Die Kliniken des Landkreises Lörrach stehen vor erheblichen wirtschaftlichen Herausforderungen. Das bestätigt Klinik-Sprecherin Marion Steger gegenüber dem SÜDKURIER im Nachgang zu einem Pressegespräch. Berichten zufolge steht ein Defizit von bis zu 18 Millionen Euro im Raum.

Das sind keine guten Vorzeichen für die Inbetriebnahme des Zentralklinikums, das sich derzeit im Bau befindet. Die Geschäftsleitung will den Patienten nun mit einem grundlegenden Sanierungskonzept heilen.

Die Lage ist nicht nur in Lörrach prekär

Wie den Kliniken des Landkreises Lörrach gehe es vielen anderen Kliniken in Deutschland, schreibt Steger. Vor allem durch die Corona-Pandemie, den Fachkräftemangel und die hohen Energiekosten sei die Situation entstanden.

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Weniger Patienten und längere Verweildauer

„Deutlicher als bei anderen Kliniken ist die Situation der Kreiskliniken außerdem durch einen überproportional starken Rückgang der Patientenzahlen bei gleichzeitig gestiegener Verweildauer gekennzeichnet“, heißt es weiter.

Der Bedarf an geliehenem, sehr teuren Personal führe zu deutlich negativen Auswirkungen auf das wirtschaftliche Ergebnis. Was bei der Kliniken-Leitung wohl etwas Bauschmerzen verursacht.

Was wird aus dem neuen Zentralklinikum?

Oberstes Ziel bleibt laut Angaben: Die Patientenversorgung muss sichergestellt, sogar deutlich verbessert werden. Vor allem gehe es auch darum, die Arbeitsplätze für rund 2400 Beschäftigte in kommunaler Trägerschaft zu erhalten.

Gleichzeitig wollen sich die Kliniken in eine gute Ausgangslage für das neue Zentralklinikum bringen.

Diese Maßnahmen sollen eingeleitet werden

Als erste unmittelbare Maßnahme hat die Geschäftsleitung eine Umstrukturierung der Kliniken eingeleitet. Sie soll noch in diesem ersten Halbjahr vollzogen werden. Eine grundlegende, mittelfristige Sanierung streben die Kliniken in Eigenregie mit dem Vorsitzenden Geschäftsführer Sascha Sartor an.

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Wie Steger weiter schreibt, erstellt die Geschäftsführung der Kliniken ein Sanierungskonzept. Der Fokus liegt dabei auf den Themen Verweildauer, Kosten für das Fremdpersonal, ärztliche Leistungsdichte, Kommunikation und Personal.

Steger: „Dadurch soll die wirtschaftliche Situation so verbessert werden, dass Ende 2025, also ab dem Wirtschaftsplan 2026, wieder ein nahezu ausgeglichenes Ergebnis erzielt werden kann.“ Bei der „operativen Umsetzung dieser großen Aufgabe“ soll externe Expertise hinzugezogen werden.

Finanzspritze vom Landkreis

Ganz ohne Hilfe funktioniert es wohl doch nicht, wenn man den Ausführungen folgt. Für die Umsetzung des Sanierungskonzepts bräuchten die Kreiskliniken die Unterstützung des Landkreises, finanziellen und zeitlichen Spielraum. „Der Landkreis bekennt sich zur Trägerschaft“, versichert Steger noch einmal in einem Telefonat mit dem SÜDKURIER.

Auch der Kreistag stehe hinter der kommunalen Trägerschaft. Das Gremium gewähre, zusätzlich zum bereits genehmigten Kredit in Höhe von zwölf Millionen Euro, einen weiteren über zwei Millionen Euro.

„Bevor die Kliniken 2026 wieder ein ausgeglichenes Wirtschaftsergebnis erzielen können, werden sie in den Jahren 2024 und 2025 weiter Unterstützung für den laufenden Betrieb in Form weiterer Kredite oder eines Betriebskostenzuschusses benötigen“, heißt es, „wenn auch voraussichtlich in geringerer Höhe.“

Für die Beurteilung der Fortschritte bei den Restrukturierungsanstrengungen der Kliniken soll dem Kreistag eine sogenannte begleitende Kontrolle zur Seite gestellt werden. Ein Konstrukt, mit dem man beim Klinikneubau sehr gute Erfahrungen gemacht habe.

Geschäftsführer verlassen die Kliniken

Die beiden Geschäftsführer Kathrin Knelange (Ressort Pflege) und Marco Clobes (Verwaltung und Service) gehen diesen Weg der Pressemitteilung zufolge nur noch kurze Zeit mit. Sie verlegen ihre Lebensmittelpunkte in andere Regionen und verlassen die Kreiskliniken im ersten Halbjahr 2023.

„Bis dahin werden sie den von ihnen mit initiierten Weg mit voller Kraft vorantreiben“, schreibt Steger. Um die Nachfolge zu regeln und zu sichern, gebe es in den nächsten Wochen Gespräche.

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