Nach dem Betriebsstart am neuen Klinikum Mitte zeichnet sich das nächste Großprojekt in der Bremer Krankenhauslandschaft ab. Der städtische Klinikverbund Gesundheit Nord (Geno) will das Klinikum Links der Weser (LdW) in den nächsten Jahren teilweise neu errichten und rund 180 Millionen Euro in den Standort im südlichen Stadtgebiet investieren. Entsprechende Informationen des WESER-KURIER hat die Geno bestätigt.
Dass am LdW Handlungsbedarf besteht, ist Fachleuten schon länger bewusst. Der Baukomplex an der Senator-Weßling-Straße macht zwar keinen so betagten Eindruck wie die zum Abriss anstehenden Altbauten des Klinikums Mitte, doch hinter den Fassaden zeigt sich erheblicher Modernisierungsbedarf. Als erneuerungsbedürftig gilt insbesondere das Bettenhaus. Es stammt aus dem Jahr 1968 „und ist insbesondere energetisch eine Katastrophe“, so Geno-Sprecherin Karen Matiszick.
Darüber hinaus entsprechen zahlreiche technische Vorrichtungen nicht mehr heutigen Standards. Eine grundlegende Instandsetzung ist aber offenbar schwierig. „Das Klinikum Links der Weser ist so gebaut, dass man es schlecht im Bestand sanieren kann“, sagt Matiszick. Deshalb seien erste Planungen für einen Neubau des Bettenhauses und eine Reihe von Ertüchtigungsmaßnahmen in weiteren Bereichen angelaufen. Der genannte Betrag von rund 180 Millionen Euro würde das Gesamtpaket abdecken.
Das Projekt steht noch nicht unter massivem Zeitdruck, muss aber mittelfristig angegangen werden. Nach Darstellung der Geno-Sprecherin hat die Baubehörde eine Lösung für das Bettenhaus bis 2024 angemahnt. Von einem Auslaufen der Betriebserlaubnis für den Altbau könne aber keine Rede sein. Gesundheitssenatorin Eva Quante-Brandt (SPD) geht nach eigenen Worten davon aus, „dass wir bis Mitte nächsten Jahres eine Planung haben“. Bis dahin werde die Geno auch erste Finanzierungsvorschläge entwickeln.
Bremen muss laut Faustregel für bauliche Investitionen aufkommen
Einen dreistelligen Millionenbetrag wird der städtische Klinikverbund allerdings kaum aus eigenen Mitteln stemmen können. Nach der klassischen Aufgabenteilung bei der Krankenhausfinanzierung müsste er das auch gar nicht. Denn als Faustregel gilt, dass die Bundesländer für die baulichen Investitionen zuständig sind, während der laufende Betrieb durch die Leistungsvergütungen der Krankenkassen gedeckt wird. Faktisch ist das bundesweit schon lange nicht mehr so. Die meisten deutschen Kliniken müssen zumindest einen Teil ihrer Investitionen aus eigenen Mitteln bestreiten. Im Haushaltsnotlageland Bremen erst recht.
Es wird also wohl auf eine Lösung hinauslaufen, bei der Bremen einen Teil der Kosten übernimmt, aber auch die Geno einen beträchtlichen Eigenanteil leistet. Beim Neubau des Klinikums Mitte war man in der Planungsphase optimistisch davon ausgegangen, dass sich das neue Krankenhaus wegen der Einsparungen durch deutlich effizientere Abläufe quasi von selbst finanziert. Das erwies sich als Trugschluss. Im vergangenen Jahr schoss die Bürgerschaft eine erhebliche Summe nach, um die Geno und ihre vier Häuser wirtschaftlich zu stabilisieren.
„180 Millionen Euro sind eine beeindruckende Zahl. Dass aber Investitionen in etwa dieser Größenordnung notwendig sind, ist seit Langem bekannt und überrascht niemanden“, sagt der Betriebsratsvorsitzende des Klinikums Links der Weser, Roman Fabian. Unterschiedliche Szenarien für Sanierung und Modernisierung des in die Jahre gekommenen Krankenhauses seien dem Aufsichtsrat und dessen Vorsitzender Eva Quante-Brandt bereits vorgestellt worden. Worauf es am Ende konkret hinausläuft, sei nach Kenntnis des Betriebsrats noch nicht entschieden.
Aus Sicht des Betriebsratsvorsitzenden sind die Investitionen alternativlos. „Natürlich gibt es auch die Befürchtung, dass man sich dagegen entscheiden könnte. Aber wie sollte es danach weitergehen, wenn man kein LdW haben wollte? Wo sollten große und spezialisierte Fachabteilungen wie die Kardiologie untergebracht werden?“ Das neue Klinikum Mitte sei dafür schon jetzt zu klein, sagt Roman Fabian. „Außerdem handelt es sich nicht um ein hoch defizitäres Krankenhaus. Ganz im Gegenteil: Das LdW schreibt seit Jahren schwarze Zahlen.“