Digitalisierung in Schleswig-Holsteins Kliniken: „Die Aufholjagd muss jetzt beginnen“
TK-Expertin Hilke Martens-Petersen zur digitalen Lage in den Krankenhäusern des Nordens
Schleswig-Holsteins Krankenhäuser stehen in Sachen Digitalisierung unter Druck. Laut dem zweiten Zwischenbericht 2025 des DigitalRadar Krankenhaus, einem Projekt im Auftrag des Bundesgesundheitsministeriums, besteht in den Einrichtungen des nördlichsten Bundeslandes ein überdurchschnittlich hoher Nachholbedarf. Der Bericht beleuchtet den digitalen Reifegrad deutscher Kliniken im Rahmen der Umsetzung des Krankenhauszukunftsgesetzes (KHZG) und stellt dabei fest, dass Schleswig-Holstein deutlich unter dem Bundesdurchschnitt liegt.
Im Gespräch mit dem Informationsportal der Techniker Krankenkasse (TK) ordnet Hilke Martens-Petersen, Krankenhausexpertin der TK-Landesvertretung Schleswig-Holstein, die Ergebnisse ein. „Die Digitalisierung in den Kliniken Schleswig-Holsteins hat lange zu wenig Priorität gehabt. Das fällt uns jetzt auf die Füße“, erklärt sie. Die Ursachen für die Rückstände sieht Martens-Petersen u. a. in einer langjährigen Unterfinanzierung der Krankenhäuser und einer strukturellen Benachteiligung ländlicher Regionen, in denen viele Einrichtungen im Land liegen.
Die Expertin betont, dass es nun eine entschlossene Aufholbewegung brauche: „Die Aufholjagd muss jetzt beginnen. Wir haben mit dem Krankenhauszukunftsfonds ein starkes Instrument zur Förderung digitaler Projekte. Dieses Potenzial müssen die Krankenhäuser nutzen – aber auch die Träger, Länder und IT-Partner sind gefordert.“ Besonders wichtig sei aus ihrer Sicht die Einführung interoperabler Systeme, um Datensilos zu vermeiden und sektorübergreifende Versorgung zu ermöglichen.
Martens-Petersen sieht Schleswig-Holstein dennoch nicht als digitalen Problemfall, sondern als Region mit großem Potenzial: „Wenn jetzt gezielt investiert wird – in Infrastruktur, in IT-Sicherheit, in Qualifizierung der Mitarbeitenden – dann kann Schleswig-Holstein vom Nachzügler zum Vorreiter werden.“
