Zusammenfassung
Wenn die Frage, ob sich spezialisierte Palliativversorgung rechnet, so verstanden wird, dass der Aufwand und die Kosten in einem guten Verhältnis zum Nutzen der Betroffenen und der Gesellschaft stehen, ist diese Frage eindeutig mit ja zu beantworten. Die deutliche Orientierung an den Bedürfnissen der Betroffenen, wozu auch Angehörige zählen, die häufig einhergeht mit dem Verzicht auf unnütze, ungewollte und nicht selten kostspielige Diagnostik und Therapien, macht die Palliativversorgung zu einer ausgesprochen günstigen Versorgungsform. In unserem seit Jahrzenten zunehmend ökonomisierten Gesundheitssystem wird die Frage danach, ob sich etwas „rechnet“, aber zumeist so verstanden, ob die Erlöse sich in einem guten Verhältnis zu den Kosten verhalten und damit Gewinne erzielt werden können. Insbesondere im deutschen Krankenhaussystem lassen sich aber mit kostenintensiven Interventionen leichter Überschüsse erzielen als mit einer Versorgungsform, bei der die Kosten für Personal den allergrößten Anteil ausmachen. Somit liegt für Kaufleute ein „Problem“ der Palliativmedizin nicht darin, dass sie zu teuer ist, sondern darin, dass sie in gewissen Bereichen zu günstig ist. Generell lassen sich keine allgemeingültigen Aussagen darüber machen, wie lukrativ die spezialisierte Palliativversorgung ist. Insbesondere müssen aufgrund der unterschiedlichen Systematik der ambulante und stationäre Bereich unterschiedlich betrachtet werden. Einzig für die multiprofessionellen Palliativdienste im Krankenhaus kann festgestellt werden, dass dieser zunehmend wichtige Bereich derzeit nicht regelhaft kostendeckend refinanziert wird. Palliativstationen hingegen können vor allem bei einer Berücksichtigung „sekundärer Gewinne“ durchaus kostendeckend gestaltet werden und dennoch ein hohes Maß an Qualität sicherstellen.
Abstract
If the question of whether specialized palliative care pays off is understood in such way that the effort and costs are well proportioned to the benefits to those affected and to society, the answer to this question is clearly yes. The clear focus on the needs of those affected, which also includes relatives, and which often goes hand in hand with the omission of useless, unwanted, and often expensive diagnostic procedures and therapies, makes palliative care a highly economic form of care. In our healthcare system, which has been increasingly economized for decades, the question of whether something “pays off” is usually understood as whether the proceeds are favorable in relation to the costs by which profit can be made. However, especially in the German hospital system, it is easier to achieve surpluses with cost-intensive interventions than with a type of care in which the costs for staff account for the largest share. Therefore, the “problem” for business people is not that palliative medicine is too expensive, but rather that it is too cheap in certain areas. In general, no universal statement can be made about how lucrative specialized palliative care is. In particular, the outpatient and inpatient areas must be considered differently due to the different systems. Only in the case of multiprofessional palliative services in hospitals can it be stated that this increasingly important area is currently not regularly reimbursed to cover costs. On the other hand, palliative care units can be designed to cover costs and still ensure a high level of quality, especially if “secondary profits” are taken into account.
Notes
© Leitlinienprogramm Onkologie | S3-Leitlinie Palliativmedizin | Version 2.2 | September 2020 | Kapitel 5.5.1
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MDS, Medizinischer Dienst Bund | Begutachtungsleitfaden OPS-Strukturmerkmale – Version 2021 – Stand 28.05.2021 | S. 36
https://www.dimdi.de/static/de/klassifikationen/ops/kode-suche/opshtml2022/block-8-97...8-98.htm#code8-98e, Zugriff am 19.08.2022 12:30 Uhr
https://www.hospiz-palliativ-register.de/ Zugriff am 29.08.2022 11:00 Uhr
© Leitlinienprogramm Onkologie | S3-Leitlinie Palliativmedizin | Version 2.2 | September 2020 | S. 72 ff. | https://www.dgpalliativmedizin.de/images/stories/pdf/LL_Palliativmedizin_Langversion_2.2.pdf Zugriff am 29.08.22 15 Uhr
Positionspapier der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin (DGP) zur Entwicklung der Palliativdienste im Krankenhaus | https://www.dgpalliativmedizin.de/category/210-stellungnahmen-2022.html Zugriff am 30.08.2022 17 Uhr
https://www.dimdi.de/static/de/klassifikationen/ops/kode-suche/opshtml2022/block-8-97...8-98.htm#code8-98h Zugriff am 30.08.22 18 Uhr
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H. Melching gibt an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Für diesen Beitrag wurden vom Autor keine Studien an Menschen oder Tieren durchgeführt. Für die aufgeführten Studien gelten die jeweils dort angegebenen ethischen Richtlinien.
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Melching, H. Kosten und Erlöse der spezialisierten Palliativversorgung im ambulanten und stationären Bereich. Onkologie 28, 1005–1014 (2022). https://doi.org/10.1007/s00761-022-01244-2
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DOI: https://doi.org/10.1007/s00761-022-01244-2
Schlüsselwörter
- Palliativstation
- Palliativdienst
- Spezialisierte ambulante Palliativversorgung (SAPV)
- Finanzierung
- Wirtschaftlichkeit