"Klima der Angst"? Klinikum Lippe weist Vorwürfe scharf zurück

Kreis Lippe. Das &bdquo;Aktionsbündnis Klinikum Lippe“ hat bei einem &bdquo;Info-Abend“ in Lemgo erneut die Absetzung des Klinik-Geschäftsführers Dr. Johannes Hütte gefordert. Sprecher Walter Brinkmann machte einen &bdquo;Negativtrend“ des Klinikums aus, den Hütte allein zu verantworten habe, sprach von einem &bdquo;Klima der Angst“. Abteilungen würden geschlossen, Mitarbeiter vergrault. Kliniksprecher Christian Ritterbach wies dies als &bdquo;billige Polemik“ zurück. Deren Ziel sei es, Menschen und Entscheidungen zu diskreditieren, &bdquo;ohne überhaupt Hintergründe verstehen zu wollen und notwendigen Veränderungen gegenüber aufgeschlossen zu sein“. Das Aktionsbündnis ließ vor rund 80 Besuchern kein gutes Haar an Hütte, und es sah sich in zahlreichen Äußerungen darin bestärkt. Brinkmann nannte Hütte ein &bdquo;medizinisches Sicherheitsrisiko“, vor dem der Kreistag mit Ausnahme der Linken (seiner Partei) &bdquo;Kadavergehorsam“ übe. Die Politiker wüssten nicht, was im Krankenhaus überhaupt los sei, handelten nicht. 11.000 Lipper hätten derweil eine Petition im Internet unterschrieben, die das Aus für Hütte fordere, führte Brinkmann an. Verifizieren, dass dies allesamt Lipper waren, lässt sich allerdings nicht. Dass das Klinikum nun die Mitarbeiter befragen wolle, sei allein ein Erfolg des Aktionsbündnisses, &bdquo;da wird aber nichts bei rumkommen“ – ließen sich doch die Antworten zurückverfolgen. Dem widerspricht das Krankenhaus und stellt klar: &bdquo;Die Mitarbeiterbefragung wird durch ein externes Institut durchgeführt. Es besteht für den Arbeitgeber keine Rückverfolgbarkeit.“ Klinikum erbost über die Vorwürfe Ritterbach weist ebenfalls die vom früheren Kinderklinik-Chefarzt Prof. Thomas Brune erhobenen Vorwürfe zurück, er und weitere Chefärzte hätten schon 2019 bei der Geschäftsführung angemahnt, sich besser auf die Reform vorzubereiten, etwa sicherzustellen, dass Fachärzte (Kinderchirurg) vorhanden sind, um Leistungsgruppen behalten zu können. &bdquo;Ohne Kinderchirurg kippt das Perinatalzentrum“, hatte Brune gesagt. Ritterbach entgegnet: &bdquo;Wir sind mit dem Votum der Kostenträger sehr gut aufgestellt und bis auf eine Leistungsgruppe sehr zufrieden. Wir haben in allen wesentlichen Leistungsbereichen die Empfehlung der Kostenträger erhalten – auch im Perinatalzentrum.“ Die Leistungsgruppe &bdquo;Kinderchirurgie“ sei keine Grundvoraussetzung für kinderchirurgische Leistungen dort und in der Geburtshilfe. &bdquo;Wir haben ein positives Votum für die Leistungsgruppen Perinataler Schwerpunkt, Perinatalzentrum Level 1, Perinatalzentrum Level 2 und Geburten erhalten.“ Kinderchirurgische Operationen seien über die Leistungsgruppe &bdquo;Allgemeine Chirurgie“ abgebildet. &bdquo;Die fachärztliche Qualifikation Kinderchirurgie ist in der chefärztlich geführten kinderchirurgischen Klinik vorhanden.“ Garantie für den Standort Lemgo Ritterbach erinnert daran, dass im Perinatalzentrum selbst zwischen 2011 und 2022 rund 150 Mitarbeiter die Kinderklinik und das Unternehmen verlassen hätten – allein fast 100 Ärztinnen und Ärzte. &bdquo;Insofern zeugt es von einer bemerkenswerten Fehleinschätzung der Wirklichkeit, dass der Chefarzt, der dafür verantwortlich ist (also Brune, die Red.) und von dem sich das Klinikum aktiv Anfang 2023 getrennt hat, sich aufschwingt, öffentlich über das Klinikum zu schwadronieren und ohne Sachkenntnis Ratschläge zu erteilen.“ Das Klinikum widerspricht auch Äußerungen, der Standort Lemgo stehe nach dem Aus der Unfallchirurgie und dem Umzug des Brustzentrums nach Detmold auf der Kippe. &bdquo;Wir können den vermeintlichen Abgesang nicht nachvollziehen. Wenn das richtig wäre – warum haben wir in 2022 deutlich mehr als zehn Millionen Euro allein in medizinische Großgeräte am Standort Lemgo investiert?“, fragt Ritterbach. Weniger Patienten, weniger Einnahmen Wie alle Krankenhäuser bekommt das Klinikum Lippe keine Finanzierung der drastisch gestiegenen Kosten für Material, inflationsbedingten Mehraufwendungen und Refinanzierung der Tarifabschlüsse. Hierfür ist der Bund zuständig. Das Klinikum hat im ersten Quartal 2023 ein positives Ergebnis erzielt, teilt es auf Anfrage mit. Im zweiten Quartal sei dies nicht mehr möglich gewesen. Neben den genannten Herausforderungen sei ein Grund &bdquo;eine Verunsicherung von Patienten, die gezielt und fahrlässig durch interessierte Kreise wie das sogenannte ,Aktionsbündnis oder ehemalige Mitarbeitende durch Verbreitung von ,fake news geschürt wird.“ Es kämen weniger Patienten. Dennoch: &bdquo;Für 2023 gehen wir von einem ausgeglichenen Gesamtergebnis aus.“

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