Missverständnis in der Homburger Belegschaft? Corona-Arbeitszeitregelung am UKS wirft Fragen auf

Homburg · Die Arbeitszeitregelungen des Pflegepersonals der Pneumologischen Abteilung des Uni-Klinikums in Homburg während der Corona-Pandemie liefern Gesprächsstoff. Wegen der starken Belastungen durch die Selbstschutz-Maßnahmen der Station, auf der die Corona-Patienten behandelt wurden, seien dort dienstzeitliche Vorgaben geändert worden: Pfleger hätten für sechs Stunden Arbeit den Lohn für acht Stunden erhalten sollen.

 Wolfgang Klein, der Pflegedirektor des Uniklinikums in Homburg.

Wolfgang Klein, der Pflegedirektor des Uniklinikums in Homburg.

Foto: Christine Maack

Nach der Corona-Welle verlange die Klinikleitung nun angeblich, dass das Pflegepersonal die entstandenen Fehlstunden nacharbeite. Ist da etwas dran, wollten wir wissen.

Pflegedirektor Wolfgang Klein erläutert dazu, man habe im UKS während der Krise für den Covid-positiven Bereich auf der Lungenintensivstation in der Tat ein Vier-Schicht-System mit kürzeren Dienstzeiten und Unterstützungskräften aus den Normalstationen zur Entlastung der Intensiv-Pflegekräfte eingeführt. Das sei durch die Klinikleitung in Absprache mit dem Personaldezernat und der Mitarbeitervertretung erarbeitet worden. „Es ist uns gelungen, unter Beteiligung unserer Mitarbeiter und der Mitarbeitervertretung, eine Lösung im Sinne aller zu erreichen“, so Klein, der ergänzt: „Wir sind gerne bereit, uns mit den Betreffenden, die hierzu möglicherweise Informationsbedarf haben, Gespräche zu führen und Missverständnisse auszuräumen.“

Das Vier-Schicht-System sieht laut UKS eine reine Arbeitszeit von sechs statt knapp siebendreiviertel Stunden vor. Wegen Umkleide- und Übergangszeiten und der Belastung unter Vollschutz habe man aber siebeneinviertel Stunden angerechnet. Die Differenz zu einer regulären Schicht sollten die Beschäftigten über ihre Zeitkonten ausgleichen. Das bedeute aber kein „Nacharbeiten“ oder Opfern angesparter Zeit, so Klein auf Nachfrage.

Das Pflegeteam der Pneumologischen Intensivstation sei nur mit seiner vertraglich geregelten Arbeitszeit im genehmigten Dienstplan eingesetzt worden, „um zunächst die Beschäftigten zu schonen, da nicht absehbar war, wie sich die Pandemie  weiter entwickeln würde“. Da die Pandemie nach kürzerer Zeit abgeklungen sei, seien weitere Dienste nicht zum Einsatz gekommen und im Durchschnitt weniger als zwei Stunden pro Mitarbeiter übriggeblieben, die „aktuell schonend über drei Monate ausgeglichen werden“. Unterm Strich hätten die Beschäftigten sogar ein Zeitplus erhalten, weil sonst die 30-Minuten-Pause nicht bezahlt werde. Das UKS sei wohl „eines von wenigen Krankenhäusern, die dieses Modell zum Schutz der Beschäftigten und zum Wohl der Patienten eingeführt haben“. Keiner davon habe sich mit Covid-19 infiziert.

Laut Michael Quetting, Sekretär der Gewerkschaft Verdi, seien die Ergebnisse der Absprachen zwischen Leitung und Personalrat weder schriftlich fixiert, noch sei die Gewerkschaft involviert worden. Nun hätten Kollegen ihr Soll nicht erreicht, seien von der Regelung „acht für sechs“ ausgegangen. Die Kommunikation sei „wie immer grottenschlecht“ gewesen: „Da wussten gar nicht alle genau Bescheid, was vereinbart wurde“. Das Ergebnis sei nun „ärgerlich für die Betroffenen, die unter schwierigsten Bedingungen gearbeitet haben.“ Aber rechtlich könne man daran nicht rütteln.

Zur Frage der Kommunikation erklärt Klein: „Die Beschäftigten wurden direkt vor Ort bei allen Dienstübergaben und über vorhandene Verteiler auch schriftlich informiert. Es hat sich zudem niemand bei uns gemeldet, der zu dieser einvernehmlichen Lösung Rückfragen hat.“ Der betreffende Bereich in der Pneumologie arbeite seit Mitte Mai wieder im regulären Schichtbetrieb.

Die Personalvertretung des Uniklinikums schloss sich auf Anfrage der „ausführlichen Stellungnahme der Dienststelle“ an.

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