Ingolstadt
Kraftakt fürs Klinikum

Corona hinterlässt beim Krankenhaus finanziell eine tiefe Wunde - Besuchsverbot wird Samstag aufgehoben

06.05.2020 | Stand 23.09.2023, 11:56 Uhr
Das Besuchsverbot wird am Samstag aufgehoben. Dann dürfte am Eingang des Klinikums wieder mehr los sein. −Foto: Eberl

Ingolstadt - Seit Mitte März ist das Ingolstädter Klinikum im Corona-Modus.

 

Noch ist das viertgrößte kommunale Krankenhaus Bayerns für Besucher nahezu abgeriegelt. Ab diesen Samstag soll sich das ändern. Nach der vom Kabinett beschlossenen Lockerung der Corona-Maßnahmen wird am 9. Mai das Besuchsverbot aufgehoben. Und auch sonst soll das Klinikum schrittweise wieder auf Normalbetrieb hochgefahren werden. Trotz Ausgleichszahlungen dürfte das neuartige Virus auch in der Bilanz des Krankenhauses eine tiefe Wunde hinterlassen.

Die geltende Allgemeinverfügung der bayerischen Staatsregierung, mit der Krankenhäuser angewiesen wurden, planbare Behandlungen, soweit es medizinisch vertretbar ist, abzusagen, gilt noch bis einschließlich 15. Mai. "Erst dann werden wir eine verbindliche Aussage darüber treffen können, wie es weitergeht", so der medizinische Geschäftsführer Andreas Tiete auf Anfrage unserer Zeitung. Unvorbereitet sehe das Klinikum diesem Termin aber nicht entgegen. Überlegungen, wie der Normalbetrieb bestmöglich wiederhergestellt werden könne, liefen bereits, erste Vorbereitungen wurden laut Tiete getroffen.

Bislang ist der Raum Ingolstadt, was Corona anbelangt, mit einem blauen Auge davongekommen. Das Klinikum hatte sich gut auf einen möglichen Patientenansturm vorbereitet und die Kapazitäten entsprechend erhöht. Stationen wurden verlegt, die Zahl der 36 Intensivbetten um mögliche zusätzliche 40 Beatmungsplätze erweitert, die Infektionsstation wurde, was die Zahl der Betten anbelangt, ebenfalls fast verdoppelt. Mitte März wurden in der Spitze rund 60 Covid-19-Patienten gleichzeitig behandelt, wie der Leiter der Infektionsstation, Josef Menzel, damals in einem DK-Interview sagte. Voll ausgelastet waren die Covid-Bereiche im Klinikum aber nie. "Durch die gute Vorbereitung sind wir nie an die Grenzen unserer Kapazitäten gestoßen", so Tiete. Mittlerweile geht die Zahl der Coronapatienten am Klinikum deutlich zurück. Am Mittwoch wurden hier nur noch neun Patienten, die sich mit dem Covid-19-Erreger infiziert haben, behandelt (siehe Kasten Seite 18).

Planbare Operationen: abgesagt. Die Folge: Auch im Klinikum blieben "einige Betten frei". Mitarbeiter konnten in dieser Zeit Überstunden oder Resturlaub abbauen. Zwangsurlaube wie in manchen anderen Häusern habe es nicht gegeben. Konkrete Zahlen, wie viele Betten aufgrund der Absage elektiver Behandlungen frei blieben, will die Geschäftsführung nicht nennen. "Hier eine genaue Aussage zu treffen, ist schwer, da ein Teil der Betten ja freigehalten werden muss und soll. Zudem verändert sich die Lage ständig, weil das Klinikum nach wie vor Notfallpatienten sowie Patienten mit akuten Beschwerdesymptomen behandelt. " Auch die finanziellen Auswirkungen seien jetzt noch nicht in Höhe abschätzbar. "Da wir aber massive Erlösausfälle hatten und höhere Aufwendungen, werden wir unser geplantes Ziel für das Jahr 2020 sicherlich nicht erreichen. " Für jedes nicht belegte Bett bekommt die Klinik pro Tag 560 Euro Ausgleich. Pro zusätzlich geschaffenem Intensivbett gibt es 50000 Euro. "Die Ausgleichszahlungen werden nicht ausreichen, die gesamten Umsatzverluste, geschweige denn die Vorhaltekosten des Hauses zu kompensieren", sagt Monika Röther, die kaufmännische Geschäftsführerin des Klinikums. So seien Umsätze durch Wahl- und Nebenleistungen sowie ambulante Erlöse weggebrochen, die Ausgaben aber wiederum gestiegen. Röther: "Wir müssen derzeit verstärkt Personal einsetzen, weil die Versorgung der Patienten aufwendiger geworden ist und generell durch die Pandemie mehr Arbeit zu bewältigen ist. " Und zwar nicht nur im medizinischen Bereich, sondern auch für Reinigung, Küche, Entsorgung, IT und Technik. Zumal die oft langwierige Behandlung von Corona-Patienten höchstwahrscheinlich nicht kostendeckend sei. "Corona bedeutet für das Klinikum einen enormen Kraftakt. Personell wie finanziell. " So hätten viele Mitarbeiter zusätzliche Prozesse und Maßnahmen für die Patientenversorgung während Corona neu aufbauen und managen müssen, so Röther weiter.

Mit der Wiederöffnung des Hauses für Besucher ab Samstag steht diesbezüglich ein weiterer Kraftakt an. Um die steigende Gefahr von Infektionen zu minimieren, gelten strenge Hygiene- und Sicherheitsmaßnahmen. So werden vor Betreten des Hauses Gesundheitskontrollen durchgeführt. Besucher wie Mitarbeiter müssen ihre Hände desinfizieren und im Klinikum zwingend einen Mund-Nasen-Schutz tragen. Es werde streng darauf geachtet, dass die Sicherheitsabstände eingehalten werden, außerdem seien Besuche nach den Vorgaben der Staatsregierung zeitlich beschränkt. Sobald die konkreten Vorgaben der Regierung zur Öffnung von Krankenhäusern vorliegen, werde das Klinikum auf seiner Homepage über die Maßnahmen informieren.

DK

 

Ruth Stückle