Wesel. Das Virus hat 2020 das Weseler Krankenhaus fest im Griff gehabt. Die Krise ist gemeistert und das Haus hat viel vor.

Für das Evangelische Krankenhaus Wesel war 2020 eine Herausforderung - eine, die vor allem im Anfang sehr belastend war. "Da habe ich in Gesichter geschaut, die habe ich noch nicht gesehen", berichtet Geschäftsführer Heino ten Brink. Das war zu Zeiten, als Bilder aus den völlig überforderten Krankenhäusern Italiens über die Bildschirme gingen - Sorge machte sich breit. Inzwischen ist das EVK-Team krisenerprobt und zuversichtlich, obschon ten Brink für 2021 wirtschaftlich spürbare Folgen erwartet: zehn bis zwölf Prozent weniger Patienten habe es im Schnitt 2020 gegenüber dem Vorjahr gegeben, im Frühjahr gar minus 40 Prozent.

Nach der Phase der ständig wechselnden Vorgaben, der Zeit der Hygienekonzepte mit und ohne Maske, in der das EVK innerhalb von 24 Stunden eine zweite Intensivstation mit acht Betten und Beatmungsgeräten auf die Beine gestellt habe, in der die Sorge um Schutzmaterial und das erste Besucherverbot auch in den Altenheimen griff, ist eine Art Routine eingetreten. "So grundsätzlich wie in der ersten Welle schränken wir soziale Kontakte nicht mehr ein", sagt ten Brink. "Junge Menschen können auch mal vier Tage ohne Besuch leben, für die alten und schwer Kranken aber sind soziale Kontakte sehr wichtig." Er betont: Patienten und Bewohner seien sicher.

Die Sorge um die Mitarbeiter blieb unbegründet

Zwar waren im vergangenen Jahr rund 20 Mitarbeiter in Quarantäne. Aber: "Es gab keinen schweren Verlauf - das war anfangs eine unserer großen Sorgen", sagt der Ärztliche Direktor Dr. Malte Mazuch, "die Überlegung, dass jemand nicht wieder zurück kommen könnte". Das ist dem Krankenhaus und seinem Team erspart geblieben.

Für seine Mitarbeiter hat das Evangelische Krankenhaus inzwischen ein Impfzentrum im Haus eingerichtet, vom 18. Januar an soll dort geimpft werden. "Das ist eine echte Erleichterung", sagt der Geschäftsführer. Wer acht Stunden am Tag infizierte Menschen pflegt, sorgt sich. "Dann gehen viele Ängste weg." Bereits in der kommenden Woche werden die Menschen im Christophorus-Haus, Haus Kiek in den Busch und dem Willibrordi-Heim geimpft, so ist der Plan. Selbst durfte das Evangelische Krankenhaus das nicht tun, obwohl es naheliegend gewesen wäre. Ten Brink kommentiert das nicht.

Aus- und Umbaupläne für das laufende Jahr

Doch neben der Bewältigung des Corona-Geschehens gibt es weitere Themen im EVK: Es soll weiter angebaut werden, die neue Endoskopische Abteilung wird ihren Neubau im Park hinter der Cafeteria auf der Ebene der OP-Räume bekommen. Die Planung dafür steht in diesem Jahr an. Der zweite Bauabschnitt der Intensivstation, eine wegen Corona aufgeschobene Investition, ist für die zweite Jahreshälfte vorgesehen. Und die in die Jahre gekommenen Stationen im Trakt vier sollen saniert werden - allerdings stehen dafür in diesem Jahr nur die Vorbereitungen an. Dagegen ist der Umbau der Gynäkologie und des Brustzentrums mit einer neuen Ambulanz in vollem Gange und soll bis März/April fertig sein. In Sachen Altenheim und Hospiz plant das EVK mit einer Fertigstellung im Jahr 2022.

Ein medizinisches Projekt im angefangenen Jahr ist es, das Wundzentrum in der Allgemeinen Chirurgie zu zertifizieren. Der Leidensdruck in diesem Bereich ist groß, wie Dr. Mazuch berichtet: Menschen mit diabetischen Hautveränderungen bedürfen häufig monatelanger Behandlung. "Wir haben Wundschwestern speziell ausgebildet und eingesetzt", erläutert Mazuch. Die Leidensgeschichten dieser Menschen gingen häufig bis hin zur Immobilität, weil Wunden oft an den Füßen und Beinen auftreten. Die Zertifizierung soll dafür sorgen, die Qualifikation des EVK in diesem Bereich bekannter zu machen, so dass niedergelassene Ärzte gezielt ans EVK überweisen.

Das EVK 2020 in Zahlen

Knapp 13.500 Patienten wurden stationär behandelt, im Vorjahr waren es 15.200. Im Durchschnitt verbringen die Patienten statistisch gesehen 6,1 Tage im Krankenhaus. Hinzu kommen rund 35.200 ambulante Kontakte. Zum Unternehmen gehört nicht nur das Krankenhaus, auch Pflegeheime, ambulante Dienste, Medizinische Versorgungszentren und das Visalis Therapiezentrum. Knapp 1300 Menschen arbeiten im Unternehmen. Pflegedirektor Jörg Rebhun setzt verstärkt auf Ausbildung von Fachkräften, Arzthelferinnen und Pflegeassistenten.

Und noch etwas ist neu: Die gynäkologische Praxis Miteinander ist nun Medizinisches Versorgungszentrum Gynäkologie des Evangelischen Krankenhauses. Sie zieht derzeit aus dem Hochhaus an der Dinslakener Landstraße aus und wird in der zweiten Januarwoche im Ärztehaus am Kaiserring 23 praktizieren.

Ein Thema beschäftigt viele Menschen, wenn es darum geht, dass 'planbare Operationen verschoben werden': Notwendige OPs, beispielsweise von Krebspatienten, werden und wurden nicht geschoben. Das versichern Geschäftsführer und Ärztlicher Direktor des Evangelischen Krankenhauses. Und sie ermuntern die Menschen, mit ihren Problemen zum Arzt oder ins Krankenhaus zu gehen: Es sei sicher dort.