Während einer Operation aufzuwachen, ist für viele Menschen, die vor einem Eingriff stehen, die größte Angst. Doch die sei nahezu unbegründet, weiß Chefarzt Professor Dr. Thorsten Steinfeldt vom Diak. Mithilfe neuer EEG-Geräte könnten er und sein Team bei allen Operationen nun noch genauer steuern, dass ein Patient nicht erwacht. Sie könnten auch sehen, wie tief ein Patient in Narkose liegt und ihn damit vor Nebenwirkungen und Folgestörungen einer zu tiefen Narkose bewahren. Das schreibt das Diak in einer Mitteilung.

Elektroden messen an der Stirn

Steinfeldt weiß, dass bei Operationen unter Vollnarkose die Gefahr eines anschließenden Delirs weitaus größer ist als die einer sogenannten Awareness. So nennt man das Aufwachen während der OP. Am Diak aber, so der Anästhesist, sei auch diese Gefahr nun geringer. „Unter einem Delir verstehen wir einen Zustand der Verwirrtheit bis Orientierungslosigkeit. Störungen des Bewusstseins, der Ausdrucksfähigkeit oder der Denkfähigkeit sind weitere mögliche unerwünschte Nebenwirkungen einer Narkose.“
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Mithilfe eines neuen EEG könnten Hirnströme während einer Operation nun genau gemessen werden. „Wir bringen an der Stirn des Patienten drei Elektroden an, die uns genau sagen, wie tief sich der Patient in Narkose befindet“, erklärt Steinfeldt. Das habe den Vorteil, dass der Anästhesist genau sehen kann, wie die Medikamente, die den Patienten in den Schlafzustand bringen, sogenannte Hypnotika, wirken.
„Früher konnten wir lediglich über den Blutdruck, Herzfrequenz und andere Reaktionen des Patienten erahnen, ob der Patient genug, zu viel oder zu wenig Hypnotika bekommen hat.“ Je mehr Medikamente der Patient während der Operation erhält, desto höher ist das Risiko, nach dem Aufwachen an einem Delir zu leiden.
Die neue technische Methode soll den Anästhesisten helfen, die Dosis nun noch besser einstellen zu können. Das soll vor allem alten Menschen und Kindern zugutekommen, denn: „Diese beiden Patientengruppen sind besonders gefährdet, ein Delir zu entwickeln“, sagt Steinfeldt.
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Ein bisschen wie ein Kater

Seitdem hätten die Anästhesisten rund 50 Prozent der Narkosemittel einsparen können, heißt es weiter. Sie seien ein bisschen mit Alkohol vergleichbar: Je mehr man konsumiert, umso intensiver ist der anschließende Kater. „Durch die Einsparung geht es unseren Patienten nach den Eingriffen schnell viel besser.“ Gemessen wird die Narkosedosis in Index- und Buchstabenwerten, die von A bis F und von 100 bis 0 reichen. Dabei beträgt die Hirnaktivität eines wachen Patienten A 100 und eines Menschen in tiefer Narkose etwa D 50. „Ab einem Wert von 30 liegt der Patient in einer zu tiefen Narkose und ich kann die Medikamenten-Dosis verringern“, erklärt der Chefarzt.
EEG-Überwachungen während Operationen seien keine Kassenleistung. Seit am Diak aber die neuen Geräte da sind, seien sie dort gang und gäbe. Das Diak trage die Kosten, die in solchen Fällen nicht von der Kasse übernommen werden, sagt Steinfeldt.

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