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Sanierungsgutachten

Klinik-Krise in Peine: Droht weiterer Stellenabbau?

Das Peiner Klinikum steckt seit Monaten in der Krise. Fällt am 12. Juni eine Entscheidung zur Zukunft des Krankenhauses?

Das Peiner Klinikum steckt seit Monaten in der Krise. Fällt am 12. Juni eine Entscheidung zur Zukunft des Krankenhauses?

Peine. Das Peiner Klinikum steckt in der Krise, seit Monaten beratschlagt die AKH-Gruppe aus Celle als Trägerin des Krankenhauses gemeinsam mit diversen Experten über konkrete Sanierungspläne. Jetzt kristallisiert sich ein Zeitplan heraus – und zumindest ein zentrales Datum ist dabei bekannt.

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Am 12. Juni sollen die Ergebnisse des Gesamt-Sanierungsgutachtens im Aufsichtsrat vorgestellt werden. Das bestätigte Ralf Kuchenbuch, Sprecher der AKH-Gruppe, auf PAZ-Anfrage. Parallel sei man in Gesprächen mit Banken und den Landkreisen. Danach sollen weitere Gremien und die Mitarbeiter informiert werden.

Spekulation über Personalabbau

Für Wirbel hat nun im Vorfeld die Berichterstattung der Celleschen Zeitung in den vergangenen Tagen gesorgt. Dem Blatt war das komplette „Teilgutachten Personal“ sowie ein Diskussionspapier aus einer Sondierungsgruppe zugespielt worden. Auf der Grundlage der dort abgebildeten Zahlen spekulierte die Zeitung, dass nun doch auch im Pflegebereich Personal abgebaut werden könnte – entgegen der bisherigen Aussagen der AKH-Gruppe.

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Sprecher Ralf Kuchenbuch trat dem auf Anfrage vehement entgegen. „Es bleibt bei unserer Aussage, dass kein Pflegepersonal abgebaut wird“, sagte er der PAZ und erklärte, dass aus den vorliegenden Fakten einer reduzierten Anzahl an Pflegekräften schlicht falsche Schlüsse gezogen worden seien. „Die Zahl der Pflegekräfte ist zurückgegangen, weil wir wie jedes andere Krankenhaus in der Region auch unter dem Fachkräftemangel zu leiden haben. Es wurden weiterhin Stationen zusammengelegt. Keine einzige Pflegekraft wurde betriebsbedingt entlassen, dies ist selbstverständlich auch nicht geplant.“

„Kämpfen für Standort-Erhalt“

Kuchenbuch unterstrich in diesem Zusammenhang auch abermals, dass die AKH-Gruppe weiterhin am Standort Peine festhalten wolle – dafür müsse jedoch die Finanzierung gesichert sein. „Und dafür kämpfen wir gerade“, so der AKH-Sprecher.

Staatssekretär Heiger Scholz hatte bei seinem Besuch im Klinikum kürzlich eine mögliche Zukunftsperspektive für das Peiner Krankenhaus skizziert: Es solle ein Krankenhaus für die Grund- und Regelversorgung (qualifizierte Chirurgie, Innere Medizin) entstehen – mit einem Einzugsgebiet zwischen 80 000 bis 90 000 Einwohnern, also nicht mehr unbedingt für den gesamten Landkreis. Damit solle auch der Tatsache Rechnung getragen werden, dass sich die Menschen in den Randbereichen des Kreisgebietes eher in die größeren Kliniken der Region orientieren.

Intensive Gespräche

Eine mögliche Option auch für die AKH-Gruppe? „Wir befinden uns zur Zeit in intensiven Gesprächen mit dem Landkreis und dem Land Niedersachsen. Grundsätzlich ist für uns jede Möglichkeit denkbar, die dem Klinikum, der Stadt und dem Landkreis dient“, so Kuchenbuch abschließend.

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Stellenabbau größer als zunächst gedacht

Mit der Terminierung der entscheidenden Aufsichtsratssitzung für den 12. Juni scheint nun nicht nur der Zeitplan für die Rettung der angeschlagenen AKH-Gruppe, zu der auch das Peiner Klinikum gehört, zu stehen, der PAZ liegen auch weitere Details zum Sanierungsgutachten vor.

Die schlechte Nachricht zuerst: Nicht nur wie zunächst geplant 50 Stellen sollen in Peine abgebaut werden, sondern insgesamt 60 – inklusive der rund 20 Stellen der bereits geschlossenen Abteilung Frauenheilkunde. „Leider muss es aufgrund einer Reduzierung der Leistungszahlen zu einer weiteren Reduzierung der Mitarbeiter kommen“, erklärt AKH-Sprecher Ralf Kuchenbuch. „Es bleibt aber dabei: keine betriebsbedingten Kündigungen in der Pflege. In anderen Bereichen kann dies leider nicht ausgeschlossen werden.“

Verbesserung von Arbeitsabläufen

In dem Gutachten wird nach PAZ-Informationen auch die Verbesserung von Arbeitsabläufen eingefordert – Vorschläge sind dabei die Schaffung eines elektronischen Medikationsmanagementsystems sowie eines elektronischen Anforderungssystems für Krankenhausbetten. Auch das bestätigt Kuchenbuch. „Diese Verbesserung ist absolut erforderlich – und der Vorstand hat bereits seit längerem mit der Umsetzung dieser Forderungen und anderen Abläufen begonnen“, so der AKH-Sprecher, der in diesem Zusammenhang auch auf Änderungen im Niedersächsischen Krankenhausgesetz hinwies, die sowieso verschiedene Optimierungen einfordern würden.

„Keine Änderung übers Knie brechen“

Die Wirtschaftsprüfer haben in dem Gutachten zudem vorschlagen, dass die Pflegekräfte in den Nachtwachen mehr Betten betreuen sollen. Demnach versorge in Peine eine Krankenschwester durchschnittlich 17 Patienten in den Nachtstunden, das Deutsche Krankenhausinstitut gehe jedoch davon aus, dass 32 bis 42 Erwachsene betreut werden könnten.

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„Es ist korrekt, dass das Deutsche Krankenhausinstitut von diesen Zahlen ausgeht. Es sind jedoch hier die spezifischen Besonderheiten im Klinikum Peine zu beachten“, erläutert Kuchenbuch. „Eine diesbezügliche Änderung quasi übers Knie zu brechen, ist selbstverständlich nicht angedacht. Wir müssen jedoch sinnvolle Optimierungen unter Beachtung der individuellen Situation auf den verschiedenen Stationen durchaus in Betracht ziehen.“

Und wenn diese und viele weitere Sanierungsschritte umgesetzt sind, wann soll die Krise für die AKH-Gruppe und das Peiner Klinikum dann überwunden sein? „Für die AKH-Gruppe sehen wir den Umschwung bis 2021, in Peine spätestens bis 2022“, sagt Kuchenbuch.

Von Tobias Mull

PAZ

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