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Hessen Klinikum Höchst kämpft mit zwei "Baustellen"

(Foto: Sven Hoppe/dpa/Symbolbild)

39 Empfehlungen hat ein Gutachter der Psychiatrie des Klinikums Höchst ins Stammbuch geschrieben. Die Geschäftsführung beteuert: "Viele Maßnahmen wurden angestoßen oder sind bereits umgesetzt". Unterdessen ist der Neubau des Krankenhauses ins Stocken geraten.

Frankfurt/Main (dpa/lhe) - Die durch einen Undercover-Bericht in die Kritik geratene Psychiatrie des Frankfurter Klinikums Höchst blickt nach vorn: Man habe "am therapeutischen Konzept gearbeitet" und weitere Verbesserungen auf den Weg gebracht, berichtete das städtische Krankenhaus. Im Herbst bekommt die Psychiatrie einen neuen Chefarzt. Aber inzwischen sind neue Probleme aufgetaucht.

Der Neubau der kommunalen Klinik verzögert sich. Anfang Juni erfuhr das Klinikum: Das Gebäude wird nicht wie zugesagt im Oktober fertig. "Laut Generalunternehmer wird sich das Übergabedatum voraussichtlich über mehr als ein Jahr auf den 31.12.2021 verschieben", musste die Klinik vermelden. Klinikum und Stadt Frankfurt waren "bestürzt". Immerhin: Ein "Drucktest" verlief positiv. "Dies beeinflusst die Energiebilanz des Gebäudes positiv", berichtete die Klinikleitung.

Auch bei der Neuordnung der Psychiatrie geht es voran - wenn auch langsam. Auslöser war eine Recherche der RTL-Sendung "Team Wallraff" im März 2019. Das Krankenhaus räumte Fehler ein: "Wir sind uns darüber einig, dass es erhebliche Mängel gibt", sagte damals Geschäftsführerin Dorothea Dreizehnter. Ein externer Berater wurde hinzugerufen, auch die Politik schaltete sich ein.

Als Hans-Joachim Kirschenbauer im März seinen 160 Seiten starken Abschlussbericht vorlegte, ging das Thema in der Corona-Krise weitgehend unter. Sein Fazit: Bis Höchst eine gute psychiatrische Versorgung anbieten kann, dürfte es Jahre dauern. "Die vorliegenden 39 Empfehlungen machen deutlich, welche Dimensionen der Veränderungsprozess haben muss, wenn die Klinik in vollem Umfang die Qualitätsmerkmale einer guten psychiatrischen Versorgung erfüllen soll", schreibt der Gutachter.

"Wir haben uns intensiv mit den Optimierungsvorschlägen auseinander gesetzt", teilte die Geschäftsführung der Deutschen Presse-Agentur mit. "Viele Maßnahmen wurden angestoßen oder sind bereits umgesetzt." Die Klinik befinde sich "in einem umfassenden Qualitätsmanagementprozess". Im kommenden Jahr soll es dafür eine DIN-Zertifizierung geben.

Auch räumliche Veränderungen wurden umgesetzt, etwa die Einrichtung eines "Krisenraums". Ein neues "Licht-Raum-Konzept" soll im Sommer fertig werden. Ein Konzept namens "Safeward" soll Mitarbeiter unterstützen, "ein sicheres Stationsmilieu zu erzeugen". Patienten reagierten bisweilen "wütend oder ängstlich auf Situationen, die mit Sicherheitsmaßnahmen wie zum Beispiel verschlossenen Türen einhergehen", teilte das Klinikum mit. Das Modell setze dem "Partizipation, Wertschätzung, Hoffnung und Empowerment" entgegen.

Der bisherige Chefarzt der Klinik für Psychiatrie, Michael Grube, hört zum 1. September auf. Das Bewerbungsverfahren für seine Nachfolge läuft, die Position soll nahtlos besetzt werden. In der Psychiatrie des Städtischen Klinikums gibt es fünf vollstationäre Behandlungseinheiten mit zusammen 116 Betten, eine Tagesklinik mit 22 Plätzen, eine Ambulanz und ein ambulantes psychiatrisches medizinisches Versorgungszentrum.

Hessens Sozialminister Kai Klose (Grüne) hofft, dass die Erkenntnisse aus Höchst ähnlichen Einrichtungen in Hessen zu Gute kommen. "Die nun vorliegenden Ergebnisse und Empfehlungen sind auch über Höchst hinaus eine gute Grundlage, weiter an der Verbesserung der psychiatrischen Versorgung in ganz Hessen zu arbeiten", sagte Klose laut Mitteilung.

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