Berlin beruft Spitzen-Mediziner und -Manager für das Kontrollgremium. Das Forschungsprofil der Uni-Klinik soll so geschärft werden.

Der Senat wechselt den Aufsichtsrat der Charité fast komplett aus. Fünf Mitglieder verlassen das Gremium, fünf neue werden vom Senat benannt. „Das zeigt eindeutig, wo wir mit der Charité hinwollen“, heißt es aus dem Senat. Der Regierende Bürgermeister und Wissenschaftssenator Michael Müller (SPD) konnte nach Informationen der Berliner Morgenpost namhafte Fachleute gewinnen. Demnach wird künftig der Präsident der Fraunhofer Gesellschaft, Reimund Neugebauer, ebenso die Geschäftsführung der Charité kontrollieren, wie die ehemalige Kaufmännische Direktorin der Heidelberger Universitätskliniken Irmtraut Gürkan.

Außerdem rücken der Vorstand des Pharmakonzerns Bayer, Stefan Oelrich, die Hannoveraner Kardiologin Denise Hilfiker-Kleiner und der Chef des Deutschen Krebsforschungszentrums, Michael Baumann, neu in das Gremium. Mit der Berufung der fünf neuen Mitglieder schärft die Charité ihr Forschungsprofil. Die fünf Personalien sollen an diesem Dienstag im Senat verkündet werden.

Insgesamt kontrollieren zehn Mitglieder den Vorstand

Aus dem Amt ausscheiden werden der Peter Jung, Eckard Nagel, Birgit Radow, Günter Stock und die ehemalige Gesundheitsministerin Ursula Schmidt. Insgesamt gehören dem Aufsichtsrat der Charité zehn Mitglieder an. Das sind qua Amt der Regierende Bürgermeister Michael Müller und Finanzsenator Matthias Kollatz und drei gewählte Kandidaten. Fünf Mitglieder werden durch das Land berufen.

Damit steht die Charité unter einer fast komplett neuen Leitung. Im vergangenen September hatte der langjährige Vorstandsvorsitzende Karl Max Einhäupl die Leitung des Universitätsklinikums abgegeben. Neuer Charité-Chef ist Heyo K. Kroemer. Gleichzeitig steht das renommierte Universitätsklinikum vor neuen Herausforderungen. So muss das Institut für Gesundheitsforschung (BIH) integriert werden. Dafür erhält die Charité jährlich 75 Millionen Euro vom Bund. Es ist die erste derartige Bundesförderung eines Instituts, das künftig unter dem Dach einer Universitätsklinik steht.

Institut für Gesundheitsforschung soll endlich zu einem echten Leuchtturm werden

Das BIH ist eine Wissenschaftseinrichtung für Präzisionsmedizin. Hier werden neue Ansätze für bessere Vorhersagen und neuartige Therapien entwickelt, um Menschen Lebensqualität zurückzugeben oder sie zu erhalten. Es wurde 2013 gegründet und sollte zu einem Leuchtturminstitut ausgebaut werden. Doch der Aufbau des Instituts stockte lange.

Die Charité gehört zu den größten und international renommiertesten Universitätskliniken. 3000 Krankenhausbetten, 15.000 Mitarbeitern, 280 Professoren, 7500 Studierenden, 152.000 stationären und fast 700.000 ambulanten Patienten jährlich – sowie 1,8 Milliarden Euro Budget.

Alles rund um Medizin ist für die Stadt Berlin sehr wichtig

Insgesamt spielt das Gesundheitscluster für Berlin eine große Rolle und gewinnt ständig an Bedeutung. Mit 360.000 Beschäftigten und 21.000 Unternehmen, die das gesamte Spektrum von Start-ups, kleinen und großen Unternehmen, Forschungsinstitutionen bis zum Universitätsklinikum Charité und zum Krankenhauskonzern Vivantes abdecken, spielt die Gesundheitswirtschaft in Berlin eine wichtige Rolle für die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt.