Fürstenfeldbruck:Schwarze Null

Die Kreisklinik kommt besser als gedacht durch das Pandemiejahr 2020 - auch weil Ausgleichszahlungen ein Defizit verhindern. Ein Drittel der Corona-Patienten, die das Krankenhaus in der dritten Welle aufnimmt, landet auf der Intensivstation

Von Heike A. Batzer, Fürstenfeldbruck

Das Klinikum Fürstenfeldbruck kommt wohl mit einem blauen Auge aus der Pandemie und kann zumindest das Jahr 2020 mit einer "schwarzen Null" abschließen. Grund dafür ist auch "der Rettungsschirm, mit dem die Politik gerade noch rechtzeitig auf die finanzielle Not der Krankenhäuser reagiert hat", schreibt Klinikchef Alfons Groitl in der aktuellen Ausgabe des Krankenhausmagazins Visavis. Im vergangenen Oktober hatte Groitl noch ein Defizit von 1,4 Millionen Euro für 2020 befürchtet.

"Trotz erheblicher Einschnitte hat unser Kommunalunternehmen das erste Pandemiejahr besser abgeschlossen als erwartet", kann Groitl, der seit 2017 als Vorstand für das Kommunalunternehmen Kreisklinik und das Seniorenheim Jesenwang verantwortlich ist, nun verkünden. Die Vorgaben für die Krankenhäuser hatten sich im Laufe des Jahres 2020 mehrmals geändert. Der Verlauf sei deshalb nicht absehbar gewesen, "unter anderem auch, weil es kein vergleichbares Vorgehen bis dahin gegeben hat", sagt Groitl auf Anfrage der SZ. Die Corona-Pandemie stellte die Krankenhäuser vor große Herausforderungen. Zeitweise wurden sie angehalten, Plätze für Patienten mit Covid-19 freizuhalten. Auch planbare Operationen wurden verschoben. Dafür gab es Ausgleichszahlungen, auch für das Jahr 2021.

FÜRSTENFELDBRUCK:  Intensivstation im Klinikum Fürstenfeldbruck

Die Brucker Intensivstation war in den Corona-Wellen fast immer ausgelastet.

(Foto: Leonhard Simon)

Groitl äußerte sich zuversichtlich, dass das Fürstenfeldbrucker Klinikum "mit steigender Impfquote bald zu einem planbareren Krankenhausalltag zurückkehren" könne. Inzwischen sind die Infektionszahlen im Landkreis deutlich gesunken. Seit Mitte Juni werden Zahlen im niedrigen einstelligen Bereich gemeldet, dreimal - unter anderem am Freitag - sogar überhaupt keine Neuinfektion mit dem Sars-CoV-2-Virus. Laut Intensivregister befand sich am Freitag nur noch eine Person mit Covid-19 im Brucker Krankenhaus auf der Intensivstation. Die Patientin, die beatmet wird, ist nach Angaben der Klinik bereits seit gut einem Monat in Behandlung und befindet sich auf dem Weg der Besserung. Geplant ist, sie in den nächsten Tagen auf die Normalstation zu verlegen.

Der positive Effekt rückläufiger Infektionszahlen erreichte die Kreisklinik erst mit zeitlicher Verzögerung. "Die Patienten kommen zumeist erst in die Klinik, wenn die Infektion bereits ein bis zwei Wochen zurückliegt", erläutert der Klinikchef. 32 von 96 Personen, die die Brucker Klinik seit Anfang März wegen Covid 19 behandelte, lagen zeitweise auf der Intensivstation. Dort mussten sie zwischen einigen Tagen und zwei Monaten bleiben. Der jüngste Patient war 35 Jahre alt, der älteste 93. Das Durchschnittsalter sank damit auf 61 Jahre, es lag zuvor bei 68 Jahren. Den absoluten Höchststand an Corona-Patienten meldete die Klinik im Dezember 2020.

Fürstenfeldbruck: Klinikchef Alfons Groitl ist froh, dass ein Defizit vermieden wurde.

Klinikchef Alfons Groitl ist froh, dass ein Defizit vermieden wurde.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Die Intensivstation der Klinik ist auch in normalen Zeiten gut ausgelastet. Zwölf Plätze standen zuletzt zur Verfügung, auch derzeit sind elf davon belegt. Die Station kann bei Bedarf auch auf 15 Plätze erweitert werden, die zwölf Plätze aber reichten Groitls Angaben zufolge aus.

Zwischenzeitlich sind die Auswirkungen der Impfkampagne zu spüren: bei den Klinikmitarbeitern, die zuletzt fast nur noch wegen Quarantänemaßnahmen ihrer Kinder ausfielen, sowie bei den Patienten, deren Gesamtzahl zuletzt niedriger war als in der zweiten Welle. Im laufenden Jahr profitierte die Klinik auch davon, dass sich die organisatorischen Prozesse des Krisenmodus' eingespielt haben: Es gibt einen mittlerweile etablierten Krisenstab, und bei Corona-Tests für Mitarbeiter und Patienten hat sich eine Routine entwickelt. Auch Materialmangel wie in der ersten Welle war nicht mehr zu beklagen.

Frühzeitig hatte sich die Klinik für schnellstmögliches Impfen und strenge Hygienemaßnahmen entschieden. Die Herausforderungen habe man nur meistern können, "weil nahezu alle an einem Strang gezogen haben und auch das abteilungsübergreifende Einspringen und Unterstützen problemlos und kurzfristig funktioniert hat", betont Groitl: "Dafür sind wir unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern dankbar."

Die strengen Maßnahmen, die viele Einschränkungen für Bewohner und Besucher bedeuteten, galten auch für das zur Kreisklinik gehörende Seniorenheim in Jesenwang, das keinen einzigen Corona-Fall verzeichnete. Die drastische Verringerung von Kontakten nach außen und die strengen Hygienevorgaben wie das Tragen des Mundschutzes "haben sicherlich zu dem erfreulichen Verlauf beigetragen", ist sich Groitl sicher. Er ist sich aber auch bewusst, dass die Auflagen und Besuchsverbote "gewiss eine große Zumutung darstellten". Die Mitarbeiter im Seniorenheim seien von Anfang an vorsichtig im Umgang mit den Bewohnern gewesen und hätten auch bei den Besuchern keine Ausnahmen bei den Hygienevorgaben zugelassen. Das führte freilich auch zu Unmut. "Dies hat nicht jedem gepasst", erinnert sich Groitl, auch Hausverbote mussten deshalb ausgesprochen werden. Aber auch die überschaubare Größe der Einrichtung habe die Sache leichter gemacht, "und ein bisschen Glück gehört auch dazu". Mittlerweile sind wieder mehrere Besucher pro Tag und Bewohner möglich, allerdings nur jeweils ein Besucher pro Zimmer. Auch in der Kreisklinik können Patienten seit Mitte Juni täglich zwei Besucher - nacheinander oder gleichzeitig - für eine Stunde empfangen.

Trotz Pandemie hat die Klinik in den vergangenen Monaten investiert, nach viermonatiger Bauzeit ist der Umbau der Zentralsterilisation abgeschlossen. Die Baumaßnahme kostete nach Angaben der Klinik eine sechsstellige Summe. Dabei wurden zwei Dampfsterilisatoren, die dafür sorgen, dass Operationsbesteck und chirurgische Instrumente keimfrei gemacht werden, ausgetauscht. Bei laufendem Betrieb war das für die Klinik ein organisatorischer Kraftakt - aber notwendig. "Damit stellen wir sicher" sagt Groitl, "dass wir auch künftig zuverlässige Hygienestandards und damit umfassende Patientensicherheit gewährleisten können".

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