Rems-Murr-Kreis

Kliniken planen Neubau in Schorndorf

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Geschäftsführer Marc Nickel und Landrat Richard Sigel haben ambitionierte Ziele für die Rems-Murr-Kliniken. © ZVW/Gaby Schneider

Winnenden/Schorndorf.
Die Erfolgsformel der Rems-Murr-Kliniken lautet: Bessere Medizin, mehr Patienten, weniger Verluste. Doch die kostet zunächst mal Geld. Und sogar eine ganze Menge. Allein in Schorndorf wollen die Kliniken des Rems-Murr-Kreises in einem ersten Schritt 84 Millionen Euro in einen neuen Funktionstrakt investieren, in dem unter anderem die Notaufnahme, die Intensivstation und die Operationssäle unterkommen. Am Winnender Klinikum liegt die Investitionssumme für einen Erweiterungsbau bei 34 Millionen Euro. Der Landeskrankenhausausschuss und das Sozialministerium haben dieser Tage ihr Okay erteilt, so dass am Klinikum im Frühjahr 2021 die Bagger auffahren können. Am Mittwoch haben Landrat Dr. Richard Sigel und Kliniken-Geschäftsführer Dr. Marc Nickel die Pläne vorgestellt, die die Überschrift tragen „Campusentwicklung für eine zukunftsgerechte Gesundheitsversorgung“.

Wie viel will der Landkreis in den nächsten Jahren in seine Krankenhäuser investieren?

Ende vergangener Woche sind die Pläne dem Kreistag bei einer Klausurtagung präsentiert worden. Nicht jeder Kreisrat war begeistert, räumte Landrat Sigel ein, dass die Pläne bei dem einen oder anderen auch „Schnappatmung“ auslösten. Schließlich geht die Investitionssumme nochmals über die 70 Millionen Euro hinaus, von denen vor drei Jahren beim Beschluss der Medizinkonzeption für die beiden Krankenhäuser die Rede war. Sigel rechnet mit 20 bis 25 Millionen Euro Mehrkosten für den Landkreis. – Nicht zu vergessen die 300 Millionen für den Neubau des Klinikums in der Vergangenheit und die 100 Millionen, mit denen der Kreis seit 2014 die Defizite seiner Krankenhäuser ausgeglichen hat.

Vom Ziel, das Defizit der Kliniken auf jährlich fünf bis zehn Millionen Euro zu begrenzen, rücke er gleichwohl nicht ab, betonte Sigel beim Pressegespräch. 2019 waren die Kliniken auf einem guten Weg. 2019 rechnet er nur noch mit 11,5 Millionen Euro (2018: 18 Millionen), die der Kreis seinen Krankenhäusern zuschießen muss. Mit der 2017 vom Kreistag beschlossenen Medizinkonzeption hat der Kreis die Klinken neu organisiert und legte sich auf zwei Standorte fest. Die Häuser arbeiten seither nicht mehr nebeneinander her, sondern eng zusammen. Nachdem das Sozialministerium das Konzept befürwortet hatte, stand endlich fest, dass der stark sanierungsbedürftige Standort Schorndorf gesichert ist.

Warum muss Winnenden jetzt schon erweitert werden?

Die beiden Krankenhäuser sind Opfer ihres Erfolges, sagte Marc Nickel und sprach von einer „großen Trendwende“. Denn das Winnender Klinikum wie auch Schorndorf sind voll ausgelastet. Winnenden verhängte 2019 immer häufiger Aufnahmestopps. Der Rettungsdienst musste andere Krankenhäuser anfahren. Eine wohnortnahe Versorgung sei so nicht gewährleistet.

In den vergangenen fünf Jahren ist die Zahl der Patienten um ein Viertel auf über 50 000 gestiegen. „Das Herzstück ist medizinische Spitzenleistung“, sagte Nickel. Sie erklärt, dass sich die Erträge beider Krankenhäuser sogar um über 50 Prozent auf 230 Millionen Euro erhöhten. Denn behandelt werden immer kompliziertere Fälle, so dass mehr Geld in die Kassen kommt. Auf den Stationen geht es jedoch immer enger zu. Die 656 Betten in Winnenden reichen schon lange nicht mehr aus. Mit dem am Mittwoch erfolgten Okay des Landes fließen denn auch die Fördermittel, ohne die die Erweiterung nicht zu finanzieren wäre.

Was ist in Winnenden geplant?

Auf dem heutigen Parkplatz zwischen Klinik und Verwaltung entsteht ein neues, vierstöckiges Gebäude. Die Kosten werden mit 34 Millionen Euro beziffert. Im Erdgeschoss zieht das Medizinische Versorgungszentrum ein. Der erste Stock ist für Kurzzeit-Pflege (25 Plätze) reserviert; der zweite Stock wird mit einer Krankenstation (46 Betten) belegt und der vierte Stock mit einer Wahlleistungsstation (28 Betten). Der dritte Stock bleibt vorerst leer. Beim Neubau des Klinikums hatte es mehr als fünf Jahre gedauert, bis das Land die auf eigene Faust zu viel aufgestellten Betten nachträglich genehmigte.

Mit dem Baustart für den Erweiterungsbau im Frühjahr 2021 sollen auch die Bagger für ein neues Parkhaus auffahren. Während der Bauarbeiten (2021-2023) sind zwei Interimsparkplätze für Besucher und Mitarbeiter vorgesehen.

Was ist in Schorndorf geplant?

Vor gut drei Jahren stand das Schorndorfer Krankenhaus noch auf der Kippe. Selbst die Winnender Chefärzte gaben keinen Pfifferling auf die Klinik, als der horrende Sanierungsbedarf des 50 Jahre alten Hauses ruchbar wurde. Nur nach außen machte die Klinik mit ihrer frisch renovierten Fassade einen guten Eindruck. Inzwischen sind die internen Querelen beigelegt. Die Medizinkonzeption verzahnte die Kliniken eng miteinander. So sind die Chefärzte der Kardiologie, Gynäkologie und Kinderklinik für beide Häuser zuständig.

Doch statt einer bloßen Sanierung steht in Schorndorf jetzt sogar ein Neubau auf dem Plan. In einem ersten Schritt (2022-2024) soll neben dem Gesundheitszentrum ein Funktionsbau mit Notaufnahme, Kardiologie, Intensivstation und Operationssälen hochgezogen werden. Kostenpunkt: 84 Millionen Euro. Ziel dieses Funktionsbaues sei nicht zuletzt, die Notaufnahme auf den modernsten Stand zu bringen und eine erweiterte Notfallversorgung zu gewährleisten. In einem zweiten Bauabschnitt (2024-2026) könnten der alte Funktionsbau abgerissen und ein neues Bettenhaus gebaut werden. In einer dritten Phase (2026-2029) würden die Bettenhäuser hergerichtet. „Da kommt Stück für Stück einiges auf uns zu“, meinte Sigel, wies aber ausdrücklich darauf hin, dass der Kreistag das letzte Wort habe und jederzeit auf die Bremse treten könne.

Winnenden/Schorndorf.
Die Erfolgsformel der Rems-Murr-Kliniken lautet: Bessere Medizin, mehr Patienten, weniger Verluste. Doch die kostet zunächst mal Geld. Und sogar eine ganze Menge. Allein in Schorndorf wollen die Kliniken des Rems-Murr-Kreises in einem ersten Schritt 84 Millionen Euro in einen neuen Funktionstrakt investieren, in dem unter anderem die Notaufnahme, die Intensivstation und die Operationssäle unterkommen. Am Winnender Klinikum