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Krankenhausstatistik Weniger Covid-Patienten auf Intensivstationen

Seit einer Woche sinkt die Zahl der Patienten, die wegen Covid-19 auf Intensivstationen in deutschen Krankenhäusern behandelt werden. Ein Indiz dafür, dass der verschärfte Shutdown wirkt?
Freies Bett auf einer Intensivstation der Uniklinik Dresden

Freies Bett auf einer Intensivstation der Uniklinik Dresden

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Ronald Bonß/ dpa

Wie hat sich das Infektionsgeschehen in Deutschland seit Weihnachten entwickelt? Eine seriöse Antwort darauf ist nach wie vor schwierig, vor allem weil die Infektionszahlen durch die vielen Feiertage verzerrt sind. Sie waren nach Weihnachten gesunken, ebenso wie die Zahl der täglich gemeldeten Corona-Toten.

Bei einer Corona-Kennzahl allerdings waren keine Feiertagsschwankungen zu beobachten: bei der Belegung der Intensivbetten durch Covid-19-Patienten. Die Zahl ist seit Oktober kontinuierlich gestiegen bis ins neue Jahr. Am 3. Januar wurde mit 5762 der bisherige Höchstwert erreicht.

Doch seitdem ist die Zahl der belegten Betten gesunken – erstmals kontinuierlich über mehrere Tage hinweg. Aktuell (Stand 10. Januar) sind laut intensivregister.de  5320 Betten durch Covid-19-Patienten belegt. Der leichte Rückgang könnte ein Indiz dafür sein, dass der am 16. Dezember verschärfte Shutdown eine gewisse Wirkung zeigt.

Seit April bereits wird die Belegung von Intensivbetten deutschlandweit erfasst . Krankenhäuser müssen die Zahlen täglich an die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI ) melden.

Auf Intensivstationen liegen viele ältere Patienten

Die Belegung der Intensivbetten hängt anders als etwa die Zahl der Neuinfektionen kaum von Feiertagen oder Wochenenden ab: Wer so schwer an Covid-19 erkrankt ist, dass er zum Beispiel Atemnot hat, landet im Krankenhaus – egal ob Feiertag ist oder nicht. Und bei besonders schweren Verläufen folgt schnell die Verlegung auf die Intensivstation.

Deshalb dürfte die Intensivbettenbelegung das Infektionsgeschehen der vergangenen Wochen derzeit besser widerspiegeln als die Infektionszahlen selbst.

Doch es gibt Einschränkungen: Die Zahl der belegten Betten hängt auch davon ab, wie lange Patienten auf der Intensivstation behandelt werden. Ändert sich die durchschnittliche Behandlungszeit, kann sich auch die Bettenbelegung ändern, obwohl die täglichen Neuinfektionen gleich geblieben sind.

Zudem werden auf Intensivstationen überwiegend ältere Menschen behandelt, weil sie ein viel größeres Risiko für schwere Krankheitsverläufe haben. Wenn die Bettenbelegung sinkt, ist das deshalb vor allem ein Indiz dafür, dass die Neuinfektionen unter älteren Menschen zurückgehen. Ob dies auch für die Infektionen jüngerer Menschen gilt, ist unklar.

Höhepunkt der zweiten Welle erreicht?

Ein Rückgang bei der Intensivbettenbelegung kann aber auch noch ganz andere Gründe haben. Beispielsweise, dass sich immer mehr Senioren aus Angst vor einer Ansteckung stärker isolieren.

Ob die zweite große Infektionswelle in Deutschland tatsächlich bereits ihren Höhepunkt erreicht hat, wird man deshalb erst in ein, zwei Wochen genau wissen, wenn verlässlichere Zahlen über die Neuinfektionen vorliegen.

Einen Grund für eine Entwarnung wird es dann trotzdem nicht geben, selbst wenn das Infektionsgeschehen tatsächlich rückläufig sein sollte. Denn weil die Infektionszahlen aktuell sehr hoch sind, wird es noch viele Wochen dauern, bis sie bei einem Wert angekommen sind, ab dem den Gesundheitsämtern die Nachverfolgung wieder gelingen kann. In diesen Wochen werden weiterhin täglich Hunderte Menschen sterben.

Eine abgeflachte Kurve der Fallzahlen könnte sich zudem als vorübergehendes Phänomen erweisen. Nämlich dann, wenn sich die mutierte Coronavirusvariante B.1.1.7 in Deutschland ähnlich rasant ausbreitet wie in England . Diese Viren sind den jetzigen Erkenntnissen zufolge deutlich ansteckender als bisherige Exemplare des Erregers.