Sabine Naiemi

Am vergangenen Mittwoch haben sich Kandidaten der CDU für die Gemeinderatswahl aus gegebenem Anlass vor Ort eingehend über die Situation und Zukunftspläne der Luisenklinik und der Klinik Limberger informiert.

Bezüglich der Klinik Limberger bestehen Pläne für einen Klinikneubau. Auch die Luisenklinik stößt räumlich bereits wieder an ihre Grenzen. Hier ergeben sich unter anderem durch das aktuell wieder zum Verkauf stehende Areal und Haus Hohenbaden neue Aspekte.

„Die Kliniken in Bad Dürrheim sind nicht nur wichtige Arbeitgeber, sie sind mit ihren modernen und zukunftsweisenden Strukturen auch ein Angebot an Patientinnen und Patienten, das weit über die Region ausstrahlt und Bad Dürrheim überregional bekannt macht“, erklärt Barbara Fink, Pressereferentin und Fraktionsvorsitzende der CDU Bad Dürrheim.

Zur Situation der Luisenklinik

Zunächst begann die Besichtigung der Klinik im ehemaligen Pförtnerhaus, setzte sich fort in die Klinikschule und Kinderkrippe der Klinik, an der die Stadt finanziell beteiligt ist. Danach ging Geschäftsführer Sven Wahl noch auf die grundsätzliche – aktuelle – Situation der Klinik ein.

„Räumlich gesehen sind wir wieder voll“, erklärte Wahl. Es gebe keine Reserveflächen mehr. Zwar habe es auf dem großen Grundstück sicherlich noch gewisse Freiflächen, wobei jedoch aus seiner Sicht nur noch zwei bebaubare Grundstücksflächen in Frage kämen, so Wahl weiter.

Die eine Fläche befinde sich im nördlichen Bereich vor dem denkmalgeschützten Stammhaus. Das Problem an dieser Stelle sei, dass das Grundstück spitz zulaufe. Die zweite in Frage kommende Fläche, befinde sich hinter der Kinder- und Jugendpsychiatrie. Die dortige Wiese werde jedoch von den Jugendlichen für Außenaktivitäten genutzt. Es gibt eine weitere Wiese für dem Rolf-Wahl-Haus, die aber auch von den Patienten genutzt wird, um sich im Freien aufzuhalten. „Wir wollen aber auf dem jetzigen Gelände der Klinik eigentlich auch nichts mehr machen“, führt Sven Wahl aus, da sonst der Gesamteindruck des ganzen Geländes zerstört würde.

Unvorhergesehene Entwicklungen

Auch wenn akut nichts neues geplant ist, weil gerade räumliche Erweiterungen in Radolfzell anstehen, sei die grundlegende Überlegung schon gewesen, wo es noch Flächen geben könnte. Eine Möglichkeit, die ihm bis vor einiger Zeit bekannt gewesen sei, so der Klinikchef, wäre ein Bau gegenüber des Klinikgeländes auf der anderen Straßenseite. Und mit dem Thema Haus Hohenbaden habe man auch nicht spontan gerechnet. Vorrangig sei für das Haus momentan der Fachkräftemangel und die Erweiterung in Radolfzell. Doch angesichts der Entwicklungen stelle man natürlich perspektivische Überlegungen an.

Wahl: „Wir haben natürlich Kontakt aufgenommen mit Insolvenzanwalt Mucha. Jetzt werden die Unterlagen geprüft, man muss mal ins Gebäude rein und alles schauen.“ Und man müsse schauen, ob es um Teilflächen geht oder um das Ganze und wie man dies finanziell darstellen könnte. „Wenn wir eine wirtschaftliche Lösung sehen, werden wir sicherlich ein Angebot abgeben. Es sind aber noch etliche Gespräche nötig und es besteht Klärungsbedarf mit dem Denkmalamt und mit der Stadt.“ Momentan könne er noch nicht viel mehr sagen.

