Corona-Pandemie - Dutzende Mediziner aus Berliner Kliniken in Quarantäne

Do 26.03.20 | 22:52 Uhr
Vivantes Klinikum Am Urban in Berlin-Kreuzberg (Quelle: dpa/Gora)
Bild: dpa/Andreas Gora

Medizinisches Personal wird derzeit besonders dringend gebraucht. Trotzdem ist es wichtig, dass sie nicht selbst an Corona erkranken und das Virus weitertragen. In den Kliniken von Charité und Vivantes befinden sich Dutzende Ärzte in häuslicher Isolation - ein Problem.

Was Sie jetzt wissen müssen

Der Vorstand der Krankenversorgung der Charité Berlin, Ulrich Frei, sieht mit Sorge, wie sich Krankenhauspersonal zusehends selbst infiziert. "Wir haben auch in der Charité eine ansteigende Zahl von infiziertem Personal", sagte Frei am Donnerstagabend im rbb. Man versuche nun innerhalb des Krankenhauses die Entstehungsgeschichten der Infizierung zu verfolgen, um besser eingreifen zu können. Wie viele Mediziner der Charité infiziert sind, sagte Frei nicht.

Bei ersten Symptomen gleich ein Test

Bei den landeseigenen Berliner Vivantes-Kliniken müssen bereits am Anfang der Coronavirus-Pandemie mehrere Dutzend Ärztinnen und Ärzte in Quarantäne bleiben.

An allen Standorten seien - zusätzlich zu den Abklärungsstellen für Patienten - Abstrichstellen für Mitarbeiter eingerichtet worden, berichtete Sprecherin Astrid Steuber. Bei den ersten Krankheitssymptomen erfolge dort ein Test zum Ausschluss von Covid-19 und je nach Ergebnis auch eine 14-tägige Quarantäne.

Schutz der Mitarbeiter hat oberste Priorität

Aktuell gelte, dass Mitarbeiter nach Kontakt mit einem infizierten Menschen weiter arbeiteten, solange sie ohne Symptome seien - allerdings mit entsprechender Schutzausrüstung und engem Monitoring der eigenen Gesundheit. Der Schutz der Mitarbeitenden habe für Vivantes oberste Priorität - auch, weil sie für die Patientenversorgung dringend gebraucht würden.

Vivantes verfüge derzeit noch über ausreichend Schutzmaterial für seine Beschäftigten, sagte Steuber. Um noch möglichst lange für alle Bereiche Schutzausrüstung zu haben, seien die Beschäftigten aber dazu aufgerufen, sparsam mit Einwegartikeln wie Masken, Kitteln oder Schutzbrillen umzugehen. Neue Lieferungen erfolgten, jedoch unregelmäßig. Eine Prognose, ob alle Kapazitäten - vom medizinischen Personal bis zur Schutzkleidung - in den kommenden Wochen ausreichten, sei wegen der Dynamik der Lage nicht möglich.

Vivantes plant gemäß den Plänen der Gesundheitsverwaltung seine intensivmedizinischen Kapazitäten für Patienten mit dem Coronavirus zu verdoppeln. Derzeit würden fünf Beatmungszentren eingerichtet: Am Auguste-Viktoria-Klinikum in Schöneberg, am Humboldt-Klinikum in Reinickendorf sowie den Vivantes-Kliniken in Friedrichshain, Neukölln und Spandau. Am Standort im Prenzlauer Berg baut der Klinikkonzern zur Zeit um und will dort weitere 200 Plätze für leichter erkrankte Corona-Patienen schaffen.

"Die Zahlen steigen nicht so stark wie befürchtet"

Ganz schwere Covid-19-Fälle sollen weiter in die Uni-Kliniken der Charité kommen. Viele Patienten mit Symptomen müssen bisher aber weder intensivmedizinisch betreut, noch beatmet werden. Von den rund 200 Menschen, die am Mittwoch mit einer Coronavirus-Infektion in Krankenhäusern lagen, waren nur 38 ein Fall für die Intensivstation. Die Dynamik der Pandemie kann dieses Bild aber ändern.

Der Vorstand der Krankenversorgung der Charité, Frei, geht davon aus, dass Berlin fast 1.000 Plätze für Intensivfälle zur Verfügung haben wird. Berlin könne die steigende Zahl von Corona-Fällen verkraften, sagte Frei in der rbb-Abendschau: "Die Zahlen steigen nicht so stark wie befürchtet und insbesondere ist der Anteil der Intensivpflichtigen Patienten in Berlin geringer als in Spanien oder in Italien."

Sendung: Abendschau, 26.03.2020, 19:30 Uhr

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