lauchhammer zwar kurzfristig ein zusätzliches Darlehen über fünf Millionen Euro gewährt. Das solle aber nur im absoluten Bedarfsfall zum Tragen kommen.
Für alle Kliniken gilt: Sollte die Zahl der Corona-Infektionen im zweiten Halbjahr 2020 deutlich zurückgegangen sein, werden viele der jetzt abgesagten Operationen nachgeholt. „Aber diese Welle, die wir jetzt aufbauen, werden wir erst nach und nach wieder abbauen können“, sagt Brodermann. Dafür müssen die Krankenhäuser ihr Personal bei der Stange halten können. Und dafür muss das Personal bezahlt werden können.

So könnten die Kliniken die Corona-Krise überstehen

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (DCU) hat mehrfach an alle Krankenhäuser appelliert, dem Aufbau von Intensivkapazitäten maximale Priorität einzuräumen. Die bislang niedrige Zahl der Corona-Todesfälle in Deutschland und die im internationalen Vergleich hohe Zahl an Intensivbehandlungsmöglichkeiten garantierte keineswegs, dass sich die Situation nicht auch in Deutschland kurzfristig erheblich zuspitzen könnte. Auch in Italien sei die Situation in den Krankenhäusern für lange Zeit trügerisch ruhig gewesen, dann aber voneinem Tag auf den anderen in eine absolut dramatische Situation umgeschlagen. Den Klinken machte Spahn nach Aussage der Landeskrankenhausgesellschaft Brandenburg bereits umfassende Zusagen zur finanziellen Absicherung „whatever it takes!“ (“was immer es braucht“).
Die Deutsche Krankenhausgesellschaft hat ein Finanzierungskonzept erarbeitet, dass auf unbürokratischen Abschlagszahlungen basiert: Die zu erwartenden Jahreseinnahmen werden gezwölftelt und monatlich an die Kliniken ausgezahlt. Bereits erbrachte Leistungen sollen von den Kassen kurzfristig bezahlt werden, um die Liquidität der Krankenhäuser zu erhalten. Zusätzlich soll es Ausgleichszahlungen für den erhöhten Mehraufwand geben (Schutzkleidung).