Klinik Limberger 4.0

Das Gebäude der Klinik Limberger in der Hammerbühlstraße stamm aus dem Jahr 1976 und ist für die heutigen Bedürfnisse schlichtweg überaltert. „Fakt ist – wir stoßen platzmäßig an unsere Grenzen“, erklärt Joachim Limberger. Bevor er den CDU-Kandidaten über die Kliniksituation und Zukunftspläne des Hauses informierte, zeigte er die zwei für ihn in Frage kommende Grundstücke. Er habe seine Entwicklungspläne auch bereits im Stadtentwicklungsausschuss vorgestellt, erklärte Limberger, will jedoch konkret erst dann offiziell etwas sagen, wenn alles in trockenen Tüchern ist.

Entsprechende Planungen hätten ergeben, dass sich ein Umbau der bestehenden Klinik mit 106 Betten/Zimmern nicht rechnet. Dieser würde zwischen acht und zehn Millionen Euro kosten. Davon abgesehen sei die bauliche Situation in vielerlei Hinsicht nicht mehr ausreichend. Angestrebt werde ein Klinikneubau mit 150 bis 175 Betten.

Für einen Neubau kämen laut Joachim Limberger zwei Grundstücke in Frage. Das eine liegt nördlich des Sport-Chalets in der Luisenstraße, welches sich ebenfalls im Besitz Limbergers befindet (in der Grafik rot abgebildet), das andere – größere Grundstück – liegt südlich des Chalets (in der Grafik orange abgebildet). Dieses 19 000 Quadratmeter große Grundstück befindet sich im Besitz des Landes.

Der Nachteil des Grundstückes vor dem Sport-Chalet Richtung Narrenschopf liegt zum einen in der Größe – es muss eine Frischluftschneise berücksichtigt werden und der beabsichtigte Klinikbau würde sich direkt vor den Wohnhäusern auf der anderen Straßenseite befinden.

Das weitere Vorgehen

Jetzt gilt es für die Klinikbetreiber, Grundstücksverhandlungen zu führen. Die Fläche gegenüber der Luisenklinik befinde sich seinen Informationen zufolge im Besitz von Land, Stadt und in Privateigentum, sagt Sven Wahl. Das Grundstück nördlich vom Sport-Chalet gehöre der Kur- und Bäder GmbH, so Limberger. Unabhängig von allem müsse außerdem der Bebauungsplan für dieses Gebiet noch geändert werden.

Busanbindung ist gefordert

„Mit diesen ganzen Expansionsplänen ist natürlich und auch kurzfristig existenziell wichtig die Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr“, verdeutlicht Sven Wahl. Das Klinikforum habe diesbezüglich schon Briefe geschrieben. Doch: „Stadt und Landkreis spielen sich den Ball immer wieder gegenseitig zu.“ Längere Fahrzeiten seien das Argument gegen eine Einfahrt der öffentlichen Busse durch die Luisenstraße gewesen und die Enge der Einfahrt in die Huberstraße. Die Stadt sei ja grundsätzlich interessiert, aber die Finanzierung sei fraglich und dann sollen es gleich Elektrobusse sein.

„Wir sind hier hinten komplett abgehängt und im Zeitalter des Fachkräftemangels, von dem auch wir betroffen sind, haben wir Angst und Bange entsprechend geeignetes Personal zu finden“, macht Wahl deutlich. Besonders schwierig werde es immer, wenn Bewerber nach einer Busverbindung fragen, besonders auch angesichts von Arbeitszeiten spät abends oder frühmorgens. Auch Patienten, die zur ambulanten oder tagesklinisch kommen, hätten Probleme. Ein weiterer Faktor seien außerdem klare Vorgaben von Kostenträgern und da hätten die hiesigen Kliniken im Vergleich zu Konkurrenzeinrichtungen einen deutlichen Wettbewerbsnachteil.

„Das ist eine klare Erwartung unsererseits, dass der Gemeinderat sich klar positioniert“, ist Wahl‚s Forderung. Man müsste es in einer Stadt wie Bad Dürrheim, die von Übernachtungszahlen und Tourismus abhängig ist, doch hinbekommen, dass diese Einrichtungen an den öffentlichen Nahverkehr angebunden werden, findet er. Das betreffe ja auch alle Kliniken. Dieser Stadtteil wachse ja auch permanent und die Bewohner wären bestimmt auch nicht unglücklich über eine Busverbindung, sind weitere Argumente. Das habe er auch klar zum Ausdruck gebracht. „Das ist eine Sache, die kurzfristig von immenser Bedeutung ist.“