Inchenhofen
Ärger über leere OP-Säle

Aichachs Bürgermeister hält Umstrukturierung der Krankenhäuser für den falschen Weg

12.08.2019 | Stand 23.09.2023, 8:10 Uhr
Das neue Aichacher Krankenhaus wird zunehmend zu einem politischen Zankapfel. Aichachs Bürgermeister Klaus Habermann (SPD) kritisierte die Umorganisation der Kliniken an der Paar nun scharf. −Foto: Berndt Herrmann

Inchenhofen/Aichach (SZ) Der Aichacher Bürgermeister Klaus Habermann (SPD) hat bei der Eröffnung der Wanderausstellung "Der letzte Aichacher" in Inchenhofen scharfe Kritik an der Umorganisation der Kliniken an der Paar und an der Geschäftsführung geübt.

Nun legte er im Gespräch mit unserer Zeitung noch einmal nach.

"Wenn ich im modernsten Krankenhaus Europas künftig nicht einmal mehr meinen Blinddarm operieren lassen kann und wenn, daraus resultierend, topmoderne OP-Säle leer stehen, dann kann das nicht zielführend sein", sagte er bei seinem Grußwort zur Eröffnung der Ausstellung, die sich mit der geschlossenen Geburtshilfe in Aichach beschäftigt.

Wie bereits mehrfach berichtet, soll die schwierige Situation der Kliniken mit einem erwarteten Defizit von elf Millionen Euro in diesem Jahr dadurch bewältigt werden, dass in den beiden Häusern in Aichach und Friedberg Schwerpunkte gebildet werden. Die sollen in Aichach die Gastroenterologie und die Kardiologie sein, auch die Gefäßchirurgie soll dort bleiben. Das hat unter anderem die Konsequenz, dass nur noch in einem der drei OPs des 50-Millionen-Neubaus operiert wird.

Auch wenn Landrat Klaus Metzger (CSU) und die Klinik-Geschäftsführung betonen, dass es sich nur um erste Schritte zu einer Konsolidierung handele, glaubt Habermann nicht, dass das der richtige Weg ist. Nach der Geburtsstation, die gar nicht erst eröffnet wurde, stünden nun zwei moderne OP-Säle leer - "das ist nicht zielführend", sagt er und bezweifelt, dass die Rechnung betriebswirtschaftlich aufgeht. Statt medizinische Leistungen aus Aichach abzuziehen, sollte man sich die Frage stellen, warum die Patientenzahlen zurückgegangen seien - das sei der Hauptgrund für das hohe Defizit. Bekanntlich können in Aichach nicht alle Betten belegt werden, weil das Pflegepersonal fehlt. Zwar kämpfen auch andere Kliniken mit dem Fachkräftemangel bei Pflege und Ärzten, in Aichach sei das aber auch ein "hausgemachtes Problem". Habermann wirft Geschäftsführer Krzysztof Kazmierczak gravierende Defizite bei der team- und mitarbeiterorientierten Führung vor. Die beschlossenen Maßnahmen hält er nur für ein "politisches Signal" und Aktionismus.

Er wiederholte auch seinen Vorwurf, dass es gar nicht das Ziel gewesen sei, die Geburtsabteilung in Aichach zu eröffnen, stattdessen hätte die Geschäftsführung immer auf eine Hauptabteilung für Geburtshilfe gesetzt - die es mittlerweile in Friedberg gibt.

Für Habermann ist aber klar, dass "Aichach nicht der Blinddarm von Friedberg sein kann". Angesichts des unterschiedlichen Einzugsgebietes könnten beide Häuser auch ohne die Umorganisation bestehen. "Wir haben gutes Personal und in Aichach wird gute Medizin gemacht", betonte Habermann im Gespräch. Zusammen mit seinen Kollegen in der Region, etwa Inchenhofen, Kühbach oder Pöttmes, wolle er weiter um das Krankenhaus kämpfen. Die Ablösung des Geschäftsführers forderte er nicht direkt, sagte aber: "Wenn man in der Wirtschaft das Defizit innerhalb eines Jahres verdoppelt, würde das nicht ohne Konsequenzen bleiben. "

Berndt Herrmann