Schwabacher Krankenhaus kämpft mit einem Millionen-Minus

1.12.2020, 06:00 Uhr
 In den Operationssälen, hier im Bild Chefarzt Dr. Markus Scheuerpflug und der stellvertretende Leiter der OP-Pflege, Ulrich Kattinger, herrschte 2019 Hochbetrieb.

© Jürgen Karg  In den Operationssälen, hier im Bild Chefarzt Dr. Markus Scheuerpflug und der stellvertretende Leiter der OP-Pflege, Ulrich Kattinger, herrschte 2019 Hochbetrieb.

Obwohl das Schwabacher Krankenhaus 2019 mit 2,08 Millionen Euro den höchsten Jahresverlust des Jahrzehnts eingefahren hat, sieht die Geschäftsführung das Haus gut aufgestellt. Besser jedenfalls als in früheren Jahren. "Wir befanden uns 2019 auf Wachstumskurs, im Kerngeschäft geht die Rechnung allmählich auf", sagte Geschäftsführer Lars Bergmann jüngst in der Sitzung des Schwabacher Stadtrates.

Die Zahlen, die Bergmann mitgebracht hatte, zeigen tatsächlich: In diesem von Bergmann zitierten Kerngeschäft, der medizinischen Versorgung von Patienten, schreibt die Klinik inzwischen schwarze Zahlen. Doch der Erlös reicht nicht, um Unvorhergesehenes wie einen geplatzten Heizkessel aus eigenen Mitteln ersetzen zu können.

Die Stadt hatte Anfang 2018 das damalige Stadtkrankenhaus zu 75 Prozent an das Evangelisch-Lutherische Diakoniewerk Neuendettelsau (heute: Diakoneo) verkauft, 25 Prozent blieben im Eigentum der Stadt. Besonderheit des Deals: Trotz der 75/25-Prozent-Eigentumsverhältnisse muss die Stadt Schwabach vorerst noch knapp 50 Prozent des Defizits tragen.


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Der Stadtrat hatte sich seinerzeit zum Teilverkauf entschlossen, weil der Stadt das jährliche Defizit über den Kopf zu wachsen drohte. Und weil er glaubte, dass das Schwabacher Haus im Verbund mit anderen Kliniken bessere Überlebenschancen hat. Diese Hoffnung ist, trotz der jüngsten Defizite, nicht unbegründet. Das Krankenhaus kann im Verbund mit den Partnern mehr Leistungen anbieten als bis 2018. Die Operationssäle waren 2019 bis an die Kapazitätsgrenze ausgelastet. Die Netzwerke sorgen auch für neue Einnahmequellen. Nur ein Beispiel von vielen: Das Schwabacher Krankenhaus ist eine Partnerschaft mit dem 1. FC Nürnberg eingegangen. 2019 waren über 100 Spieler aus allen Altersgruppen zu Gast, für die Spieltauglichkeitsuntersuchungen anstanden. "Solche Dinge tragen selbstverständlich zu einem Imagegewinn bei", so Geschäftsführer Bergmann.

Corona und die Folgen

Die Frage ist, wie das Krankenhaus durch die Coronapandemie kommt. Im Frühjahr hatte es für alle Krankenhäuser noch Ersatzzahlungen für jedes freigehaltene Bett, das womöglich ein Covid-19-Patient benötigt, gegeben. In der zweiten Welle dagegen erhalten nur noch größere Häuser diesen Ausgleich. "Häuser der Grund- und Regelversorgung sollen also möglichst keine Corona-Patienten aufnehmen", folgerte Bergmann. "Das soll mit Geldflüssen gesteuert werden."

Doch die Theorie ist das eine, die Praxis das andere. Ende vergangener Woche lagen 17 Coronapatienten auf der Schwabacher Covid-Station. "Wir entscheiden hier für die Gesundheit der Menschen und gegen die Wirtschaftlichkeit des Hauses", betonte Bergmann.

Worauf Experten schon seit Monaten hinweisen: Wegen Corona meiden manche Patienten das Krankenhaus, die eigentlich dringend einer Behandlung bedürfen. "Manchen Schlaganfall und manchen Herzinfarkt sehen wir deshalb zu spät. Die Verläufe sind dann ungleich schwerer", berichtete der Geschäftsführer.

Der Stadtrat nahm das Jahresergebnis – ein Fehlbetrag von exakt 2,082 Millionen Euro – zur Kenntnis und beauftragte OB Peter Reiß, in der Gesellschafterversammlung den Jahresabschluss zu genehmigen und der Geschäftsführung Entlastung zu erteilen. Vom Verlust muss die Stadt genau 991 000 Euro ausgleichen. 881 000 Euro sind schon vorgestreckt, die restlichen 110 000 Euro sind im Haushalt vorhanden.


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Im laufenden Jahr hatte Diakoneo für das Haus in Schwabach ursprünglich mit einem Defizit in Höhe von 1,8 Millionen Euro gerechnet. Coronabedingt dürfte aber auch 2020 wieder eine "2" vor dem Komma stehen. Denn: Im Vorjahr hatte die Klinik 7850 Patient*innen stationär behandelt. Heuer waren es bis Ende November nur 6884. Dieses Minus kann im Dezember nicht mehr gut gemacht werden. Zusätzlich zu den 7850 stationär aufgenommenen Bürgern hat die Klinik im Vorjahr auch 10 306 Frauen, Männer und Kinder ambulant versorgt.

Lars Bergmann rechnet in den nächsten Jahren nicht mit ganz großen Modernisierungsmaßnahmen. In etwa fünf Jahren könnte aber der Neubau der Operationssäle anstehen. Eine wichtige Millionen-Investition.

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