Oldenburg - Die finanzielle Schieflage des Klinikums Oldenburg hat sich im vergangenen Jahr verschärft. Das Defizit kletterte auf 17,5 Millionen Euro; das ist der höchste Wert, seit das Klinikum 2017 in die roten Zahlen gerutscht ist. Der Wirtschaftsplan hatte für 2019 einen Fehlbetrag von 11,9 Millionen Euro vorgesehen. Das geht aus einer Übersicht der Stadt Oldenburg zur wirtschaftlichen Lage der städtischen Beteiligungen hervor.

Die Verschlechterung der Zahlen kommt nicht überraschend. Schon im August hatte Klinikum-Vorstand Rainer Schoppik angekündigt, das Defizit werde höher ausfallen als geplant. „Da waren die Annahmen zu optimistisch“, hatte Schoppik erklärt. Die Prognose zum Jahresfehlbetrag belief sich damals noch auf 14,6 Millionen Euro. Im Jahr 2018 hatte das Klinikum ein Defizit von 5,2 Millionen Euro erwirtschaftet, im Jahr 2017 waren es 16,8 Millionen.

Als eine der Ursachen des Defizits gilt die fehlende Auslastung in mehreren Abteilungen. Aufgrund fehlender Pflegekräfte mussten Betten gesperrt werden. Zudem kämpft das Klinikum mit einem Vertrauensverlust durch den Pflegemord-Skandal.

Ungeachtet der Finanzprobleme stellt sich der Rat der Stadt hinter die geplante Großinvestition. Mehr als 300 Millionen Euro fließen unter anderem in den Neubau eines OP-Zentrums und der Geburtshilfe. Das Land trägt mit einem 167-Millionen-Zuschuss einen Großteil der Kosten.

Auf das Klinikum kommt ein Eigenanteil mit einem Volumen von rund 100 Millionen Euro zu. Sollte das Klinikum diesen Betrag nicht aufbringen können, springt die Stadt als Trägerin ein. Eine entsprechende Zusage der politischen Gremien liegt vor.

Oberbürgermeister Jürgen Krogmann verweist auf die Berechnungen im Sanierungsgutachten, das die Rückkehr des Klinikums in die Gewinnzone innerhalb von zwei bis fünf Jahren prognostiziert. Danach könnte das Klinikum den Eigenanteil aus eigener Kraft aufbringen. Diese Erwartung gilt allerdings als optimistisch.

Die Investition – die größte in der Geschichte der Stadt Oldenburg – soll die Bedeutung des Klinikums als Maximalversorger für den Nordwesten stärken und die Universitätsmedizin, die European Medical School, voranbringen.

Dazu kommentiert der Autor Christoph Kiefer:

Das Klinikum hat seine wirtschaftlichen Ziele 2019 nicht erreicht. Das ist eine schlechte Nachricht. Denn das heißt, dass die ohnehin langwierige Sanierung ungünstiger verläuft als erhofft.

Aus der schlechten Jahresbilanz lässt sich allerdings nicht ableiten, dass die Restrukturierung misslingt. Der Weg ist lang, das betonen alle Beteiligten immer wieder. Vieles hat sich schon verbessert; nicht zuletzt die Kommunikation innerhalb des Klinikums und mit anderen Häusern.

Ist der teure Neubau unverantwortlich angesichts des hohen Defizits? Die Frage ist erlaubt. Aber strategisch gesehen lautet die Antwort: Er ist die richtige Reaktion darauf.

Christoph Kiefer
Christoph Kiefer Reportage-Redaktion (Chefreporter)