Krankenhaus Waldsassen: Stilllegung der akutstationären Versorgung

Weiden/Waldsassen. Die Kliniken Nordoberpfalz AG hat mit Wirkung zum 01. Juli 2019 die Stilllegung des akutstationären Bereichs am Standort Waldsassen beschlossen. Die Orthopädische Rehabilitation bleibt weiterhin erhalten.

Die bisher am Standort beschäftigten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollen ab diesem Zeitpunkt an von ihnen frei wählbaren anderen Standorten der Kliniken Nordoberpfalz AG eingesetzt. Betriebsbedingte Kündigungen wird es nicht geben.

Die Stilllegung ist Teil der im erweiterten Zukunftskonzept 2020 festgesetzten Stabilisierungsmaßnahmen, mit denen die Wirtschaftlichkeit der Kliniken Nordoberpfalz AG verbessert und unter Erhalt der kommunalen Trägerschaft ein bedarfsgerechtes, hochwertiges medizinisches Versorgungsangebot in der Region gewährleistet wird. Das Konzept sieht zudem die Umwandlung in ein Intersektorales Gesundheitszentrum (IGZ) vor.

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Das Krankenhaus Waldsassen ist ein Opfer der Sparpolitik der Kliniken Nordoberpfalz AG. Fotos: Fürst

Notwendiger Schritt

„Die Stilllegung des akutstationären Bereichs ist ein notwendiger Schritt. Damit können wir die personellen Ressourcen bündeln, um die stationäre Versorgung im Raum Tirschenreuth und Waldsassen aufrechtzuerhalten“, sagt Josef Götz, Vorstand der Kliniken Nordoberpfalz AG. Die seit Jahren bestehenden finanziellen Defizite und die immer enger werdende Verfügbarkeit von Fachkräften vor allem in ländlichen Gebieten machen eine Kompensation auf der Grundlage der bisherigen Strukturen unmöglich.

Stationär zu behandelnde Patienten aus dem Einzugsgebiet Waldsassen werden akutstationär künftig schwerpunktmäßig im Krankenhaus Tirschenreuth oder anderen Einrichtungen der Kliniken Nordoberpfalz AG versorgt. Als erste Anlaufstelle für die ambulante Versorgung bleibt das MVZ weiterhin erhalten.

Dank an Mitarbeiter

Die Stilllegung der akutstationären Versorgung stellt zweifelsohne einen schmerzhaften, aber den negativen Vorgaben folgend, unausweichlichen Einschnitt dar.”

“Unser Dank gilt den Ärzten und dem Pflegepersonal, die sich mit großem Einsatz und Zusammenhalt der Patienten angenommen haben. Zumindest hat die Stilllegung der akutstationären Versorgung keine betriebsbedingten Kündigungen für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zur Folge“, betont Wolfgang Lippert, Landrat des Landkreises Tirschenreuth und Vorsitzender des Aufsichtsrats der Kliniken Nordoberpfalz AG. Ganz im Gegenteil ist es erklärtes Ziel der Klinikleitung, die an den anderen Standorten dringend benötigten, gut qualifizierten Mitarbeiter im Unternehmen zu halten. Daher hat die Klinikleitung in Zusammenarbeit mit dem Betriebsrat und den Gewerkschaften umfassende Maßnahmen zur Mitarbeiterbindung erarbeitet.

Neuen Arbeitsplatz frei wählen

So erhält jeder betroffene Mitarbeiter die Möglichkeit, seinen neuen Arbeitsplatz innerhalb der Kliniken Nordoberpfalz AG frei zu wählen. Die Kliniken Nordoberpfalz AG kommt dabei mit Ausgleichszahlungen für den Mehraufwand an Fahrtkosten zum neuen Arbeitsplatz auf. Wer bereits vorab von diesem Wahlrecht Gebrauch gemacht und sich für eine freiwillige Versetzung eingetragen hat, erhält zudem eine monatliche Prämie von 100 Euro für ein Jahr.

Auch zwischenmenschliche Aspekte möchte die Klinikleitung berücksichtigen: „Wir wissen, dass die Qualität der Arbeit und auch die Mitarbeiterzufriedenheit stark von den gut aufeinander eingespielten Teams abhängt“, sagt Josef Götz. „Solche Teams möchten wir nicht auseinanderreißen und daher nach Möglichkeit als Ganzes versetzen.“ Außerdem besteht die Möglichkeit der Altersteilzeit.

Umsetzungsszenarien für IGZ werden geprüft

„Als kommunales Unternehmen steht die Kliniken Nordoberpfalz AG unverändert in der besonderen Verantwortung, die Versorgung der Bevölkerung in der nördlichen Oberpfalz mit Gesundheitsdienstleistungen sicherzustellen“, so Götz weiter. Das geplante IGZ soll unter Einhaltung des Facharztstandards auch in Zukunft die regionale Grundversorgung mit Schwerpunkt auf allgemeinärztlichen, internistischen und weiteren Angeboten sowie einer erweiterten ambulanten Versorgung sicherstellen.

Die Klinikleitung prüft in Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit und Pflege und den Kostenträgern mögliche Umsetzungsszenarien. Insbesondere hängt die erfolgreiche Realisierung von der Schaffung einer juristischen Grundlage ab, zu der aktuell noch die Gespräche laufen. „Es gibt positive Signale, die darauf hindeuten, dass sich eine für alle Parteien rechtssichere Lösung finden lässt“, sagt Josef Götz.

Regionale Ärzte für Gesundheitszentrum

Parallel läuft weiterhin die Gewinnung niedergelassener Ärzte, die ihre Praxen in das Gesundheitszentrum verlegen wollen. Hierfür wurden und werden bereits seit längerem Gespräche mit niedergelassenen Ärzten geführt.

Fest steht bereits, dass die orthopädische Rehabilitation in Waldsassen mit finanzieller Unterstützung des Landkreises weiter erhalten bleibt. Derzeit laufen die internen Prüfungen, ob die Strukturanforderungen der Rentenversicherungsträger erfüllt werden können. Ist dies der Fall, können die Verhandlungen zur Schaffung eines Versorgungsauftrags aufgenommen werden. Verlaufen diese Gespräche erfolgreich, ist es möglich, die Kapazitäten der Orthopädischen Rehabilitation zu erweitern

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