StartseiteRegionalRegion OstalbStödtlenForderungen nach Erhalt der Sankt–Anna–Virngrund–Klinik werden lauter

Medizinische Versorgung

Forderungen nach Erhalt der Sankt–Anna–Virngrund–Klinik werden lauter

Stödtlen / Lesedauer: 5 min

Riesen–Andrang beim Informations– und Diskussionsabend „Medizinische Versorgung in Stödtlen und dem östlichen Virngrund“.
Veröffentlicht:19.03.2023, 19:00

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Einen riesigen Ansturm hat es am Freitag beim Informations– und Diskussionsabend „Medizinische Versorgung in Stödtlen und dem östlichen Virngrund“ gegeben. Die CDU–Ortsgruppe hatte dazu ins Vesperstüble Reeb eingeladen. Als Gäste waren Professor Dr. Ulrich Solzbach, Vorstandsvorsitzender der Kliniken Ostalb, die Kreisräte Ralf Leinberger (Bürgermeister in Stödtlen) und Rainer Knecht (Bürgermeister a.D. in Ellenberg) sowie Landtagsabgeordneter Winfried Mack erschienen. Hintergrund des Abends war die Kliniksituation im Ostalbkreis und vor allem das Damoklesschwert, das über der Sankt–Anna–Virngrund–Klinik schwebt, denn diese soll, zumindest nach den aktuellen Planungen, zu einem Gesundheits–Campus herabgesetzt werden.

Pflegekräfte und Ärzte fehlen

Professor Solzbach oblag es als Vorstandsvorsitzer der Kliniken Ostalb, die Redebeiträge zu eröffnen und er sagte gleich zu Anfang: „Wir müssen unsere Kapazitäten bündeln“. Die prekäre Situation machte Solzbach unter anderem an fehlendem Fach– und Ärztepersonal fest. „Wir haben derzeit 1000 Betten in den Kliniken Aalen, Ellwangen und Mutlangen, von denen 140 gesperrt sind, weil wir kein Personal zur Betreuung der Patienten in den Betten haben.“ Bündelung hieße auch, dass man in drei Kliniken nicht alles gleich gut machen könne, sondern die Kapazitäten der einzelnen Häuser nutzen sollte.

So wie es bisher zum Beispiel schon im Ostalb–Klinikum in Aalen der Fall ist, wo man als Herzpatient hervorragend versorgt würde. „Nehmen wir die Beispiele Kardiologie, Darmerkrankungen, Knie– oder Hüft–Operationen und vieles mehr. Zu jeder Operation muss das komplette Personal beginnend von der Anästhesie bis hin zum OP–Personal vorgehalten werden. Das können wir nicht mehr leisten“, sagte er. Solzbach präferierte deshalb ein Zentral–Klinikum zwischen Aalen und Schwäbisch Gmünd (Esslingen ist im Gespräch), Aalen solle sich weiter spezialisieren und Ellwangen könnte ein Gesundheits–Campus mit angebotener Grundversorgung und eventuell mit einem Notfallzentrum die Regionalversorgung übernehmen.

Grundversorgung darf nicht unter Strukturwandel leiden

Dieses Modell wiederum war Landtagsabgeordnetem Winfried Mack nicht genug, denn er sah bei einer Herunterstufung von Ellwangen in einen Gesundheits–Campus die ärztliche Versorgung im östlichen Virngrund mit Stödtlen, aber auch Ellenberg und Tannhausen gefährdet. „Die Vorschläge, die Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach vorbringt, werden wir im Bundesrat nicht mittragen, denn das ist immer noch Ländersache“, rief er die vielen Zuhörern zu. „Natürlich findet in der Medizin derzeit ein wahnsinniger Strukturwandel statt, trotzdem aber darf die medizinische Grundversorgung nicht darunter leiden“, sagte er und forderte auch bei den Finanzen ein Mitspracherecht.

Seiner Meinung nach wäre der Erhalt der Ellwanger Sankt–Anna–Virngrund–Klinik, in die in den vergangenen Jahren 120 Millionen Euro investiert worden wären, die richtige Lösung, um die Bevölkerung im ländlichen Bereich ordentlich versorgen zu können.

Kreisrat Rainer Knecht sagte: „23 bis 25 Millionen Euro jährlicher Verlust sind kein Argument für Schließungen von Kliniken. „Warum haben wir 120 Millionen Euro in die Klinik in Ellwangen investiert, wenn sie jetzt zum Gesundheits–Campus abgewertet werden soll?, fragte er.

Das ginge seiner Meinung nach schon sehr deutlich in Richtung Schildbürgerstreich. „Das Problem brennt uns auf den Nägeln und je länger wir warten, desto schwieriger wird die Sache“, sagte Knecht und er fügte hinzu: „Wir müssen lauter werden, müssen für den ländlichen Raum und seine medizinische Versorgung und auch für die Ellwanger Klinik kämpfen“, sagte er. „Ellwangen muss ein Krankenhaus bleiben, dafür spricht auch die fach– und hausärztliche Versorgung“, rief er den Bürgerinnen und Bürgern zu und er setzte noch eins drauf in dem er fragte: „Sind denn die Bürgerinnen und Bürger in Stödtlen und im östlichen Virngrund weniger wert, als die aus der Stadt?“.

"Aufpassen, dass wir nicht abgehängt werden"

Auch Stödtlens Bürgermeister Ralf Leinberger sorgt sich um die medizinische Versorgung seiner Gemeinde. „Wir müssen aufpassen, dass wir nicht abgehängt werden“. Er verwies auf eine Unterschriftenliste, die momentan vom Freundeskreis der Sankt–Anna–Virngrund–Klinik im Umlauf ist und forderte alle auf zu unterschreiben. „Das Klinikum Dinkelsbühl steht auf der Kippe und deshalb ist der Erhalt der Ellwanger Klinik umso wichtiger für uns“, sagte er.

Bei der anschließenden Diskussion, die von Daniel Göggerle, Vorsitzender des CDU–Ortsverbands Stödtlen, moderiert wurde, wurde unter anderem gefragt, warum denn der Kreistag jetzt so schnell über die Klinikstandorte zu entscheiden habe. Eine weitere Frage war, wo denn bei einem Zentralklinikum (Plan bei Esslingen) das bisher fehlende Personal auf einmal herkommen soll. Solzbach sagte zur baldigen Entscheidung: Lauterbach plant die Veränderung fürs Jahr 2024. Die Millionen Verluste seien nicht das Problem, dieses sei in erster Linie der eklatante Personalmangel. Von einem Zentralklinikum versprach er sich eine gewisse Magnetwirkung für Ärzte, als auch für Pflegekräfte.

Mehr Studienplätze für Ärzte gefordert

In diesem Zusammenhang führte Winfried Mack an: „Wir brauchen mehr Universitäten, die Studienplätze müssen erhöht werden.“ Solzbach wurde zwischendurch auch einmal Polemik vorgeworfen. Aber er blieb seinem Vorschlag treu und forderte immer wieder: „Wir brauchen eine Bündelung, wenn wir aus dieser Misere herauskommen wollen, denn so wie es jetzt läuft, können wir nicht weitermachen“. Es folgten weitere Diskussionsbeiträge, die sich fast zwei Stunden hinzogen.

Daniel Göggerle als Moderator und Vorsitzender der CDU-Ortsgruppe Stödtlen schloss die Diskussionsrunde mit den Worten: „Wir haben viel erfahren und sind gut informiert worden. Die Diskussion ist sachlich geblieben“.