Vor sieben Jahren hat die Bürgerschaft einen Umbau der psychiatrischen Versorgung in Bremen beschlossen – allerdings kommt die Umsetzung der sogenannten Psychiatriereform nur schleppend in die Gänge. Diese Kritik äußerten am Freitag Vertreter von CDU, SPD und FDP in der Gesundheitsdeputation. Die Reform sieht den Ausbau der wohnortnahen und ambulanten Versorgung von Menschen mit psychischen Erkrankungen vor. Statt in der Klinik sollen sie in ihrem Lebensumfeld versorgt werden, wenn dies möglich ist. Dafür soll ein Netz von ambulanten Angeboten geschaffen werden, unter anderem sind die Kliniken als Träger gefordert, die Konzepte umzusetzen.
„Auch wenn es inzwischen einige zarte Pflänzchen gibt, haben wir aber den Eindruck, dass vor allem der Klinikverbund Gesundheit Nord als Träger sich nicht an die Vorgaben hält. Das trifft vor allem auf das stadtbremische Gebiet zu“, betonte der gesundheitspolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Rainer Bensch. „Den Geist der Psychiatriereform sehen wir noch nicht. Es gibt zu wenig Verbindlichkeit, die Umsetzung kommt zu schleppend voran.“ Bensch kündigte an, die Reform erneut im Parlament zum Thema zu machen. Stephanie Dehne (SPD) teilte die Kritik: „Die Politik zieht an einem Strang, die Akteure allerdings nicht, das ist auch unser Eindruck.“ Auch der gesundheitspolitische Sprecher der FDP-Fraktion, Magnus Buhlert, forderte mehr Verbindlichkeit und Tempo bei der Umsetzung.
Gesundheitsstaatsrätin Silke Stroth machte keinen Hehl daraus, dass auch die Behörde nicht zufrieden ist: „Auch uns geht das nicht schnell genug, damit kann niemand zufrieden sein. Wir sind mit der Gesundheit Nord in Gesprächen, es gibt einige gute Ansätze.“ Dazu komme allerdings: Die Geno sei ein riesiger Tanker, der nicht einfach in Bewegung zu bringen sei. Zentrale Säulen bei der ambulanten und wohnortnahen Versorgung von Patienten sind unter anderem die Behandlungszentren. Ein gutes Funktionieren hänge auch von der Personalausstattung ab, die Gesundheitsstaatsrätin kündigte an: „Wir werden uns dafür einsetzen, dass das Personal in den Behandlungszentren wieder aufgestockt wird.“
Verbesserungen soll es auch bei der Krisenintervention geben: Laut Jörg Utschakowski, zuständiger Referatsleiter in der Behörde für die Bereiche Psychiatrie und Sucht, sollen künftig das Nachtcafé und der Krisendienst zusammengelegt und ein zusätzlicher Telefondienst angeboten werden. „Wir wollen die Angebote vernetzen und hoffen, dass wir damit eine echte Krisenintervention anbieten können.“