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Sicherheitsdienst in der Notaufnahme: Das ist seine Bilanz

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Lüdenscheid - Beleidigungen, Drohungen und nicht zuletzt Gewaltübergriffe kommen heutzutage immer wieder vor. Das weiß auch Dr. Markus Bald, Leiter der Notaufnahme des Klinikums Lüdenscheid. Er betont aber, zu tätlichen Übergriffe käme es im Klinikum nur selten.

Aus den letzten fünf Jahren sei ihm kein Fall von schwerwiegender handgreiflicher Gewalt bekannt. Eher komme es zu Konflikten, bei denen die Mitarbeiter – überwiegend in der Notaufnahme – beleidigt und bedroht würden. Allerdings sei nach einem Vorfall vor fünf Jahren, als ein Patient einen Mitarbeiter geboxt habe, ein Sicherheitsdienst eingerichtet worden, der nach wie vor ab 18 Uhr bis in die frühen Morgenstunden tätig ist. Die Präsenz habe zur Beruhigung der Situation vor Ort geführt. Ein Unterschied zu machen sei allerdings bei psychisch erkrankten Patienten oder denjenigen, die aufgrund von Demenz handgreiflich würden.

Ausgelöst würden die verbalen Eskalationen oft durch lange Wartezeiten und die Unkenntnis der Strukturen in der Notaufnahme. „Wir haben eine interdisziplinäre Notaufnahme“, erklärt Corinna Schleifenbaum, Leitung Unternehmenskommunikation der Märkischen Kliniken. Das bedeutet: Wegen der Präsenz verschiedener Fachärzte können Krankheiten aus allen medizinischen Fachrichtungen behandelt werden. So kann es durchaus vorkommen, dass jemand später in der Notaufnahme eintrifft, aber eher behandelt wird, weil er ein ganz anderes medizinisches Problem hat und somit ein anderer Arzt behandeln muss.

Hinzu kommt, dass nach Dringlichkeit behandelt wird. Schwere, teils lebensbedrohliche Fälle aus dem gesamten Märkischen Kreis werden in das Klinikum eingeliefert. Patienten mit nicht ganz so akuten Beschwerden müssen länger warten.

An der Notfallaufnahme findet zunächst eine Ersteinschätzung der Patienten statt. Anhand von Fragen und ersten Untersuchungen (Blutdruck, Atemfrequenz, Puls und Sauerstoff) werden die Patienten in verschiedene Dringlichkeitsgruppen eingeordnet, und auch die Fachrichtung wird bereits festgelegt.

Dr. Markus Bald (hier mit Melanie Preibisch) erklärt, überwiegend in der Notaufnahme würden Mitarbeiter beleidigt und bedroht.
Dr. Markus Bald (hier mit Melanie Preibisch) erklärt, überwiegend in der Notaufnahme würden Mitarbeiter beleidigt und bedroht. © Veelen

Da viele Patienten dieses Dringlichkeits-System nicht kennen und zum anderen auch nicht mitbekommen, wenn ein Krankenwagen eintrifft und was hinter den Türen abläuft, ruft die Wartezeit bei einigen das Gefühl von Ungerechtigkeit hervor, das zu verbalen Übergriffen führt. Beleidigungen und Drohungen nehmen sehr stark zu, erklärt Corinna Schleifenbaum. „Die Patienten haben seit einigen Jahren eine sehr hohe Erwartungshaltung dem Krankenhaus gegenüber. Insbesondere im Notfallgeschehen merkt man, dass die Respektlosigkeiten zunehmen. Das hängt vermutlich mit ihrer Erwartungshaltung zusammen“, ergänzt Corinna Schleifenbaum, die auch für das Beschwerdemanagement zuständig ist. Auch da nehme sie wahr, dass sich der Ton verschärft habe.

Wenn in der Notaufnahme viel los sei, sei es eigentlich notwendig, die Patienten zu informieren, dass es noch länger dauere und zu begründen, warum das so ist – oft mache Dr. Markus Bald das auch – aber wenn es besonders stressig sei, funktioniere das nicht immer.

Es sei jedoch auch so, dass in den letzten Jahren mehr Menschen die Notaufnahme aufsuchten, ohne echte Notfälle zu sein – zum Beispiel wegen langer Wartezeiten bei Fachärzten.

Generell komme es in jedem Bereich des Krankenhauses durch Ängste und Erwartungen, die nicht erfüllt würden, zu Konflikten. Das Pflegepersonal werde durch immer wiederkehrende Kommunikations-Schulungen auf solche Fälle vorbereitet. Es lernt unter anderem: Wie rede ich mit dem Patienten? Wie gehe ich mit einer Konflikt-Situation um? Pflegekräfte der psychiatrischen Station und die Mitarbeiter der Notaufnahme nehmen darüber hinaus noch an einer intensiveren Schulung teil, um zu lernen, solche Konfliktsituationen zu entschärfen, erklärt Corinna Schleifenbaum.

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