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Corona beschert Märkischen Kliniken  siebenstelliges Defizit

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In Lüdenscheids Süden: Der beeindruckende Komplex des Klinikums.
In Lüdenscheids Süden: Der beeindruckende Komplex des Klinikums. © Hans Blossey

Lüdenscheid – Als unmittelbare Folge der Corona-Krise müssen sich die Märkischen Kliniken auf ein siebenstelliges Defizit Ende des Jahres einstellen. Darüber – und über künftige Besuchsregelungen – sprach Willy Finke mit Dr. Thorsten Kehe, dem Vorsitzenden der Geschäftsführung des Unternehmens. Zu den Märkischen Kliniken gehören unter anderem das Klinikum Lüdenscheid und die Stadtklinik Werdohl.

Herr Dr. Kehe, werden zurzeit noch Corona-Patienten im Klinikum behandelt? 

Dr. Thorsten Kehe: Nein, zurzeit haben wir keine mit dem Virus infizierten Patienten. 

Dann ist die 1. Etage des Hauses jetzt nicht mehr eine reine Corona-Etage? 

Richtig. Sie ist jetzt teilweise wieder anders belegt. Hier handelt es sich aber um ein sehr dynamisches Geschehen. Allmählich werden die Auflagen ja gelockert, und es soll in einen neuen Normalbetrieb zurückgekehrt werden. Ich sage bewusst „neu“, weil ich das nicht mit den alten Maßstäben messen würde. 

Wie geht das vonstatten? 

Wir passen unsere Bettenkapazitäten fortlaufend an – aber immer vor dem Hintergrund, dass wir auch genügend Reserven haben, falls wieder mehr Infektionen auftreten. 

Stehen Ihnen denn zurzeit alle Betten auf allen Stationen zur Verfügung? 

Nein, insgesamt haben wir für alle Patienten, also auch Corona-Infizierte, eine Bettenkapazität von 80 Prozent des Normalbestandes. 

Wo sind die restlichen 20 Prozent hin? 

Die sind natürlich noch da. Aber wir haben durch die erforderlichen Sicherheitsmaßnahmen, die Besetzung unserer Checkpoints und die Doppelbesetzung bestimmter Bereiche einfach nicht das Personal, um alle Betten zu betreiben. 

Gilt das auch für die Stadtklinik Werdohl? 

Im Prinzip ja. Allerdings haben wir für Werdohl festgelegt, dass dieses Haus unbedingt coronafrei bleiben soll. 

Wie können Sie das erreichen? 

Patienten, die in Werdohl ankommen, aber verdächtig sind, vom Coronavirus befallen zu sein, werden sofort nach Lüdenscheid gebracht. Lüdenscheider Patienten, die zum Beispiel in die Geriatrie nach Werdohl sollen, werden erst nach einer negativ verlaufenen Testung nach Werdohl verlegt. 

Wie sieht die bisherige Coronapatienten-Statistik des Klinikums aus? 

Wir hatten 57 Patienten insgesamt, davon mussten 22 intensivmedizinisch behandelt und von diesen Menschen 19 beatmet werden. 14 Patienten sind leider verstorben. 

Gab es unter den Mitarbeitern der Märkischen Kliniken Corona-Erkrankte? 

Ja, fünf Mitarbeiter erkrankten, von denen sich allerdings niemand im Dienst angesteckt hatte. 53 unserer Mitarbeiter wurden als Kontaktpersonen in Quarantäne gesteckt. 

Gab es in Ihrem Hause einen Corona-Krisenstab? 

Ja, wir haben gleich zu Beginn einen Krisenstab gebildet. Ihm gehören unter anderem die Geschäftsführung, der Ärztliche Direktor, der Leitende Intensivmediziner, der Leiter der Notaufnahme, die Pflegedirektion, aber auch zum Beispiel die Leiter des Einkaufs und der Apotheke an. Dieser große Krisenstab besteht aus ungefähr 15 Mitarbeitern. Dann gibt es noch einen Kern-Stab, der aus Geschäftsführung, Ärztlichem Direktor, Pflegedirektorin und dem Leiter der Notaufnahme besteht. 

Wie oft tagen Sie? 

Anfangs täglich. Nach einigen Wochen sind wir auf dreimal wöchentlich zurückgegangen und treffen uns jetzt im Wochenrhythmus. 

Patientenbesuche sind in Ihren Häusern derzeit nur unter sehr eng gefassten Bedingungen möglich. Wird sich das ändern? 

Wir arbeiten daran, in der nächsten Woche eine etwas gelockerte Besuchsregelung an den Start zu bringen. Dies geschieht in Absprache mit dem Gesundheitsamt des Märkischen Kreises. Ziel ist es, die Besuchsmöglichkeiten zu erweitern, ohne dabei unsere Kontrollmöglichkeiten zu überfordern. Wir müssen unbedingt darauf achten, dass kein Besucher das Virus ins Haus trägt. 

Dr. Thorsten Kehe
Dr. Thorsten Kehe © Märkische Kliniken GmbH

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