Von Regina Weiß

Demenz ist ein Thema, das alle angeht. Jeder kennt irgendjemanden, der davon betroffen ist. Das betont Hans-Ulrich Schmidt, Generalbevollmächtigter der Malteser Krankenhäuser, kürzlich bei einem wichtigen öffentlichen Termin im St. Carolus Krankenhaus in Görlitz. Zwei Prozent der Bevölkerung haben diese Krankheit. Jährlich kommen 200 000 bis 300 000 Patienten hinzu. Bei den Männern und Frauen über 65 Jahre sind es bereits zehn Prozent.

Für das Krankenhaus der Malteser ist das Anlass genug, eine Idee im Umgang mit eben diesen Menschen neu zu gehen, findet Verena Hölken, Geschäftsführerin der Malteser Deutschland gGmbH. Deshalb soll das gesamte Krankenhaus ein demenzsensibles Haus sein. Es gehe nicht um eine einzelne Station, sondern darum, dass sich die Menschen bei ihrem Aufenthalt im gesamten Haus wohlfühlen, mit ihrem Krankheitsbild aufgehoben fühlen. Das ist sozusagen die eine Seite der Medaille. Die andere ist die, dass alle Mitarbeiter im Haus wissen, wie sie mit demenzkranken Menschen umzugehen haben. Dr. Ursula Sottong, Leiterin Fachstelle Demenz bei den Maltesern aus Köln, freut sich, dass es gelingt, diese Vision erstmals in Deutschland umzusetzen. Dabei habe man sich bewusst nicht für ein 2000-Betten-, sondern für ein 120-Betten-Haus, wie das in Görlitz, entschieden. Nun gilt es, das gesamte Krankenhaus kompetent zu machen. Das fange beim Chefarzt an und höre sozusagen bei der Pforte auf. Damit auch dort der Mitarbeiter weiß, wie er mit einem Patienten umzugehen hat, der im Pyjama vor ihm steht und um ein Taxi für die Heimfahrt bittet. „In Görlitz werden alle Demenzexperten“, kündigt Dr. Ursula Sottong an. Das soll bis dahin führen, dass sich das Haus von der schwedischen Stiftung Silviahemmet zertifizieren lässt. Diese wurde von Königin Silvia von Schweden ins Leben gerufen. Seit zehn Jahren arbeiten die Malteser mit der Stiftung aus Skandinavien zusammen. Sie ist mit dem Ziel gegründet worden, eine gute Versorgung und Pflege von demenziell erkrankten Menschen zu fördern, die sie Begleitenden auszubilden und die Forschung zu fördern.

Genau das ist das Stichwort für Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU). Es geht um die Forschung rund um die Demenz und um den richtigen Umgang mit den Betroffenen. Deshalb übergibt er in Görlitz einen Förderbescheid des Freistaates Sachsen über rund 647 000 Euro. Das Geld soll in diesem und nächsten Jahr genutzt werden, um die Mitarbeiter zu schulen. „Das Krankenhaus St. Carolus gehört zu Görlitz und trägt in der Region und in der sächsischen Krankenhauslandschaft entscheidend mit zu einer guten medizinischen Versorgung bei. In besonderer Weise will das traditionsreiche Haus nun die stationäre Versorgung gerade auch von demenzerkrankten Patienten weiter verbessern und stärken. Mein Dank gilt allen, die sich dafür engagieren. Das Projekt hat Modellcharakter.“ Für Verena Hölken ist klar: „Hier in Görlitz entsteht ein Vorbild für andere Häuser in der Versorgung für Menschen mit Demenz.“ Die Umsetzung des Programms erfolge schrittweise und soll bis 2024 abgeschlossen sein.

Bei seinem Besuch in Görlitz hatte Michael Kretschmer übrigens Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) mitgebracht. Gemeinsam wurde die Palliativstation besichtigt.