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Viel los in der Klinik-Landschaft: Fünf Auffälligkeiten aus dem Gesundheitsbereich

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(Oben links, dann im Uhrzeigersinn) die Kreisklinik Wolfhagen, das Klinikum, das Elisabeth-Krankenhaus und die DRK-Kliniken
Standen im Blickpunkt: (Oben links, dann im Uhrzeigersinn) die Kreisklinik Wolfhagen, das Klinikum, das Elisabeth-Krankenhaus und die DRK-Kliniken lieferten 2020 Schlagzeilen. © Nicolai Ulbrich; Andreas Fischer; Bastian Ludwig; Dieter Schachtschneider

Beim Thema Gesundheit fällt in diesem Jahr natürlich sofort Corona als Stichwort. Doch auch abseits der Pandemie war viel los in der Klinik-Landschaft.

Kassel – So viel steht fest: Die Geschichten rund um die Krankenhäuser in Kassel und der Region waren 2020 alles, nur nicht langweilig. Und das hatte nicht nur mit dem Coronavirus zu tun. Für Schlagzeilen sorgten unter anderem die Diskussionen um die Klinik in Wolfhagen, fragwürdige Werbeaktionen und nicht zuletzt das Bäumchen-wechsle-dich-Spiel mehrerer Ärzte. Wir haben fünf Auffälligkeiten aus dem vergangenen Jahr herausgepickt:

1. Die Kreisklinik Wolfhagen: Für die Kreisklinik in Wolfhagen begann das Jahr so, wie das alte endete – turbulent. Nach monatelangem Kampf der Wolfhager für ihre Klinik verkündeten Michael Knapp, Chef der Gesundheit Nordhessen Holding (GNH), und Kassels Oberbürgermeister Christian Geselle Ende Februar überraschend, dass die stationäre Versorgung in der zur GNH gehörenden Kreisklinik nicht mehr zu verantworten sei und darum sofort ausgesetzt werde. Damit endete von jetzt auf gleich die Geschichte des Krankenhauses. Vorerst. Denn nur wenige Wochen später beschloss der Landkreis, den Betrieb der Klinik – wie auch den der Klinik in Hofgeismar – zu übernehmen. Und so nahm das Krankenhaus bereits gut fünf Monate nach seinem plötzlichen Ende wieder stationär Patienten auf.

Günstig war diese Entscheidung nicht: Für den Eigenbetrieb Kliniken wird der Landkreis Kassel laut Landrat Uwe Schmidt in den Jahren 2020 bis 2024 ein Minus in Höhe von über 52 Millionen Euro hinnehmen müssen.

2. Die Guerilla-Werbung: Fragwürdige Werbeaktionen gab es gleich mehrere. Zunächst sorgten die DRK-Kliniken Nordhessen mit Flyern für Kopfschütteln bei der Konkurrenz. Das Ziel: Personal in den anderen Kliniken abzuwerben. Nur wenige Wochen später sprühte das Klinikum Kassel – ebenfalls auf Personalsuche – Botschaften vor die Türen der anderen Häuser. Die Stadt ließ die Markierungen kurzerhand auf Kosten der Verursacher wieder entfernen. Wie hoch diese waren, dazu konnte sich das Klinikum nicht äußern, weil die Rechnung noch nicht vorliege.

All dies verdeutlicht: Personalknappheit ist ein brandaktuelles Thema in den Kasseler Krankenhäusern – auch und gerade in Coronazeiten.

3. Das Personalkarussell: Apropos Personal – in dieser Hinsicht hat sich einiges getan. Mitunter wurden so viele Mediziner-Wechsel zwischen den Kliniken gemeldet, dass es schwierig war, den Überblick zu behalten. Von daher reicht der Platz hier nicht annähernd aus, um diesen Punkt vollständig abzuhandeln. Zu den überraschenden Meldungen zählte der Wechsel des renommierten Schmerztherapeuten Dr. Andreas Böger von den DRK-Kliniken zur Vitos Orthopädischen Klinik. Und auch Prof. Ernst Magnus Noah musste das Wehlheider Krankenhaus überraschend verlassen. Die Klinik wiederum stellte mit Prof. Klaus Westphal, Prof. Pawel Mroczkowski und Dr. Mohammed Al-Toki gleich drei neue Chefärzte vor. Und nicht zu vergessen: Dr. Kia Homayounfar ist nun neuer Direktor der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie am Klinikum Kassel.

4. Die Streitigkeiten: Nicht immer verliefen die Trennungen friedlich. Es ging vors Arbeitsgericht. Zwei Prozesse blieben in Erinnerung. Prof. Magnus Ernst Noah, Chefarzt der Plastischen Chirurgie, einigte sich mit den DRK-Kliniken erst nach einem gerichtlichen Zusammentreffen. Bei Schmerztherapeut Böger sah die Sache komplizierter aus. Kurz zusammengefasst: Böger wollte früher weg, durfte aber nicht, er wurde bis zum Jahresende freigestellt und ihm wurde verboten, über die Angelegenheit zu sprechen.

Und apropos Streitigkeiten: Unruhe gab es auch am Elisabeth-Krankenhaus. Dass Direktorin Marieluise Labrie kurzfristig ausschied, war ebenso überraschend wie die Ankündigung, dass Geschäftsführer Dr. Ralf Paland zum Jahresende das Haus verlässt. Darüber hinaus kam im vergangenen Jahr aus der Mitarbeiterschaft viel Kritik an der Klinikleitung.

5. Die Defizite: Dass Krankenhäuser nicht auf Rosen gebettet sind, ist nichts Neues. Ein kleiner Paukenschlag war es aber schon, als die GNH ein Defizit von 11,2 Millionen Euro für das zurückliegende Jahr präsentierte. Nun hat die GNH die Sorgenkinder Wolfhagen und Hofgeismar zwar von der Backe. Aber merke: Auch das Klinikum, das Flaggschiff der GNH, machte Verluste.

Um die Defizite in den DRK-Kliniken in den Griff zu kriegen, trat Alexander Lottis seinen Dienst als Geschäftsführer und Sanierer an. Für Aufregung sorgte dann die Nachricht, dass das Krankenhaus als Sponsor beim Fußball-Regionalligisten KSV Hessen einsteigt. Verluste hier, finanzielles Engagement dort – da hagelte es Kritik. Wie gesagt, langweilig war es in den zurückliegenden Monaten eher selten. (Marie Klement und Robin Lipke)

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