Matthias Ziegler hat zunächst 13 Jahre als Krankenpfleger gearbeitet. Foto: Ines Rudel

Matthias Ziegler ist seit Anfang Februar als Nachfolger von Bernd Sieber Geschäftsführer des kommunalen Krankenhauses. Aktuell beschäftigt ihn das Corona-Virus, mittelfristig denkt er über die eine strategische Neuausrichtung des Hauses nach.

Esslingen - Natürlich hätte es bessere Momente für einen Wechsel gegeben. Aber Matthias Ziegler kann der Tatsache, dass er die Geschäftsführung des Klinikums Esslingen ausgerechnet in Zeiten des Corona-Virus übernommen hat, durchaus auch etwas Positives abgewinnen: „Ich habe so hier schnell sehr viele Menschen kennengelernt“, berichtet der 55-Jährige von seinen Erfahrungen seit dem 1. Februar.

Mittlerweile wurde eine Task Force des Klinikums gebildet, die sich um alle relevanten Schutzmaßnahmen und die notwendigen Schulungen der Mitarbeiter kümmert. Ziegler: „Wichtig ist jetzt, dass alle Ebenen an einem Strang ziehen.“ Die Kliniken hätten dabei – wie bei allen anderen Krankheiten – einen Versorgungsauftrag für schwerstkranke Patienten. Menschen mit leichteren Erkrankungen gehörten nicht ins Krankenhaus, sondern daheim ins Bett.

13 Jahre als Krankenpfleger

Zuletzt hat Matthias Ziegler als Regionaldirektor bei der für den Landkreis Ludwigsburg zuständigen Regionale Kliniken Holding Ludwigsburg-Bietigheim gearbeitet. Auf die Esslinger Stelle hat sich der gelernte Krankenpfleger, der diesen Beruf am Karriereanfang 13 Jahre lang „mit großer Freude“ ausgeübt hat, aus zwei Gründen beworben: „Zum einen hat es mich natürlich gereizt, dass ich hier in Esslingen Alleingeschäftsführer bin und zum anderen, dass es sich um ein Haus in kommunaler Trägerschaft handelt.“

Das habe viele Vorteile: Die Strukturen seien übersichtlicher, die Wege kürzer und die Identifikation der Mitarbeiter mit dem eigenen Haus größer: „Die hohe Zufriedenheit der meisten Mitarbeiter ist eine große Ressource, die uns auch bei der dringend notwendigen Suche nach Mitarbeitern einen Vorteil beschert“, ist sich Ziegler sicher. Aus seiner Sicht wird es eine seiner Hauptaufgaben sein, die ohnehin schon großen Anstrengungen, qualifizierte Mitstreiter zu finden, noch einmal zu steigern: „Die räumlichen Kapazitäten, um mehr Patienten behandeln zu können, haben wir.“ Allein es fehle schon jetzt an Personal. Knapp 50 der 668 Betten des Klinikums Esslingen könnten deshalb aktuell nicht belegt werden.

Eine finanzielle Lücke bleibt

Das wirke sich natürlich auch auf den wirtschaftlichen Erfolg des Hauses aus. Im laufenden Betrieb eine schwarze Null zu schreiben, sei eine realistische Erwartung, die die Stadt als Eigentümerin des Klinikums an das Haus stellen dürfe. Bei den notwendigen baulichen Investitionen steuere das Land zwar den Großteil des Geldes bei, es bleibe aber halt doch eine Lücke, die sich unter den gegebenen Bedingungen kaum schließen lasse. In diesem Jahr rechnet das Klinikum mit einem Defizit von rund zwei Millionen Euro.

Wichtig sei es angesichts der gesetzlichen Vorgaben der Bundesregierung, die immer deutlicher auf eine Spezialisierung der Kliniken hinausliefen, auch die strategische Ausrichtung des Esslinger Klinikums neu zu überdenken. Matthias Ziegler: „Ich strebe Kooperationen mit anderen Kliniken in der Region, aber auch in der ambulanten Versorgung allein schon aus dem Grund an, weil das Klinikum Esslingen diese Partnerschaften in Zukunft dringend brauchen wird.“