Oldenburg - Das Klinikum Oldenburg hat seine Leistungen im ersten Quartal gegenüber dem Vorjahr um 6,5 Prozent gesteigert. Das seien 1,8 Prozentpunkte mehr als im Wirtschaftsplan vorgesehen, teilte der Vorsitzende des Vorstandes, Rainer Schoppik, mit.

„Wir sind sehr gut ins neue Jahr gestartet“, sagte Schoppik der NWZ. „Bezogen auf das Leistungsniveau haben wir das wirtschaftlich sehr gute Jahr 2016 wieder erreicht.“ Positiv wirkten sich unter anderem die Neubesetzungen der Chefarztpositionen in der Allgemein- und Viszeralchirurgie sowie der Herzchirurgie aus.

Für das von der Corona-Krise geprägte zweite Quartal gibt Schoppik keine Prognose ab. Der kaufmännische Chef ist aber zuversichtlich, dass sich die wirtschaftliche Lage nicht schlechter entwickelt als im Wirtschaftsplan 2020 erwartet. „Ich gehe davon aus, dass das Ergebnis 2020 besser würde als der Plan, wenn wir nicht Corona hätten. Jetzt gehen wir davon aus, den Plan 2020 – trotz tollem erstem Quartal – noch zu erreichen.“

Durch die Anordnung des Landes, nur noch dringende medizinische Fälle zu behandel, entstehe dem Klinikum ein Umsatzverlust gegenüber dem Vorjahr in Höhe von rund 1,5 Millionen Euro pro Woche.

Der Bund habe zwar eine Kompensation für leere Betten zugesagt. Schoppik erwartet aber nicht, dass diese Summen die Ausfälle decken. Das Klinikum gehe derzeit von einem „hohen sechsstelligen Verlust pro Monat“ aus.

Um „Planungssicherheit zu behalten“ stehe das Klinikum in Gesprächen mit der Stadt über eine weitere Liquiditätshilfe. Die Trägerin soll, so ist vorgesehen, zusätzlich zu den bereits gewährten 39 Millionen Euro weitere zwölf Millionen Euro als Kredit zur Verfügung stellen. „Wir haben den bestehenden Kreditrahmen zwar noch nicht ausgeschöpft“, sagte der Vorstand. „Aber um für alle Eventualitäten abgesichert zu sein und die Planungssicherheit zu gewährleisten, ist diese Aufstockung nötig und sinnvoll.“ Er erwarte nicht, dass die Mittel „in Gänze“ benötigt würden.

KOMMENTAR Das Land ist in der Pflicht

Christoph Kiefer

Oberbürgermeister Jürgen Krogmann unterstützt die Ausweitung der Hilfen. „Das Klinikum unterstreicht gerade in der Corona-Krise seine Bedeutung. Uns sollten jetzt nicht die Hände zittern bei der Unterstützung.“ Die Pandemie habe die gute Entwicklung der ersten Monate unterbrochen. „Wir sorgen dafür, dass es nicht klemmt.“ Entsprechende Beschlüsse in den politischen Gremien seien für Mai geplant, sagte der OB. Stadt und Klinikum kämpften dafür, dass der Bund die Verluste durch die angeordnete Absage nicht dringender Behandlungen komplett ausgleiche.

Das Klinikum schreibt seit 2017 rote Zahlen und hat ein Sanierungsprogramm aufgelegt. Ziel ist es, das Haus bis 2022 wirtschaftlich fit zu machen. Die Stadt hat ihrem angeschlagenen Tochterunternehmen im Rahmen der Sanierung bereits mehrmals mit Krediten unter die Arme gegriffen. Ursache der Schieflage war vor allem die mangelnde Auslastung des Klinikums infolge hausinterner Personalquerelen und Vertrauensverlust bei Patienten und Zuweisern in Folge der Pflegemordprozesses. Dem Vorstand mit Rainer Schoppik, der 2019 an die Spitze des Klinikums rückte, und Dr. Christiane Stehle als Medizinischer Vorstand, die seit März im Amt ist, gelang es, das Haus wieder in ruhigere Fahrwasser zu führen.

Christoph Kiefer
Christoph Kiefer Reportage-Redaktion (Chefreporter)