Die Hälfte der Baukosten für die Klinik übernimmt das Land. Die Bauarbeiten beginnen im August.

Kreis Böblingen - Die schlechte Nachricht verschwieg Landrat Roland Bernhard zunächst, als er am Mittwoch die Sitzung des Bauausschusses im Böblinger Landratsamt eröffnete. Der Neubau der Flugfeld-Klinik wird nach derzeitiger Planung 492,7 Millionen Euro kosten. Das entspricht einer Steigerung von 33 Millionen Euro im Vergleich zur Vorplanung von Mitte 2018. Schon damals wurde befürchtet, dass das Projekt bis zu 550 Millionen Euro verschlingen könnte. Diesen Puffer plant das Landratsamt auch nach wie vor ein.

 

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Dazu sagt Projektgeschäftsführer Harald Schäfer: „Die Kostensteigerung ergibt sich dadurch, dass sich die Planung seitdem immer weiter verfeinert hat. Das bedeutet einen höheren Detaillierungsgrad vor allem bei der Technik und der Ausstattung.“ Einzelbereiche, die die Steigerung verursacht hätten, kann Schäfer nicht benennen, da es sich um viele kleine Dinge handle, etwa zusätzlich benötigte Flächen und Fragen der Gestaltung. „Allerdings werden wir diese Bereiche noch einmal genau prüfen, ob sie nicht auch Einsparpotenzial bergen“, sagt er.

Einzelvergabe statt Pauschalpreis

Der Kreistag hatte im Vorfeld eigentlich beschlossen, das Krankenhaus mit einem Generalunternehmer zu bauen. Das hätte bedeutet, dass der Landkreis als Bauherr von vornherein einen Pauschalpreis für das Projekt vereinbart und dieser Unternehmer alle weitere Gewerke beauftragt hätte. Das hätte aufseiten des Kreises eine höhere Planungssicherheit bedeutet, und man hätte nur einen Vertragspartner. Doch dazu wird es nicht kommen. „Das Angebot des letzten verbliebenen Unternehmers, der auch die von uns geforderte Qualität liefern kann, lag weit über unserer Kostenberechnung“, sagte Bernhard. „Stattdessen gehen wir jetzt den Weg der Einzelvergabe.“

Dies bedeutet, dass alle Teile des Projekts vom Landratsamt einzeln EU-weit ausgeschrieben und vergeben werden müssen, und nicht mehr im Schulterschluss mit einem Generalunternehmer, der auch eine Teilverantwortung für das Gesamtprojekt getragen hätte. „Das wird auf unserer Seite natürlich personelle Ressourcen binden, die Planungen hierfür beginnen jetzt“, sagte Bernhard. Der Projektchef Schäfer sieht jedoch nicht nur Nachteile: „Es ist gut möglich, dass wir auf dem Weg der Einzelvergabe günstiger landen als geplant.“ Immerhin hätte ein Generalunternehmer kräftige Risikoaufschläge einkalkuliert. Als positiv bewertet Schäfer zudem die Tatsache, dass das bisherige Planungsteam rund um die Architekten an Bord bleibt.

Positives Signal aus Stuttgart

Der Landrat Bernhard hatte auch erfreuliche Nachrichten zu verkünden. Das Land Baden-Württemberg hat dieser Tage zugestimmt, die Hälfte der Baukosten für die Klinik zu übernehmen. Nach dem positiven Signal aus Stuttgart darf sich das Landratsamt also auf insgesamt 210 Millionen freuen. „Das ist seit Jahrzehnten der größte Brocken, der vom Landeskrankenhaus-Ausschuss genehmigt wurde“, sagt Bernhard.

Anschließend gab Ralf Landsberg als Architekt einen Einblick in die weitgehend abgeschlossene Planung: Die Klinik existiert bereits bis ins kleinste Detail als Computermodell – bis zu den Lichtschaltern. Die H-förmigen Trakte sind in der Mitte über Brücken verbunden. Sie überspannen die sogenannte Magistrale, die das Gebäude teilt. Darin zieht sich auf der Nullebene ein Grünstreifen von Ost nach West. Auf der Ostseite entsteht der Eingangsbereich mit Café.

Die Ausschreibung der Arbeiten für die Baugrube hat begonnen. Projektchef Schäfer: „Geht alles glatt, kann der Kreistag die Vergabe noch vor der Sommerpause genehmigen und die Bagger können anrücken.“ Damit will man den Belastungen durch den A 81-Ausbau aus dem Weg gehen und die Anwohner schonen.