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Krankenhäuser Sachsen-Anhalt verweigert Klinik-Schließung

Sachsen-Anhalt hat seine Krankenhausplanung bis 2021 festgezurrt. Fast alle Standorte bleiben erhalten, aber: Es gibt Strukturänderungen.

Von Alexander Walter 21.11.2019, 00:01

Magdeburg l Geht es nach Sachsen-Anhalts Klinik-Planern wird das Land wenigstens bis 2021 weiter 47 Klinik-Standorte haben. Gegenüber dem aktuellen Stand sinkt die Zahl nur um ein Haus. Grund: die Zusammenlegung der benachbarten Ameos-Kliniken für Allgemeinversorgung und Psychiatrie in Haldensleben.

So steht es in einer Vorlage des Sozialministierums, über die nächste Woche das Kabinett berät. Das Papier liegt der Volksstimme vor. Trotz Erhalt aller Standorte sind Strukturänderungen geplant: Für gleich sechs Städte geben die Planer grünes Licht für neue Tageskliniken in der Psychotherapie.

Einrichtungen für Erwachsene sind demnach in Gardelegen, Gommern, Köthen und Weißenfels vorgesehen. Jeweils eine Tagesklinik für Kinder- und Jugendliche soll in Zeitz und Quedlinburg entstehen. Hintergrund sei der hohe Bedarf, schreibt die Behörde der für die Krankenhäuser zuständigen Ministerin Sozialministerin Petra Grimm-Benne (SPD). Die Einrichtungen sollen in Kooperationen mit nahen Fachkliniken wie dem Salus-Landeskrankenhaus Uchtspringe (Landkreis Stendal) errichtet werden.

Mit dem Ausbau einher geht ein Abbau bei Gynäkologie und Geburtshilfe sowie Kinder- und Jugendmedizin. Wegen sinkender Fallzahlen sind in Haldensleben, Zerbst und Weißenfels Reduzierungen geplant, heißt es.

Die fünf Halleschen Kliniken sollen künftig verbindlich kooperieren. Die Gesetzlichen Krankenkassen haben für die Händelstadt eine Überversorgung ausgemacht. Neu im Süden ist auch eine Kooperation zwischen dem zertifizierten Krebszentrum der Universitätsmedizin Halle und dem Onkologischen Spitzenzentrum der Berliner Charité einerseits sowie zwischen der Universitätsmedizin und den drei kleineren Krebstherapie-Zentren Martha-Maria-Krankenhaus Halle-Dölau, Elisabeth-Krankenhaus und Sankt Barbara. Sie sollen so bei der Behandlungsqualität in die höchste Liga aufsteigen.

Laut Sozialministerium soll auch die Uniklinik Magdeburg einbezogen werden.

Wegen neuer Auflagen bei OP-Zahlen und Personalausstattung in pflegeintensiven Bereichen ab 2020 sind offenbar mehrere Träger mit ihren Wünschen bei der Planung durchs Raster gerutscht. „Eine Vielzahl der Anträge wurde nicht bestätigt, da die Qualitätsvoraussetzungen nicht erfüllt wurden“, schreiben die Verfasser. Am empfindlichsten getroffen hat es die Paul-Gerhardt-Diakonie Wittenberg. Das 335 Betten zählende Haus, das bislang als Schwerpunktversorger geführt wird, soll künftig nur noch der Grundversorgung dienen.

Beschlossen ist die Klinik-Planung noch nicht. Am Dienstag soll sie zur Beratung ins Regierungskabinett gehen. Im Vorfeld hatten vor allem die Kassen für eine stärkere Konzentration und Spezialisierungen geworben. Die Linie passt zur Position der Bundespolitik: Durch immer höhere Auflagen zielt sie auf eine Senkung der Klinik-Standorte ab. Erst im Juli hatte die Bertelsmann-Stiftung empfohlen, die Zahl der Kliniken im Bund von knapp 1400 auf unter 600 zu senken. Durch steigende Qualität sei das zum Wohl der Patienten. Parallel würden Kosten gesenkt.

Die Krankenhausplanung ist Grundlage für Landes-Investitionen in Gebäude und Technik der Kliniken. Im europäischen Vergleich leistet sich Sachsen-Anhalt ein sehr dichtes Klinik-Netz. Standortschließungen hatte Ministerin Grimm-Benne dennoch stets abgelehnt. Pläne der Ministerin, die Position durch die Aufstockung der Klinik-Investitionsmittel von knapp 49 auf mehr als 100 Millionen Euro zu untersetzen, lehnte das Finanzministerium ab.