Kreis Lörrach Kreiskliniken rechnen mit Defizit

Denis Bozbag
Erstmals seit elf Jahren könnten die Kreiskliniken für das laufende Jahr ein Minus aufweisen. Foto: Michael Werndorff

Gesundheit: Minus von 780 000 Euro in 2021? Kostenstruktur wird angepasst

Kreis Lörrach - Klinikengeschäftsführer Armin Müller hat dem Verwaltungsausschuss des Kreistags in seiner jüngsten Sitzung den Wirtschaftsplan der Klinik GmbH des Landkreises vorgelegt. Klar ist, die Erlösziele sind angesichts der großen Unsicherheit der Corona-Lage mit Vorsicht zu genießen. Man rechne derzeit für das laufende Jahr mit einem Defizit in Höhe von 780 000 Euro. Zusammengerechnet mit dem Jahr 2020 hoffe man dank staatlicher Hilfen noch auf ein ausgeglichenes Ergebnis, meinte Müller.

„Noch ist es unklar, ob die Leistungsfähigkeit der Kreiskliniken und des St. Elisabethen-Krankenhauses im Laufe des Jahres und inmitten einer dritten Corona-Welle immer gewährleistet sein wird, ob Patienten geplante Krankenhausaufenthalte weiter hinausschieben oder ob wir von Seiten der Politik für dieses Jahr Unterstützung erfahren werden“, erklärte Müller, warum die Ertragsziele derzeit nicht seriös eingeschätzt werden könnten. Im Gespräch sei derzeit ein Ganzjahresausgleich auf Basis der Zahlen von 2019, sprich: vor Eintritt der Pandemie.

Ob dieser Ausgleich eine Deckung der laufenden Ertragsausfälle zu 100 oder 95 Prozent verspreche, sei noch nicht endgültig entschieden.

Aufgrund der genannten Unwägbarkeiten müsse man eine flexible, kurzfristig angepasste Kostenstruktur einführen. Nur somit könne die Wirtschaftlichkeit der Kliniken im Landkreis gewährleistet werden.

Verweildauer der Patienten soll verringert werden

Um die geplanten Leistungszahlen für das laufende Jahr zu erreichen, müsse die Aufenthaltsdauer der stationären Patienten um zehn Prozent von durchschnittlich 5,8 auf 5,2 Verweiltage verringert werden.

Dies gelte aber nicht für die Altersheilkunde (Geriatrie). Bislang seien dafür Betten in die verschiedenen Stationen eingestreut worden. Diese wurden zu einer eigenen Fachabteilung mit 36 Plätzen zusammengelegt. Müller geht zudem davon aus, dass sich durch die Verbesserung in diesem Bereich für das laufende Wirtschaftsjahr eine höhere Anzahl an zu behandelnden Alterspatienten ergeben wird.

Ebenso habe man die Hygienevorgaben wegen der aktuellen Pandemie in den Berechnungen mit berücksichtigt. Eine Vollbelegung von Dreibettzimmern sei derzeit nicht erlaubt. Ein Ausgleich dieser Einschränkung soll auch durch die Verringerung der Verweildauer der stationären Patienten erfolgen.

Die Geschäftsführung wolle zukünftig die Besetzung jeglicher freien Stellen überprüfen. Für jeden Einzelfall würden jetzt die wirtschaftliche Lage und die tatsächliche Notwendigkeit einer Stellenbesetzung überprüft werden.

„Trotz aller Widrigkeiten kann ich versichern: Wir sind weiterhin robust. Diese Prognose mache ich mal“, versicherte Müller dem Gremium. Seit vergangenem März hätten die Ärzte, Pflegekräfte und Mitarbeiter der Kreiskliniken Unfassbares geleistet. „Wir bleiben ein verlässlicher Versorger für die Kreisbürger“, versicherte der Geschäftsführer der Kreiskliniken.

Stellen-Neubesetzungen werden überprüft

Ulrich May (FW) sprach von einem durchaus positiven Ausblick für die Kliniken GmbH in sehr schwierigen Zeiten. Er lobte den Fortschritt beim Ausbau der Geriatrie und erhielt auf seine Frage, ob das Zentralklinikum eine eigene Palliativstation erhalte, von Müller die Antwort: „Wir werden eine wunderbare Palliativeinrichtung bekommen mit einer sehr schönen Wohnsituation. Bis 2025 sollen rund zehn Patienten dort behandelt werden.“

Wolfgang Fuhl (AfD) sah ebenfalls die Notwendigkeit, die beiden Jahre 2020 und 2021 wirtschaftlich zusammen zu betrachten. Er hoffe am Ende des Jahres wie Müller auf ein ausgeglichenes Geschäftsergebnis.

Bernd Martin (Grüne) attestierte den Kreiskliniken eine gute Arbeit und der Geschäftsführung ein durchdachtes Projektmanagement. Auch Manuel Karcher (FDP) richtete allen Mitarbeitern der Kliniken, die seit der Pandemie so hart gearbeitet hätten, seinen Dank aus. Das Gremium empfahl den Wirtschaftsplan einhellig für die Abstimmung im Kreistag.

Umfrage

Heizung

Der Ausbau des Fernwärmenetzes im Landkreis Lörrach nimmt Fahrt auf. Würden Sie, falls möglich, Ihr Haus an das Netz anschließen lassen?

Ergebnis anzeigen
loading