UKSH: Das ändert sich für die Patienten
Alles in Reichweite: Gabriele Ebeling, OP-Teamleiterin der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, zeigte am Eröffnungstag einen hochmodernen Behandlungsraum.
Quelle: Frank Peter
Kiel. Digitalisierung, Präzisionsmedizin und die gemeinsame Entscheidungsfindung – das sind drei Bereiche, in denen das UKSH in Kiel neue Wege geht. Mit der gemeinsamen Entscheidungsfindung "Shared Decision Making" bietet das Klinikum seinen Patienten zudem an, ihre Therapie auf Augenhöhe mit den Ärzten zu besprechen. Und die Präzisionsmedizin ermöglicht schließlich eine höchst individualisierte Diagnostik und Behandlung.
Digitalisierung: Durch den Effizienzdruck im Gesundheitssektor und den rasanten technologischen Fortschritt wird der Digitalisierungsgrad an allen Krankenhäusern stark zunehmen. Der Neubau ermöglicht es dem UKSH, digital voranzuschreiten. Ziel sei es, die Ärzte und Pfleger von Routinearbeiten zu entlasten, um damit den Behandlungserfolg zu erhöhen. Zudem bedeute ein digitaler Service für Patienten mehr Komfort.
Schon die Self-Check-in-Terminals in den Aufnahmebereichen der UKSH-Neubauten weisen auf das digitale Zeitalter hin. Dort können sich die Patienten anmelden und Dokumente oder Einwilligungen einscannen.
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Auch im Krankenzimmer sind die analogen Zeiten vorbei. Über einen LCD-Bildschirm am Bett haben Patienten jetzt Zugriff auf TV, Internet und Video-on-Demand-Dienste. Darüber können sie behandlungsbezogene Fragebögen oder ein Schmerztagebuch ausfüllen und an anonymen Zufriedenheitsumfragen teilnehmen. Das Klinikpersonal wird durch Bildschirme neben den Krankenbetten, sogenannte Bedside-Terminals, bei der mobilen Visite unterstützt, um Befunde aufzurufen und die Behandlung mit dem Patienten abzusprechen.
Video: Einblicke in den UKSH-Neubau
UKSH bietet kassenunabhängige elektronische Patientenakte
Als erstes deutsches Krankenhaus bietet das UKSH nach eigenen Worten die kassenunabhängige elektronische Patientenakte kostenlos und lebenslang an. Hierüber soll der Datenaustausch zwischen Ärzten, Kliniken oder Therapeuten laufen. Jeder Patient kann über seine Daten im elektronischen Archiv standortunabhängig verfügen.
Bereits in Betrieb ist ein automatisiertes System (Unit-Dose-System), mit dem alle Arzneimittel von der Klinikapotheke individuell für Patienten zusammengestellt, verpackt und direkt an die Stationen geliefert werden. Die Anbindung des Systems an eine Verschreibungssoftware überprüft den Medikationsplan auf Wechselwirkungen.
Um Risikominimierung geht es auch bei ortungsbasierten Diensten, die es Patienten ermöglichen, sich bei permanenter Überwachung der Vitaldaten frei in den Klinikgebäuden zu bewegen. Sollte ein Notfall eintreten, kann der Patient exakt geortet werden. Dieses Spurbild wird auch zum automatisierten Warentransport oder der Reinigung der Stationsbetten genutzt. Muss etwa ein Bett ausgetauscht werden, drückt der Pfleger auf einen „Dashbutton“, und der Aufbereiter kann das Zimmer ganz einfach lokalisieren.
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"Share to Care": Bei vielen Diagnosen gibt es mehrere Therapie-Möglichkeiten: Operieren, bestrahlen, medikamentös behandeln – oder sogar gar nichts tun? Damit man als Patient die für sich beste Entscheidung trifft, ist der Informationsaustausch mit dem behandelnden Klinikpersonal wichtig. Hierfür wurde das Programm "Share to Care" entwickelt. Ziel ist es, fach- und berufsübergreifend und zusammen mit dem Patienten die für ihn beste Therapie zu wählen. Dafür werden die neuesten medizinischen Erkenntnisse einerseits und die Patientenwünsche andererseits in einem strukturierten Prozess zusammengeführt. "Wir wollen zeigen, dass wir die am besten passende Behandlung dann identifizieren, wenn Patienten aktiv mitentscheiden", sagt Grieve. Das Vorreiterprojekt wird mit 14 Millionen Euro aus dem Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses gefördert. Der Arzt und TV-Kabarettist Dr. Eckart von Hirschhausen moderiert in Broschüren und Videoclips das Modellprojekt.
Präzisionsmedizin: Präzisionsmedizin bedeutet, dass Patienten mit einer Erkrankung nicht mehr gleich behandelt werden, sondern unterschiedlich entsprechend des individuellen genetischen Auslösemechanismus. Dies führt zu besseren Therapieerfolgen bei deutlich geringeren Nebenwirkungen der Medikamente. Dieser innovative Therapieansatz wird bei der klinischen Versorgung im UKSH immer wichtiger.
Denn: Große Volkskrankheiten werden, so der Forschungsstand, durch eine Störung der Funktion im Genbestand eines Patienten ausgelöst, meistens sind dabei mehrere und unterschiedliche Gene beteiligt. Das führt dazu, dass Patienten zwar an einer gleichnamigen Erkrankung leiden, aber verschiedene Symptome, unterschiedliche Therapieverläufe und auch Prognosen haben. Bei vielen Krankheiten kann die Medizin inzwischen die unterschiedlichen Gendefekte gut identifizieren und zur Therapie die für den speziellen Gendefekt entwickelte Medikation anwenden.
Alle Berichte zum UKSH finden Sie hier.
KN