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Wie geht es mit der Kreisklinik Berchtesgaden nach der KSOB-Zentralisierung weiter? Während sich das Ärzte-Ehepaar Ursula und Reinhard Reichelt Sorgen macht, sehen die KSOB durchaus gute Perspektiven. (Foto: Thomas Jander)

Äußerungen der Kliniken Südostbayern AG zu dem Vorwurf, dass sich die medizinische Versorgung der Bevölkerung verschlechtern werde

Berchtesgaden – Zur aktuellen Situation der Kliniken Südostbayern und zu den vom Ärzte-Ehepaar Reichelt und von Peter Renoth geäußerten Sorgen schickte der »Berchtesgadener Anzeiger« der KSOB-Presseabteilung einen Fragenkatalog.


Das Defizit der KSOB betrug im Jahr 2021 genau 3,7 Millionen Euro. Können bereits Aussagen zur Entwicklung im Jahr 2022 getroffen werden?

KSOB: Nach derzeitigem Kenntnisstand gehen wir von einer Planerreichung für das Jahr 2022 aus. Das Ganze ist aktuell unter dem Aspekt Pandemiegeschehen, Ausgleichszahlungen, Mitarbeiterverfügbarkeit, Preisanstiege für Energie, Materialien usw. nicht abschließend einzuschätzen.

Die Kreisklinik Berchtesgaden soll im Zuge der Umstrukturierung zur reinen Fachklinik werden. Kann damit aus Sicht der KSOB der Standort der Klinik über einen langen Zeitraum gesichert werden?

KSOB: Diese Entwicklung sichert den Standort mit den maßgeblichen auch im Verbund wirkenden orthopädischen und altersmedizinischen Strukturen.

Es gibt – wenn auch wenige – Warnungen, dass die Patientenversorgung im Berchtesgadener Talkessel durch den Weggang der Notfallversorgung und der inneren Abteilung nach Bad Reichenhall schlechter werde. Was antworten die KSOB den Kritikern?

KSOB: Die Zentralisierung der Akut- und Notfallversorgung ist aus Qualitätsgründen und der Verfügbarkeit von entsprechenden Mitarbeitern rund um die Uhr unvermeidbar und ohnehin schon weitgehend gelebte Praxis. Die Innere Medizin in Berchtesgaden fokussiert sich auf klar geriatrische Themen und die ohnehin wenigen verbleibenden, darüber hinaus gehenden Notfälle werden im ambulanten Bereich oder in Bad Reichenhall versorgt. Die Verlagerung der Akutversorgung nach Bad Reichenhall wird Mitte 2023 auf den Weg gebracht.

Kann die Geburtshilfe dauerhaft in Bad Reichenhall gehalten werden oder ziehen Sie auch die Möglichkeit einer Verlegung nach Traunstein in Betracht?

KSOB: Die Geburtshilfe am Standort Bad Reichenhall hat einem hohen Stellenwert für die Region und wird maßgeblich durch die Beleghebammen im Landkreis getragen. Eine Verlagerung ist weder geplant noch gewünscht.

Die KSOB hat laut Aussagen der Leitung aktuell Probleme, genug qualifiziertes Personal zu bekommen. Warum wird dann das Schwesternheim neben der Kreisklinik Berchtesgaden geschlossen? Fehlender Wohnraum ist ja mit das Hauptproblem für den Fachkräftemangel im Talkessel. Das wird sich in Zukunft laut Sozialraumanalyse noch verschärfen.

KSOB: Die Gewinnung von Personal ist heute deutlich mehr als vor wenigen Jahren stark geprägt vom Vorhandensein von bezahlbarem Wohnraum. Das betrifft die Kliniken wie andere auch. Das Schwesternwohnheim in Berchtesgaden ist sowohl baulich wie technisch weder zeitgemäß noch mit vernünftigem Aufwand sanierbar. Zudem gibt es für das Grundstück andere Planungen. Gleichwohl gibt es proaktive Überlegungen, Wohnraum am Campus der Klinik zu schaffen, der auch perspektivisch tragfähig ist.

Die Notfallambulanz in Bad Reichenhall ist aktuell schon überlastet, das sagen auch die Notärzte. Wie wollen Sie bewerkstelligen, dass die Notfallversorgung, wenn noch die Patienten aus dem Berchtesgadener Raum hinzukommen, überhaupt noch funktioniert?

KSOB: Die Zentrale Notaufnahme am Standort Bad Reichenhall ist wie alle Notaufnahmen stark belastet. Umso wichtiger ist es, hier geordnet und prozessorientiert zu versorgen und zudem die noch sinnvollen, baulichen notwendigen Anpassungen durchzuführen. Das Personal ist motiviert, wird gerade gestärkt und ist dann auch in der Lage, die überschaubare Zahl an zusätzlichen Patienten gut versorgen zu können. Man darf nicht vergessen, schon jetzt wird der absolute Großteil der Notfallversorgung bereits über Bad Reichenhall gebündelt.

Ist es richtig, dass die ersten Maßnahmen im Rahmen der Umstrukturierung bereits im Oktober erfolgen sollen?

KSOB: Die orthopädische Rehabilitation wird ab Oktober 2022 für die Sicherung der orthopädischen Versorgung am Standort Berchtesgaden in Betrieb gehen. In diesem Zusammenhang wird die Zahl akutinternistischer Betten angepasst und die Versorgung geriatrischer Patienten gestärkt. Die Verlagerung der Akutversorgung wird wie erwähnt gestuft Mitte 2023 Richtung Bad Reichenhall auf den Weg gebracht.

UK

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