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Paderborner Krankenhäuser fürchten große Finanzprobleme

Die Krankenhäuser sind wegen des Corona-Virus unverändert in Alarmbereitschaft. Aber am 1. Oktober soll der Schutzschirm wegfallen. Und eine weitere Sorge treibt die Häuser um.

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Ärzte und Pfleger der Infektionsstation des Brüderkrankenhauses St. Josef: Andreas Zaruchas mit Stationsleiterin Katharina Fröhling (3.v.r.) und deren Stellvertreterin Sunja Baschizada (2.v.l.) mit den Fachärztinnen aus dem Team der Pneumologie. | © Brüderkrankenhaus St. Josef

Ärzte und Pfleger der Infektionsstation des Brüderkrankenhauses St. Josef: Andreas Zaruchas mit Stationsleiterin Katharina Fröhling (3.v.r.) und deren Stellvertreterin Sunja Baschizada (2.v.l.) mit den Fachärztinnen aus dem Team der Pneumologie. | © Brüderkrankenhaus St. Josef

04.08.2020 | 04.08.2020, 08:03

Paderborn. Seit März haben Ärzte und Pflegefachkräfte der hiesigen Krankenhäuser insgesamt über 100 an Covid-19 erkrankte Patienten behandelt. „Das waren enorme Herausforderungen", sagt Lungenfacharzt Andreas Zaruchas, der als Leitender Arzt Pneumologie dem Krisenstab des Brüderkrankenhauses St. Josef angehört. Nach wie vor befinde man sich in Alarmbereitschaft.

Die Brüderkrankenhäuser, das St.-Vincenz-Krankenhaus und das St. Johannisstift haben sich mit Beginn der Pandemie noch enger zusammengeschlossen, heißt es in einer gemeinsamen Pressemitteilung. „Diese lokale Vernetzung gewährleistet, dass in der andauernden Krise die Versorgung der Bevölkerung jederzeit sichergestellt ist", so Siegfried Rörig, Kaufmännischer Direktor des Brüderkrankenhauses.

"Wesentlicher Faktor für die Bewältigung der Pandemie"

„Die Krise hat nochmals gezeigt, wie wichtig die Beschäftigten in den Kliniken sind. Deren außerordentliches Engagement ist ein wesentlicher Faktor für die Bewältigung der Pandemie", betont Christoph Robrecht, Regionalleiter und Hausoberer des Brüderkrankenhauses, der sich für seelsorgerische und psychologische Begleitung in Krisen starkmacht. „Es geht nicht nur um die Patienten und deren Angehörige, sondern auch um die Mitarbeitenden." Bei ihnen fiele das berufsbedingt erhöhte Infektionsrisiko und die besondere Arbeitsbelastung ins Gewicht.

„Befürchtungen einer zweiten Welle sind real", prognostiziert Lungenspezialist Zaruchas, umso wichtiger sei es, ausreichend finanzielle Ressourcen für den außerplanmäßigen Einsatz von Personal und zusätzlichen Equipments vorzuhalten. Der Schutzschirm habe Finanzierungsengpässe abgemildert, resümiert Rörig, auch die Förderung der Aufstockung von Intensivkapazitäten sei okay gewesen.

„Unsere finanzielle Perspektive ist jedoch mitnichten rosig: Sie ist schlecht. Eine vollständige Rückkehr zum ’Normalbetrieb’ aus Vor-Corona Zeiten ist nicht absehbar. Das wird sich bis weit in das Jahr 2021 hinziehen. Also werden wir weiterhin mehr Isolationsbereiche und Beatmungskapazitäten als vor Corona vorhalten müssen. Wenn ab dem 1. Oktober der Schutzschirm entfällt, wird es tagesgleich große finanzielle Probleme geben", gibt Rörig zu bedenken.

Noch eine weitere Sorge

Eine weitere Sorge treibt die Krankenhäuser um: Zum 1. August sind die Pflegepersonaluntergrenzen für Intensivstationen und Geriatrie wieder in Kraft. Sie waren angesichts der Covid-19-Pandemie eigentlich bis Jahresende ausgesetzt. „Diese kurzfristige politische Entscheidung finden wir höchst widersprüchlich", betont Josef Düllings, Hauptgeschäftsführer des St.-Vincenz-Krankenhauses.

Personaluntergrenzen könnten bei lokalen Ausbrüchen oder in einer zweiten Infektionswelle zur Sperrung von dringend benötigten Intensivbetten führen. Derzeit sei die hiesige Lage auf den Intensivstationen zwar entspannt, dies könne sich angesichts derzeit steigender Infektionszahlen aber jederzeit ändern. „Wenn die Zahl der zu betreuenden Covid 19-Patienten steigt, benötigen wir zusätzliches Intensiv-Pflegefachpersonal."

Zwar könne man kurzfristig auf der Intensivstation eingearbeitete Pflegefachkräfte aus anderen Abteilungen hinzuziehen, dies würde jedoch zu Engpässen in anderen Bereichen wie OP oder Anästhesie führen. Die Folge: Operationen müssten erneut abgesagt werden. Seien die Pflegepersonaluntergrenzen nicht einzuhalten, müssten Betten geschlossen oder finanzielle Sanktionen geleistet werden. Dies könne in der derzeitigen Ausnahmesituation nicht richtig sein.