In Schieflage: Das Zollernalb-Klinikum hat im vergangenen Corona-Jahr 8,5 Millionen Euro Verlust eingefahren. Das ist deutlich mehr als in den Jahren davor. Foto: Maier

Einen Verlust in Höhe von rund 8,5 Millionen Euro weist der Jahresabschluss 2020 des Zollernalb-Klinikums aus, der dem Kreistag in dessen Sitzung am Montag, 19. Juli, vorliegen wird. Das Ergebnis hat sich gegenüber 2019 um 3,1 Millionen Euro verschlechtert.

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Zollernalbkreis - Als einen der Gründe nennt die Kreisverwaltung die Corona-Pandemie, die zu einer Reduzierung der Fallzahlen geführt habe. Es seien planbare Operationen abgesagt oder verschoben worden, heißt es, aufgrund von Furcht vor einer Corona-Ansteckung im Krankenhaus. Auch habe sich die Berechnungsgrundlage bei der Pflege verändert.

Die Geschäftsleitung des Klinikums habe mit Maßnahmen zur Kostenreduzierung reagiert wie Einkauf durch eine regionale Genossenschaft oder Strombezug über die Energiebörse. Doch auch diese Einrichtung bekam laut Landratsamt zu spüren, dass der Bezug von medizinischen Artikeln von weit entfernten Lieferanten problematisch werden kann. Daraus habe sich eine verstärkte Vorratshaltung an Materialien ergeben, aber auch eine deutliche Kostensteigerung.

Niedrigere Auslastung

Die durchschnittliche Verweildauer in beiden Häusern des Klinikums hat sich 2020 reduziert und lag bei 5,96 Tagen. Die Auslastung der 450 Betten betrug laut Statistik im vergangenen Jahr nur noch 68 Prozent – im Jahr zuvor waren es 79 Prozent.

Doch durch Vereinbarungen mit niedergelassenen Ärzten in den Bereichen Neuro- und Fußchirurgie sowie im Bereich der Orthopädie seien am Standort Balingen die OP-Fallzahlen weiter auf einem hohen Niveau gehalten worden. Zum 1. März 2020 seien drei gynäkologische kassenärztliche Sitze in das MVZ Albstadt (Medizinisches Versorgungszentrum) und ein halber kassenärztlicher Sitz der Kinder- und Jugendmedizin in das MVZ Balingen übernommen worden.

Die betrieblichen Erträge sind nach Angaben des Landratsamts um 12,51 auf 109,13 Millionen Euro angestiegen. Gleichzeitig sind die betrieblichen Ausgaben im gleichen Zeitraum um 16,05 auf 118,31 Millionen Euro angestiegen.

Für den stark angewachsenen Fehlbetrag macht die Behörde Kosten der Covid-19- Pandemie von 2,83 Millionen Euro verantwortlich, für die keine entsprechende Gegenfinanzierung, insbesondere auch für die Schutzmaßnahmen der ersten Phase, erfolgt ist. Es zeichne sich jedoch ab, dass die politischen Gremien noch nachbessern werden könnten, hofft das Landratsamt.

Beim Betriebsergebnis werde weiterhin deutlich, dass die gesetzlichen Maßnahmen, die Festlegung der Vergütung, sowie auch problematische Leistungsentwicklungen gravierende Auswirkungen für das Zollernalb-Klinikum hätten.

Die wichtigsten Einnahmearten könnten nicht gewährleisten, dass die laufenden Kosten abgedeckt werden. Daraus ergebe sich eine allenfalls eingeschränkte Resilienz als Reaktion auf Veränderungen. Diese zu stärken werde ein maßgebliches Ziel des Jahres 2021 sein.

Hohe Personalkosten

Auf der Plus-Seite stehen höhere Erlöse aus stationären Leistungen. Ursache seien "deutlich höhere Einnahmeerwartungen aus der Finanzierung des Pflegebudgets, deren vorsichtige Kalkulation unter dem Vorbehalt der Bestätigung durch die Budgetverhandlungen steht".

Im stationären Leistungsgeschehen seien durch die Ausgleichszahlungen im Rahmen der Rettungsschirme auf das noch zu vereinbarende Krankenhausbudget Liquiditätsengpässe vermieden worden.

Schwierige Verhandlungen erwartet die Klinikleitung beim Pflegebudget. Der Personalaufwand beträgt 77,71 Millionen Euro und damit gegenüber dem Vorjahr eine Steigerung von 6,53 Millionen (9,17 Prozent). Unter Berücksichtigung der Aufwendungen für Leihärzte von rund einer Million Euro, für fremde Pflegedienste 298 000 Euro und den Abzügen durch Lohnfortzahlungen von 969 000 Euro ergibt sich laut Klinikum ein Personalaufwand von insgesamt 78,04 Millionen Euro. Wesentliche Anteile der Personalkostensteigerung, neben den Lohnerhöhungen, ergeben sich aus den Covid 19-Prämien und tarifgebunden Zulagen. Gegenüber dem Vorjahr wurden 29,35 Stellen mehr besetzt. Im Jahresdurchschnitt 2020 waren rechnerisch 940,06 Vollzeitkräfte beschäftigt.

Der Materialaufwand beziffert sich abzüglich der Kosten für Leihärzte und fremde Pflegedienste auf 28,61 Millionen Euro. Damit liegt gegenüber dem Vorjahr eine Steigerung von 6,19 Millionen Euro vor, die einem Anstieg um 27,76 Prozent entspricht.

Mehraufwand durch Schutzkleidung

Der Mehraufwand entstand im Wesentlichen durch die Pandemie-bedingten Steigerungen der Kosten für persönliche Schutzkleidung (1,23 Millionen Euro im Bereich des Verbrauchsmaterials), für externe Sicherungsdienste und begleitende Maßnahmen in der ersten Pandemiephase (1,36 Millionen Euro), sowie durch zusätzliche externe Labor-Untersuchungen, die erst in der Folge der Pandemie mit zusätzlichen Erlösen abgedeckt wurden.

Die Gesamtkosten für Pandemie-bedingte Maßnahmen, für die es keine direkten Kostenzusagen gibt, belaufen sich auf 2,83 Millionen Euro. Das Klinikum musste etwa 200 mobile Arbeitsplätze einrichten, damit die Beschäftigten im Home-Office tätig sein konnten.