Trotz Pandemie: Vorläufiges Aus für Krankenhaus-Neubau

Bad Oeynhausen. Der Neubau des Krankenhauses Bad Oeynhausen rückt in weite Ferne. Der Grund: "Das Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales (MAGS) beurteilt den Antrag auf Förderung eines Krankenhausneubaus in Bad Oeynhausen als wenig aussichtsreich. Kreisverwaltung und Mühlenkreiskliniken stehen deshalb nun in Dialog mit dem MAGS, um den Antrag so anzupassen, dass eine Förderung doch noch möglich wird", teilte Kreissprecher Florian Hemann am Mittwochabend mit. Den Förderantrag für den Krankenhausneubau hatten die Mühlenkreiskliniken (MKK) im Frühjahr 2020 gestellt (die NW berichtete exklusiv). Stichtag für die Antragstellung war der 31. Mai. Neben dem Antrag der Mühlenkreiskliniken liegen dem Land noch 26 weitere Anträge vor, teilt die Pressestelle des Landes seinerzeit mit. Kosten für Neubau werden auf 100 bis 120 Millionen Euro geschätzt Erstmals öffentlich gemacht hatte die NW die Pläne der MKK, in Bad Oeynhausen ein neues Krankenhaus zu bauen und darin die Auguste-Viktoria-Klinik und das Krankenhaus zusammenzuführen, im Juli 2017. Und bereits damals hatte der MKK-Vorstandsvorsitzende Olaf Bornemeier deutlich gemacht, dass die Finanzierung grundsätzlich anders gestaltet sein müsse als beim Bau des Johannes-Wesling-Klinikums. Den 280 Millionen Euro teueren Bau des Mindener Klinikums hatten die MKK zu 75 Prozent über Kredite finanzieren müssen. Um diesen Schuldenberg abzuarbeiten, wird der Gesundheitskonzern noch Jahre brauchen. Die Kosten für den Neubau in Bad Oeynhausen werden auf 100 bis 120 Millionen Euro geschätzt. Anfang 2020 hatte der Verwaltungsrat der Mühlenkreiskliniken grundsätzlich beschlossen, sich für den Neubau eines Krankenhauses Bad Oeynhausen und die Zusammenlegung mit der Auguste-Viktoria-Klinik stark zu machen. 400 Betten soll der Neubau vorhalten. Kooperation mit dem Herz- und Diabeteszentrum NRW Als Standort werden Flächen neben dem Krankenhaus favorisiert – auch, um damit die enge Kooperation mit dem Herz- und Diabeteszentrum fortsetzen zu können. Einer der Eckpfeiler der Kooperation: Pro Jahr werden etwa 50 Kinder mit angeborenen Herzfehlern im Krankenhaus Bad Oeynhausen entbunden, die dann im Herzzentrum unmittelbar operiert oder intensivmedizinisch versorgt werden. Das MAGS begründet die aktuelle Entscheidung damit, dass im direkten Vergleich zu anderen Anträgen ein Missverhältnis zwischen Antragssumme und Strukturveränderung auffalle. Wesentliche Voraussetzung für die Förderung wären der Abbau von Betten im Gesamtunternehmen und weitere Umstrukturierungen. Anna Katharina Bölling bedauert diese Einschätzung sowohl als Landrätin des Kreises Minden-Lübbecke als auch als Verwaltungsratsvorsitzende der Mühlenkreiskliniken und setzt nun auf eine zweite Antragsphase zum Krankenhausstrukturfonds. Diese wird das MAGS voraussichtlich Ende diesen Jahres durchführen. Landrätin Bölling sieht gerade aufgrund der Stellung als Kurstadt und Standort des Herz- und Diabeteszentrums großen Bedarf für ein modernes Krankenhaus in Bad Oeynhausen. Landrätin: "Kliniken zeigen in der aktuellen Krise deutlich, wie wichtig sie sind" &bdquo;Unsere Kliniken zeigen in der aktuellen Krise deutlich, was wir an ihnen haben und wie wichtig sie sind", sagt Bölling im Nachgang zur Sitzung des Verwaltungsrates der Mühlenkreiskliniken am Mittwoch. &bdquo;Minden-Lübbecke zeichnet sich durch professionelle und wohnortnahe Krankenhäuser aus, darauf können wir uns jedoch nicht ausruhen. Der gesamte medizinische Bereich steht auch bei uns im Kreis mehr und mehr vor gewaltigen Herausforderungen. Dies sind neben dem Fachkräftemangel insbesondere hohe Investitionsbedarfe in den einzelnen Standorten. Wir müssen unsere Gesundheitsversorgung deshalb langfristig auf sichere Beine stellen. Das ist eine der wichtigsten Aufgaben der kommenden Jahre", so die Landrätin. Sie setze dabei auf einen breit angelegten, offenen Dialog. &bdquo;Wir müssen bei der Weiterentwicklung unserer Kliniken zur Sicherstellung der wohnortnahen medizinischen Versorgung auf ein Mehr an Transparenz und Beteiligung setzen. Mir ist es deshalb wichtig, dass wir sowohl im Verwaltungsrat als auch im Kreistag offener kommunizieren und mehr informieren. Außerdem müssen die Städte und Gemeinden in diesen Prozess eingebunden werden", so Bölling weiter. Bis 2022 stellt der Bund jährlich bis zu 500 Millionen Euro für die Verbesserung der Krankenhausstrukturen zur Verfügung – so der Stand im vergangenen Sommer. Dem Land Nordrhein-Westfalen stehen – entsprechend der für die Länder vorgesehenen Quotierung – pro Jahr rund 105 Millionen Euro zu. Zentrale Voraussetzung für die Inanspruchnahme dieser Mittel ist die Kofinanzierung durch das Land in gleicher Höhe. Somit stehen in NRW jährlich rund 210 Millionen Euro zur Verfügung, wobei sich die Förderung für ein Projekt über mehrere Jahre erstreckt. Krankenhausträger wie die Mühlenkreiskliniken müssen sich mit einem zehnprozentigen Eigenanteil an den Gesamtausgaben ihrer Bauvorhaben beteiligen. Die Stadt Bad Oeynhausen ist – wie mehrfach berichtet – an der Finanzierung des neuen Krankenhauses nicht beteiligt.

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