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Bremer Klinikverbund Geno plant Abbau von 440 Stellen

Beim Bremer Klinikverbund Gesundheit Nord sollen bis 2024 Hunderte Stellen abgebaut werden. Mit diesen Plänen wird sich am 19. Februar der Aufsichtsrat des städtischen Unternehmens befassen.
06.02.2021, 05:00 Uhr
Lesedauer: 3 Min
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Geno plant Abbau von 440 Stellen
Von Jürgen Theiner

Beim städtischen Klinikverbund Gesundheit Nord (Geno) zeichnen sich die Umrisse eines Konzepts ab, mit dem die vier Häuser in Mitte, Ost, Nord und Links der Weser wirtschaftlich stabilisiert werden sollen. Geplant ist demnach ein Abbau von Arbeitsplätzen im Umfang von 440 Vollzeitstellen bis Ende 2024.

Da es bei der Geno unter den gegenwärtig rund 8000 Beschäftigten auch viele Teilzeitler gibt, könnte der Abbau zwischen 600 und 700 Arbeitnehmer betreffen. Angestrebt ist eine Reduzierung durch natürliche Fluktuation. Doch ob das ausreicht, ist keineswegs sicher. An den derzeit vier Standorten soll in jedem Fall festgehalten werden.

In zwei Wochen wird die Geschäftsleitung mit dem Aufsichtsrat der Geno über ein Strategiepapier diskutieren, das Grundlage für den bevorstehenden Sanierungsprozess sein soll. Gegenüber den Mitgliedern des Controlling-Ausschusses der Bürgerschaft hat die Vorsitzende der Geschäftsführung, Dorothea Dreizehnter, in vertraulicher Runde bereits die Eckpunkte ihrer Planungen umrissen.

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Geno will offenbar 44 Millionen Euro einsparen

Die neue Chefin, die im September vergangenen Jahres ihren Dienst antrat, nannte dabei ein Einsparvolumen von 44 Millionen Euro, das durch die Reduzierung des Personals erreicht werden soll. Der Pflegebereich würde von den Abbauplänen verschont, gehen sollen vor allem Ärzte, Verwaltungspersonal und Beschäftigte in nicht-medizinischen Bereichen wie etwa den Großküchen des Klinikverbundes. Gegenwärtig werden noch an jedem Standort die Mahlzeiten für die Patienten zubereitet. In Zukunft soll es offenbar zentralisierte Strukturen geben.

Als Nahziel der Geschäftsführung gilt die Wiedergewinnung von Umsätzen, die im Zuge der Corona-Pandemie verloren gegangen sind. In 2020 galt zwischen März und Mai ein Verbot planbarer Operationen und sonstiger Behandlungen, sofern eine Verschiebung medizinisch vertretbar war. Auf diese Weise sollten Betten für Covid-Patienten freigehalten werden. Doch auch danach blieben viele Patienten den Kliniken aus Angst vor Ansteckung fern.

Unterm Strich verlor die Gesundheit Nord dadurch im Vergleich zu 2019 über elf Prozent ihrer Erlöse. Noch ist nicht klar, wie lange Corona auch in diesem Jahr auf den Umsatz drückt, doch die Geschäftsleitung setzt offenbar auf eine baldige Erholung.

Gegenüber dem WESER-KURIER wollte die Geno-Spitze am Freitag nicht zu ihren Plänen Stellung nehmen. Vor der Aufsichtsratssitzung am 19. Februar werde man sich „nicht im Detail äußern“, sagte die Sprecherin des Klinikverbundes, Karen Matiszick.

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Geno: Betriebsrat mahnt Augenmaß bei Stellenabbau an

Dass es der Geno wirtschaftlich schlecht geht und unternehmerischer Handlungsbedarf besteht, liegt auf der Hand. Die zu 100 Prozent der Stadt gehörende Gesundheit Nord hatte im vergangenen Jahr einen Verlust von rund 46 Millionen Euro zu bilanzieren. In diesem Betrag sind corona-bezogene Ausgleichszahlungen des Bundes bereits enthalten. Damit hätte die Gesundheit Nord auch ohne Corona ihr ursprünglich angepeiltes Ziel verfehlt, das Minus auf 20 Millionen Euro zu begrenzen. Die Stadt gewährte im Januar weitere Liquiditätshilfen, andernfalls hätte zum Ende des laufenden Quartals Insolvenzgefahr bestanden.

Die Frage wird nun sein, in welchem Maße es der Geno-Führung gelingt, die Beschäftigten auf dem rigiden Sparkurs mitzunehmen. Schließlich wird von einer schrumpfenden Belegschaft verlangt, die Umsätze wieder anzukurbeln. Schon der zuletzt angekündigte Abbau von gut 90 Stellen hatte Kritik hervorgerufen.

Der Betriebsratsvorsitzende des Klinikums Mitte, Manfred Kölsch, sah keinen Spielraum für einen Abbau im ärztlichen Bereich: „Tatsache ist, dass die meisten Ärztinnen und Ärzte im Durchschnitt mehr als 45 Stunden pro Woche arbeiten und zusätzlich viele Überstunden ableisten“, so Kölsch. Der Betriebsratsvorsitzende des Klinikums Ost, Markus Rohdenburg, sitzt für die Arbeitnehmerseite im Geno-Aufsichtsrat. Er wendet sich nicht strikt gegen einen Personalabbau, mahnt aber Augenmaß an. „Wir müssen arbeitsfähig bleiben“, so Rohdenburg. Deshalb seien in der Geno auch strukturelle Veränderungen nötig, um vernünftige Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten zu erhalten. „Wir sind da jetzt alle mit Ideen gefragt“, meint der Arbeitnehmervertreter.

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